Und der Basilisk weinte (German Edition)
verdammte Dreckspiel funktionierte. Die alten Fahrners tun mir sehr leid und die Schwester des Ermordeten, die alle Hebel in Bewegung gesetzt hatte, um die vier hinter Schloss und Riegel zu bringen.»
«Glaubst du, dass der Mord an Gissler mit den Vorgängen vor fünfzehn Jahren zusammenhängt?»
Meister dachte lange nach.
«Nein … wahrscheinlich nicht. Weshalb wartet jemand so lange, bis er sich rächt? Das ergibt keinen Sinn.»
«Genau das Gleiche denken wir auch.»
«Wenn aber demnächst noch einer der Viererbande umgebracht wird, Nadine, würde ich meine Meinung revidieren.»
«Mal nicht den Teufel an die Wand, Bernie!»
«Späte Rache gab es schon immer, Francesco.»
«Wer käme dafür in Frage?»
«Eigentlich nicht viele. Am ehesten Fahrners Eltern oder seine Schwester Elisabeth. Ihr würde ich das zutrauen. Ich habe selten einen Menschen gesehen, der so voller Hass gewesen ist.»
«Gab es nach dem Prozess irgendwelche Drohungen?»
«Elisabeth Fahrner sagte vor laufender Kamera, die vier würden ihrem Schicksal nicht entgehen. Wenn es einen gerechten Gott gäbe, würde dieser die Tat sühnen. Fahrners Vater könnte es auch gewesen sein. Aber, wie gesagt, es ist fünfzehn Jahre her. Es gibt keine plausible Erklärung, warum jetzt gerade … Andererseits wäre es nur gerecht, wenn die Täter ihre verdiente Strafe bekämen.»
«Das meinen Sie nicht im Ernst, oder?»
«Aus vollster Überzeugung, Nadine. Die vier haben den jungen Fahrner kaltblütig ermordet. Sie kannten ihn ja nicht einmal. Es war einfach ein Spiel, ein brutales und tödliches Spiel.»
«Kannst du uns die Angeklagten beschreiben, Bernie?»
«Ja, natürlich. Fangen wir mit Arnold Gissler an. Intelligent und sadistisch, ohne eigene Meinung, will immer dabei sein – der Prototyp eines Mitläufers. Macht auf sich aufmerksam, indem er dem Anführer imponiert. Ein ausführendes Organ.»
«Nehmen wir an, die Theorie stimmt und jemand will alle vier umbringen, weshalb erwischt es Gissler zuerst?»
«Weil er sich als Versuchsobjekt hervorragend eignet, Nadine. Für ihn kam es wohl am überraschendsten. Eine gute Wahl, ihn zuerst zur Strecke zu bringen.»
«Wen würdest du anschliessend umbringen?»
«Selm! Ganz eindeutig Robert Selm.»
«Warum?»
«Ein weiterer Mitläufer. Aber einer, der immer auf der Hut ist. Ein vorsichtiger Taktierer. Im Vergleich zu Gissler genau abwägend, ob er mitmachen will oder nicht. Die Hintertüre lässt er offen, damit er bei drohender Gefahr rechtzeitig einen Abgang machen kann. Auf ihn habe ich mich damals eingeschossen und zu Recht. Als ihm klar wurde, dass es keinen Ausweg geben würde, hat er gestanden und die anderen in die Pfanne gehauen. Ich versprach, ihn in ein besonderes Zeugenschutzprogramm aufzunehmen. Garantierte ihm praktisch Straffreiheit, wenn er die anderen ans Messer liefern würde. Das ging so lange gut, bis ihm Hartmann einen besseren Vorschlag unterbreitet oder ihm mehr Angst gemacht hat.»
«Und wie würdest du ihn töten?»
«Spielt das Wie eine Rolle, Francesco? Die Frage ist doch eher, wann der passende Zeitpunkt dafür ist. Da muss ich passen. Aber, das sage ich dir, wenn es den vier an den Kragen geht und der Täter ein Insider ist, dann erwischt es Selm mit Sicherheit als Nächsten.»
«Hm … bist du sicher, dass du nicht der Mörder bist?»
Meister lachte.
«Was habe ich dir zu Beginn deiner Karriere einmal gesagt, Francesco?»
«Versetze dich in den Täter und du bringst ihn zur Strecke.»
«Genau. Und nichts anderes machen wir im Augenblick.»
«Gut. Setzen wir unser Gedankenspiel fort. Zwei sind tot. Wer folgt den beiden?»
«Richter ist jetzt an der Reihe, denn er war die Nummer zwei, Stählis Stellvertreter. Kalt, berechnend, ohne Skrupel. Immer für eine Schandtat bereit und sehr intelligent. Eine starke Persönlichkeit …», Bernhard Meister versank in Gedanken, rührte mechanisch mit einem kleinen Löffel im Kaffee. Nach einer Weile nahm er das Gespräch wieder auf. «Wisst ihr eigentlich, was aus ihnen geworden ist?»
«Wir klären es im Moment ab. Stähli ist Arzt und arbeitet im Kantonsspital, ziemlich erfolgreich. So viel wissen wir schon.»
«Wundert mit nicht. Der Mann ist genial.»
«Weshalb Stähli zu guter Letzt?»
«Er war der Anführer. Eher introvertiert, die Fäden aus dem Hintergrund ziehend. Es dauerte seine Zeit, bis ich dies begriff. Ich dachte zuerst, dass Richter die Gruppe anführe. Aber es war eindeutig Stähli. Sogar aus der
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