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Und dennoch

Und dennoch

Titel: Und dennoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hildegard Hamm-Bruecher
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Individuums.
    Für unsere Vertreter im Münchner Stadtrat würde es auch ein Hauptanliegen sein, dass diese Stadt ihr Scherflein dazu beiträgt, wieder zu dem kulturellen Mittelpunkt zu werden, der ihr ihrer Tradition und Anlage nach zusteht. Dazu gehört zweifellos, dass die Münchener Universität wieder zur ersten und besten Deutschlands aufrückt. Bedenken Sie doch bitte, welche Bedeutung die Hochschulen für den Wohlstand und das Ansehen der bayerischen Hauptstadt hatten! Um diese Ziele, die sich alle stecken, denen eine wirkliche Renaissance Münchens am Herzen liegt, um dieses Ziel zu erreichen, muss der endlosen Bürokratie ein Ende gemacht werden. Wir müssen sie bei der Wurzel packen. Es darf nicht mehr vorkommen, dass auch nur ein einziger auf einen Lehrstuhl berufener Wissenschaftler dem Ruf nach München nicht Folge leisten kann, weil ihm die Stadt Zuzug und Wohnung versagt. Bürokratische Verordnungen sollen von Menschen gehandhabt und nicht maschinell verwirklicht werden! Es müssen Ausnahmen gemacht werden, und zwar vor allem in all den Fällen, bei denen es sich um die Erhaltung und Mehrung lebendiger, geistiger oder materieller Werte handelt.

    Ich nannte als einen weiteren Leitfaden für meine kommunale Arbeit das Angehen gegen jede Umstandskrämerei. Das bedeutet ganz generell: praktisch sein – vereinfachen, und daraus ergeben sich weitere ungeahnte Möglichkeiten zur Entschärfung unserer Bürokratie. Hier liegt die große Chance für die politisch interessierte und die praktisch erfahrene Frau.
    Die Fürsorge für unsere Alten und Kranken zum Beispiel und für unsere Heimatlosen und verelendeten jungen Menschen, die man immer noch und immer wieder dadurch zu bessern sucht, dass man sie, einmal beim Schwarzhandel ertappt, tage-, wochen- oder gar monatelang mit »schweren Brüdern« in eine Zelle sperrt.
    Auch die Pflege, der Aufbau und die Verbesserung unserer Schulen und Kindergärten würde mir ein Hauptanliegen sein. Für den Schmutz und die unhygienischen Verhältnisse in unseren Schulen gibt es keine Entschuldigung. Die erfolgreiche Initiative des deutsch-amerikanischen Frauenclubs, der sich um rasche Abhilfe bemühte, beweist es zur Genüge. Ich möchte so weit gehen zu sagen, dass alle städtischen Büros und Ämter nicht eher mit Besen, Eimern und Putzlumpen versorgt werden dürften, als bis nicht die letzte Schule mit diesen Utensilien ausgestattet ist.
    Ein fruchtbares Beginnen wäre es vielleicht auch, die oft sehr kostbaren Einrichtungen, die von der amerikanischen Armee dem deutschen Jugendprogramm zur Verfügung gestellt wurden, auch wirklich nutzbar zu machen. In beinahe allen Club-Häusern in Stadt und Land gibt es reichhaltige Bibliotheken, tadelloses Bastel- und Handwerkszeug, Sportgeräte; nur fehlt es oft an verständiger und liebevoller Anleitung und Überwachung.
    Dann müsste versucht werden – soweit es innerhalb der städtischen Kompetenzen überhaupt möglich ist –, vor allem jungen Frauen und Müttern zu dem Allernotwendigsten, was ihnen auf Grund ihrer Bezugsscheine zusteht, zu verhelfen. Weiter wird es notwendig sein, bei allen theoretischen Erörterungen und Planungen praktische Notwendigkeiten geltend zu machen – zum Beispiel beim Wohnungsbau. Wirkliche Verarmung wird nach
einer Währungsreform zunächst unser aller Schicksal sein. Nur bei allergrößter Sparsamkeit und rationellster Ausnützung auch der kleinsten Möglichkeit werden wir jedem Bürger und seiner Familie das in der Verfassung garantierte »Recht auf Wohnung« verwirklichen können.
    Es wird auf jeden Fall gebaut werden müssen. Könnte man nicht von vornherein auch unsere Studenten berücksichtigen, deren Zahl in München über 18 000 hinausgewachsen ist?
    Eine zweite Kategorie, die bei künftigen Bauplanungen nicht vergessen werden darf, ist die der alleinstehenden berufstätigen Frau. Die Folgen des Krieges haben ihre Zahl größer gemacht. Es darf nicht das Los dieser tüchtigen und selbstständigen Menschen sein, dass sie nun ihr ganzes Leben als »möblierte Untermieter« fristen müssen.
    Die Gemeinde ist nichts anderes als eine sehr große Familie. Hier wie dort tauchen täglich neue Fragen und Probleme auf, die gleichermaßen mit dem Verstand wie mit dem Herzen gelöst werden müssen. Wie in der Familie Aufbau und Fortschritt nur durch gemeinsame Anstrengungen und gegenseitiges Vertrauen zustande kommen, so auch in der Gemeinde, deren Vertretung Sie durch wohlüberlegte und bedachte

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