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Und der Basilisk weinte (German Edition)

Und der Basilisk weinte (German Edition)

Titel: Und der Basilisk weinte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gold
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gefällt uns. Unsere kleine Zufluchtsstätte.»
    «Ist deine Frau nicht zu Hause?»
    «Heidi ist mit einigen Freundinnen nach Wien geflogen. Weiberausflug! Da haben wir Männer nichts zu suchen. Das muss auch mal sein. Ich komme die paar Tage gut alleine zurecht. Aber nur einige Tage, dann beginnt das Chaos.»
    Francesco musterte seinen Vorgänger. Mehr noch sein grosses Vorbild und das einer ganzen Generation von Ermittlern. Meisters geniale Schachzüge bei der Aufklärung schwieriger Mordfälle waren legendär, ebenso seine brillante Rhetorik. «Wenn ich euch so sehe, dann habe ich das Gefühl, meine Aktivzeit ist gar noch nicht so lange her», sinnierte Meister. «Und doch kommt es mir wie eine kleine Ewigkeit vor.»
    «Fehlt dir das Ermitteln nicht?»
    Meister überlegte lange, nahm gemächlich einen Schluck Kaffee, bevor er zur Antwort ansetzte.
    «Manchmal, wenn ich von einem Fall in der Zeitung lese, juckt es mich in den Fingern. Aber nur kurz. Weisst du, Francesco, jeder Lebensabschnitt hat seine guten Seiten. Das hat der da oben», er zeigte zum Himmel hinauf, «ganz gut eingefädelt. Ich habe zum richtigen Zeitpunkt den Absprung geschafft. Es gibt nichts Schlimmeres, als diesen zu verpassen. Sich an etwas zu klammern, was eigentlich schon Vergangenheit ist. Heidi und ich hatten ein schönes Leben, was heisst hier hatten», korrigierte er sich, «wir haben ein schönes und zufriedenes Leben. Vielleicht, weil wir immer im richtigen Augenblick loslassen konnten, um einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen.»
    «Was nicht allen gelingt.»
    «Es braucht Mut, doch jedem Anfang wohnt ein Zauber inne. Ich halte es in dieser Beziehung ganz mit Hesse.»
    «Wie jede Blüte welkt und jede Jugend dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe, blüht jede Weisheit auch und jede Tugend zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.»
    «Ich bin beeindruckt, Francesco. Es lohnt sich, von Zeit zu Zeit aufzubrechen und eine neue Reise anzutreten. Viele Menschen verharren in ihren Gewohnheiten, in ihrer Bequemlichkeit. Mein Nachbar hier rechts um die Ecke», er deutete mit dem Kopf die Richtung an, «der ist inzwischen zweiundachtzig. Jeden Tag fährt er ins Geschäft. Sein Sohn geht auch schon auf die fünfzig zu. Wir hören oft, wie sich die beiden streiten. Aber der Alte kann einfach nicht loslassen. Die junge Generation muss Platz haben, sonst kann sie sich nicht entfalten. Sie muss atmen können.»
    «Vielleicht kann er sich mit nichts anderem beschäftigen, hat keine Hobbys oder Interessen.»
    «Schon möglich. Wahrscheinlich ist es so. Trotzdem müsste er einen Schritt weiter gehen, Stufe um Stufe. Aber ihr seid sicher nicht hier, um mit mir zu philosophieren, und einen guten Rat, was den Ruhestand angeht, braucht ihr auch erst in einigen Jahren. Und du in einigen Jahrzehnten, Nadine. Dann schau ich mir die Welt von unten an, vielleicht sitze ich auch auf einer Wolke und geniesse die Vogelperspektive. Wer weiss. Es freut mich übrigens, dass ich dich endlich kennenlerne, Nadine.»
    Ferrari sah mit Freuden, dass sie errötete.
    «Haben Sie denn schon von mir gehört?»
    «Aber sicher doch! Wer sich mit Jakob Borer anlegt und wer einen einsamen Wolf wie Francesco an die Kandare nimmt, von dem wird gesprochen. Ausserdem siehst du verdammt gut aus, Mädchen. Eine gefährliche Mischung. Intelligent und attraktiv! Da hört sogar ein altes Schlachtross wie ich die Glocken läuten.»
    Nadine lächelte verlegen.
    «Pass auf, Nadine. Er ist ein alter Schwerenöter. Zu seiner Zeit war keine Frau im Kommissariat vor ihm sicher.»
    «Nur Gerüchte, Nadine! Nichts als Gerüchte. Aber zurück zu eurem Besuchsgrund.»
    «Wir möchten uns mit dir über einen deiner Fälle unterhalten.»
    «Der Mord an Beat Fahrner», ergänzte Meister.
    «Wie kommen Sie gerade auf diesen Fall?»
    Meister lachte.
    «So ganz weg bin ich halt doch noch nicht, Nadine. Ein Mäuschen hat mir gestern Abend zugeflüstert, dass Arnold Gissler ermordet wurde.»
    Ferrari schüttelte irritiert den Kopf.
    «Das wussten aber nur ganz wenige.»
    «Keine Angst, Francesco, bei mir ist diese Information gut aufgehoben. Ich dachte mir, dass du heute oder spätestens morgen bei mir auftauchen würdest. Das hätte ich nämlich auch als Erstes getan. Und ehrlich gesagt, ich wäre schwer enttäuscht gewesen, wenn ihr nicht gekommen wärt.»
    Ferrari musterte den ehemaligen Kommissär amüsiert.
    «Es würde mich brennend interessieren, von wem du den Wink bekommen hast. Doch ich

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