Und der Basilisk weinte (German Edition)
auch. Philippe Stähli.»
«Stähli? Das sagt mir nichts.»
«Doch. Er war sogar schon einmal hier bei uns.»
«Machst du Witze?»
«Als wir den sechzigsten Geburtstag von Professor Dankwart feierten. Ein grosser, blonder, junger Mann, damals Assistent von Dankwart. Inzwischen hat er Karriere gemacht. Sicher wird er eines Tages Chefarzt im Kantonsspital.»
«Ich erinnere mich vage … ja, jetzt kommen die Bilder wieder. Sehr sympathisch … Dankwart stellte ihn mir als genialen Kopf vor, der eine grosse Karriere vor sich habe.»
«Das ist Philippe Stähli.»
Monika kannte Professor Dankwart seit Langem. Nachdem sie ihr Studium abgeschlossen hatte, dachten viele, dass sie sich um eine Stelle bei Dankwart in der Forschung bewerben würde. Bevor sie sich entschliessen konnte, starb Monikas Vater und sie übernahm die Leitung der kleinen Apothekenkette, die er aufgebaut hatte. Dadurch entstanden auch freundschaftliche Beziehungen zu vielen Ärzten in der Stadt.
«Philippe stammt aus einer alten Ärztedynastie. Damals behauptete der Vater des getöteten Jungen, mir fällt der Name nicht ein …»
«Der Junge hiess Beat Fahrner.»
«Genau. Also der Vater von Beat Fahrner behauptete, dass alle im Prozess Beteiligten geschmiert worden seien, inklusive Polizei und Staatsanwalt.»
«Gehören die Stählis zum Basler ‹Daig›?»
«Nein, das sind schon eher die Vischers, Merians, Oeris und Sarasins. Wenn du fragen würdest, ob sie zur Ärzte-High-Society gehören, würde ich das mit einem Ja beantworten.»
«Ein ‹Daig› neben dem ‹Daig›?»
«So ist es. Ein Akademikerzirkel. Aber längst nicht so einflussreich wie die alten Basler Familien. Stählis Vater war bis zu seiner Pensionierung Chefarzt im Kantonsspital und sein Grossvater Hausarzt in Riehen.»
«Was hältst du von Philippe Stähli?»
«Wie er damals war, kann ich nicht beurteilen, weil ich ihn noch nicht kannte. Ich würde ihn als einen der fähigsten Ärzte von Basel bezeichnen. Keine Spur von Arroganz. Aufgeschlossen und wirklich sympathisch. Er ist übrigens seit fünf Jahren mit Silvia Ruprecht verheiratet, eine gute Bekannte. Sie haben zwei Kinder.»
«Traust du ihm zu, dass er früher einmal jemanden zu Tode geprügelt hat?»
«Nein, ehrlich gesagt nicht. Aber man kann nur an einen Menschen heran sehen, nicht in ihn hinein. Ich weiss ja auch nicht, welche schrecklichen Geheimnisse du vor mir verbirgst.»
Sie knabberte an seinem linken Ohr.
«Die sind so fürchterlich, dass du sie nicht verkraften würdest.»
«Wirklich?»
Sie küsste ihn zärtlich.
«Ist dir zu warm, Francesco?»
Es war eine angenehme Wärme, die in Ferrari hochstieg. Sehr angenehm sogar.
6. Kapitel
Am folgenden Morgen verliess Ferrari ungewohnt früh das Haus. Im Dorfkern von Birsfelden wartete er in einem Café auf Nadine.
«Scheisstram! Der Trottel von Tramchauffeur ist einfach vor meiner Nase abgefahren. Da musste ich aufs nächste warten.»
«Er hat dir vielleicht angesehen, dass du normalerweise mit einem Porsche rumrast.»
«Ich musste ein Ticket lösen und habe mich bei diesem neuen Automaten vertippt. Das wars. Er hat kurz gebimmelt und weg war das Tram.»
«Er hält nur seinen Fahrplan ein.»
«Na prima. Diese Tramfahrerei geht mir gehörig auf die Nerven.»
Sie fuhren mit einem der gelben Autobusse der Baselland Transport AG nach Füllinsdorf, um den pensionierten Kommissär zu treffen. Bernhard Meister hatte sich in den vergangenen Jahren, es waren sicher fünf Jahre her, seit Ferrari ihm zum letzten Mal begegnet war, praktisch nicht verändert. Nur die üppige Haarpracht, sein Markenzeichen, hatte sich gelichtet, während sich der früher schon vorhandene Bierbauch zu einer veritablen Trommel ausgedehnt hatte.
«Guten Tag, Bernie!»
«Ciao, Francesco. Und Sie müssen Nadine Kupfer sein!» Er reichte ihr die Hand. «Kommt rein. Wollen wir uns in den Garten setzen? Oder ist es euch zu kühl?»
«Garten ist perfekt. Es ist zwar noch früh, aber schon ziemlich warm.»
«Kaffee, etwas Kaltes oder lieber etwas Starkes?»
«Einen Kaffee, bitte.»
«Mir auch, Herr Meister.»
Sie setzten sich an einen runden Tisch im Garten. Hier liess es sich gut leben. Bernhard Meister klimperte in der Küche mit dem Geschirr.
«Soll ich Ihnen helfen?»
«Danke, es geht, Nadine. Ich darf Sie doch so nennen?»
«Ja, natürlich.»
Kurz darauf kam er mit einem Krug Kaffee und einigen Croissants in den Garten.
«Schön haben Sie es hier, Herr Meister.»
«Es
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