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Und dennoch ist es Liebe

Und dennoch ist es Liebe

Titel: Und dennoch ist es Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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Anatomieseminar und schlug vor, gemeinsam eine Tasse Kaffee trinken zu gehen. Er kenne da einen Laden, sagte er, wo während des Essens ein Porträt von den Gästen gezeichnet wird. Zwar sei er ein wenig weiter entfernt, auf der anderen Flussseite, aber er liege relativ nah bei seinem Apartment – für danach. Und dann ging Nicholas neben Rachel zum Wagen und bemerkte die Blicke der anderen Männer, als sie Rachels honigfarbenes Haar und ihre sanften Kurven sahen. Und als sie schließlich vor der Tür des Schnellimbisses standen, riss Nicholas sie an sich und küsste sie leidenschaftlich auf den Mund.
    »Sieh mal einer an«, sagte Rachel und lächelte. »Willkommen zurück.«
    Nicholas führte sie zu der Nische, in der er immer saß, doch sie ging erst einmal in den Waschraum. Paige war nirgends zu sehen, und das machte Nicholas wütend. Schließlich war er ihretwegen hier! Er hing diesem Gedanken noch nach, als sie plötzlich hinter ihm stand. Sie war mucksmäuschenstill, und Nicholas hätte ihre Gegenwart gar nicht bemerkt, wäre da nicht der frische Duft von Birnen und Weiden gewesen, an dem er sie erkennen konnte. Als sie vor ihn trat, waren ihre Augen groß und müde. »Tut mir leid«, sagte sie. »Ich wollte nicht, dass du sauer auf mich bist.«
    »Wer ist denn hier sauer?«, erwiderte Nicholas und grinste, doch er spürte ganz deutlich einen Stich in seinem Herzen, und er fragte sich, ob das das Gefühl war, das Herzpatienten ihm immer beschrieben.
    Genau in diesem Augenblick kam Rachel wieder zurück und setzte sich zu Nicholas in die Nische. »Bitte, entschuldigen Sie«, sagte Paige, »aber diese Nische ist besetzt.«
    »Ja, ich weiß«, erwiderte Rachel kühl. Sie schaute zu Nicholas und dann zu Paige, und sie streckte die Hand aus und verschränkte die Finger besitzergreifend mit denen von Nicholas.
    Nicholas hätte es nicht besser planen können, doch er hatte nicht damit gerechnet, dass es so wehtun würde. Der Grund dafür war jedoch nicht, dass Paige wie angewurzelt vor ihm stand, den Mund leicht geöffnet, als habe sie nicht richtig gehört. Der Grund dafür war, dass Nicholas keine Enttäuschung sah, betrogen worden zu sein, als sie sich wieder zu ihm umdrehte. Stattdessen, so erkannte er, schaute sie ihn immer noch an, als wäre er ein mystisches Wesen. »Weshalb bist du hergekommen?«, fragte sie.
    Nicholas räusperte sich, und Rachel trat ihm unterm Tisch vors Bein. »Rachel hat von den Bildern gehört und hätte gern eins.«
    Paige nickte und ging ihren Block holen. Als sie wieder zurückkam, setzte sie sich neben der Nische auf einen kleinen Hocker und hielt den Block schräg, so wie sie es immer tat, damit das fertige Bild auch sie überraschte. Sie zeichnete saubere, schnelle Linien und verwischte sie mit dem Daumen, und während sie zeichnete, schauten andere Gäste ihr über die Schulter, lachten und flüsterten miteinander. Als sie fertig war, warf sie den Block vor Nicholas hin und ging in die Küche. Rachel drehte ihn herum, sodass sie das Porträt betrachten konnte. Da waren ihr Haar, das Glitzern in ihren Augen, und sogar das Wesentliche ihrer hübschen Gesichtszüge hatte Paige eingefangen, aber dennoch … Das Bild zeigte ganz eindeutig ein Reptil.
*
    Obwohl er in dieser Nacht Rufbereitschaft hatte, tat Nicholas etwas, das er noch nie getan hatte: Er meldete sich telefonisch krank. Dann aß er einen Bissen bei McDonald’s und spazierte nach Sonnenuntergang über den Harvard Square. Schließlich setzte er sich an der Ecke auf eine Bank und schaute einem Artisten zu, der mit brennenden Fackeln jonglierte, und er fragte sich, ob der Kerl wohl Angst davor hatte, dass etwas passieren könnte. Nicholas legte eine Dollarnote in den Gitarrenkoffer eines Jazzgitarristen und blieb vor dem Fenster eines Spielzeugladens stehen, wo Plüschalligatoren in Plastiksümpfen badeten. Dann, um fünf vor zwölf, ging er zum Mercy und überlegte sich, was er tun sollte, wenn heute Doris oder Marvela abschlossen und nicht Paige. Er würde wohl einfach weitergehen, bis er sie gefunden hatte.
    Paige leerte gerade die Ketchupflaschen, als er hereinkam. Über ihren Kopf hinweg war das Bild von Rachel als Reptil zu sehen; es klebte neben den anderen an der Wand. »Es gefällt mir«, bemerkte Nicholas, und Paige erschrak.
    Dann lächelte sie unwillkürlich. »Ich bin mir sicher, damit habe ich einen Gast vergrault«, sagte sie.
    »Wenn schon!«, erwiderte Nicholas. » Mich hast du damit wieder

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