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Und dennoch ist es Liebe

Und dennoch ist es Liebe

Titel: Und dennoch ist es Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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Wohnungseinrichtung seiner Mutter überlassen, denn er hatte weder die Zeit noch die Lust dazu gehabt. Und es war wenig überraschend gewesen, dass anschließend alles genauso aussah wie in dem Haus, in dem er aufgewachsen war. Astrid hatte ihm eine Ormolu-Uhr und einen antiken Wohnzimmertisch aus Kirschbaumholz hinterlassen. Vorhänge und Polster hatte sie von ihrem Lieblingseinrichter anfertigen lassen. Stoff und Muster hatte er selbst aussuchen dürfen, nur musste es Lodengrün, Marineblau und Scharlachrot sein, denn Astrid glaubte, dass diese Farben besonders gut zu ihrem Sohn passten. Nicholas hatte so ein offiziell wirkendes Wohnzimmer zwar nicht gewollt, aber das hatte er seiner Mutter gegenüber nie erwähnt. Allerdings hätte er auch nicht gewusst, wie er ein ›normales‹ Wohnzimmer daraus hätte machen sollen.
    »Und? Was denkst du?«, flüsterte Paige so leise, dass Nicholas schon glaubte, er habe sich die Frage nur eingebildet.
    Er trat hinter Paige und schlang die Arme um sie. »Ich denke, wir werden wohl eine Vase kaufen müssen.«
    Er spürte, wie Paiges Schultern sich entspannten. Plötzlich begann sie zu reden, und die Worte sprudelten nur so aus ihr heraus. »Ich wusste nicht, was ich tun konnte«, sagte sie, »ich wusste nur, dass ich nicht untätig bleiben durfte. Und dann kam ich auf die Idee … Ich kann Kekse backen, hast du das gewusst? … Nun, ich weiß ja nicht, ob das, was ich mag, das Gleiche ist, was du magst, und ich habe mich gefragt, wie ich wohl reagieren würde, wenn ich nach Hause käme, und jemand, den ich kaum kenne, hätte alles umgebaut. Und wir kennen uns ja wirklich kaum, Nicholas, und auch darüber habe ich die ganze Nacht nachgedacht. Kaum war ich davon überzeugt, dass das hier das Richtigste ist, das ich je getan habe, da meldet sich der gesunde Menschenverstand zu Wort. Was sind deine Lieblingskekse? Butter oder Schokolade?«
    »Ich weiß nicht«, antwortete Nicholas. Er lächelte. Es gefiel ihm, dass er Paige nur mit Mühe folgen konnte. Irgendwie erinnerte ihn das an das Kaninchen, das er als Kind einmal gehabt hatte, und wie er versucht hatte, es an der Leine spazieren zu führen.
    »Hör auf, mich zu ärgern«, sagte Paige und zog sich von ihm zurück. Sie ging in die Küche und holte ein Blech aus dem Ofen. »Du hast diese Keksausstecher noch nie benutzt«, sagte sie. »Die Preisschilder waren noch dran.«
    Nicholas stand ebenfalls auf, nahm sich einen Pfannenheber und löste damit einen Keks vom Blech. Er war heiß, sodass er ihn erst einmal von einer Hand in die andere werfen musste, bis er ein wenig abgekühlt war. »Ich habe gar nicht gewusst, dass ich solche Formen habe«, sagte er. »Ich koche nicht viel.«
    Paige schaute zu, wie Nicholas den Keks probierte. »Ich auch nicht. Ich nehme an, das solltest du wissen, oder? Vermutlich würden wir binnen eines Monats verhungern.«
    Nicholas hob den Blick. »Aber dann würden wir zumindest glücklich sterben«, sagte er und nahm einen zweiten Bissen. »Die sind gut, Paige. Du unterschätzt dich.«
    Paige schüttelte den Kopf. »Ich habe einmal den Herd in Brand gesetzt, weil ich ein Fertiggericht machen wollte, ohne es vorher aus der Packung zu nehmen. Kekse sind alles, was ich kann. Aber die kann ich blind. Und du scheinst mir der Butterkekstyp zu sein. Ich habe überlegt, ob du im Mercy je Schokolade bestellt hast, aber das hast du nicht, also kam ich zu dem Schluss, dass du eher auf Vanille stehst.« Als Nicholas sie anstarrte, grinste Paige ihn an. »Die Welt ist in Schokoladen- und Vanilletypen eingeteilt. Hast du das etwa nicht gewusst, Nicholas?«
    »So einfach ist das?«
    Paige nickte. »Denk doch mal darüber nach. Niemand mag alles in einem gemischten Eis gleich gerne. Entweder sparst du dir die Schokolade auf oder die Vanille. Wenn du Glück hast, kannst du mit jemandem tauschen, dann hast du einen ganzen Becher mit der Sorte, die du am liebsten magst. Mein Dad hat das immer so mit mir gemacht.«
    Nicholas dachte über den Tag nach, den er gerade hinter sich hatte. Er hatte noch immer Bereitschaftsdienst in der Notaufnahme. An diesem Morgen waren sechs Fahrzeuge auf der Route 93 ineinandergerast, und die Verletzten waren ins Mass General gebracht worden. Einer war gestorben, ein anderer war acht Stunden lang in der Neurochirurgie operiert worden, und wieder ein anderer hatte einen Herzstillstand gehabt. Während des Mittagessens wurde ein sechsjähriges Mädchen hereingebracht, das auf dem Spielplatz in

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