Und der Basilisk weinte (German Edition)
Kommissär.»
«Der … Mann … hat ja fast kein Gesicht mehr. Das verfolgt mich jetzt bestimmt wochenlang, Nadine.»
«Verstehe, Chef. Wir bemühen uns, dir in Zukunft nur noch schöne Tote zu präsentieren.»
«Es kann nicht jeder so abgebrüht sein wie ihr zwei. Ich muss hier raus. Oder gibt es etwas Spezielles, das ich noch anschauen müsste?»
«Das Highlight haben wir dir gezeigt.»
Francesco sah Nadine an. War sie wirklich so abgebrüht? Oder zog sie einfach nur die perfekte Show ab?
«Ich bin so, wie ich bin, Francesco.»
Gedankenlesen kann sie auch noch. Eigentlich nichts Neues. Trotzdem bin ich immer wieder überrascht, fühle mich ertappt wie ein kleiner Schuljunge.
«Können wir die Unterhaltung draussen weiterführen?»
Nadine setzte sich auf die niedere Gartenmauer, während Strub sich stehend eine Zigarette anzündete.
«Was ist passiert? Wer ist der Mann? Und wer hat euch informiert?»
«Viel wissen wir noch nicht. Er heisst Arnold Gissler, dreiunddreissig Jahre alt. Zumindest habe ich einen Pass mit diesen Angaben in einer Schublade gefunden. Die Identifikation ist ja nicht ganz einfach.»
«Hör auf! Es kommt mir gleich wieder hoch.»
«Anscheinend arbeitet er bei einer Transportfirma als Lagerist. Ich habe einige Lohnabrechnungen neben dem Pass gefunden und bei der Firma angerufen. Arnold Gissler hatte zwei Wochen Ferien. Als er heute nicht zur Arbeit kam, hat ein Kollege bei ihm Sturm geläutet.»
«Der Hausmeister?»
«Gibt es nicht. Es sind nur vier Wohnungen, auf jeder Etage eine. Der Kollege von Gissler hat beim Gundeldingerposten angerufen, als niemand aufgemacht hat. Die sind dann ausgerückt, haben die Tür aufgebrochen, den Toten gefunden und uns informiert.»
«Ist denn niemandem der Gestank im Treppenhaus aufgefallen?»
«Anscheinend nicht. Wobei es erst so richtig stinkt, seit die Wohnungstür offen ist.»
«Die Todesursache, Peter?»
«Wahrscheinlich wurde er erstochen.»
«Was denn! Du immer mit deinem ‹Wahrscheinlich›. Ist er erstochen worden oder nicht?»
«Du brauchst mich gar nicht so anzumotzen, Francesco. Mit grösster Wahrscheinlichkeit wurde der Mann erstochen, aber du hast ja die Leiche gesehen. Du musst schon meinen Autopsiebericht abwarten …»
Ferrari schluckte leer und taumelte. Nadine fing ihn gerade noch rechtzeitig auf. Er setzte sich neben seine Assistentin auf die Mauer.
«Ist dir nicht gut, Francesco?», säuselte Strub. «Wie gesagt, aller Wahrscheinlichkeit nach wurde er mit mehreren Messerstichen getötet. Die Hitze und die Tierchen haben ein Übriges getan», fuhr Strub ungerührt weiter. «Noch ein paar Tage und er wäre so richtig verfault. Stell dir vor, Francesco, die Maden fressen dir das Gehirn aus dem Kopf …»
Ferrari würgte und japste wie ein erstickender Fisch nach Luft.
«Jetzt reicht es, Peter!»
«Oh, Mama Kupfer stellt sich vor ihren Schützling! Ein empfindliches Pflänzchen, dein Partner. Vielleicht sollte er sich in die Abteilung Wirtschaftsdelikte versetzen lassen oder zur Verkehrspolizei wechseln. Bussen verteilen und so.»
Ferrari kümmerten die dummen Sprüche im Augenblick wenig. Er kämpfte mit erneuter Übelkeit.
«Ich bin oben, Nadine. Wenn er sich erholt hat, sag ihm, dass ich ihm morgen den Bericht vorbeibringe.»
«Mach ich, Peter. Danke.»
Nadine wartete geduldig, bis Ferrari seine Übelkeit überwunden hatte. Nur langsam nahm sein Gesicht wieder Farbe an.
«Ich frage mich jedes Mal, wenn wir so was erleben, weshalb du diesen Job machst. Warum bist du ausgerechnet Kriminalkommissär geworden?»
«Weil mich das am meisten fasziniert», brummte Ferrari.
«Mit deinem Nervenkostüm …»
«Hör auf damit, bitte. Es sehen ja nicht alle Leichen so schrecklich aus. Der Name … Arnold Gissler … irgendwie sagt er mir etwas», versuchte er vom Thema abzulenken.
«Du meinst, er war einer unserer Kunden?»
«Bin mir nicht sicher. Aber ich habe den Namen schon irgendwo gehört.»
«In welchem Zusammenhang?»
«Weiss ich nicht. Es fällt mir aber bestimmt noch ein.»
«Peter wird uns den Bericht morgen auf den Tisch legen.»
«Das habe ich gehört. Taub bin ich noch lange nicht. Gibt es Anzeichen für einen Kampf?»
«Weder für einen Kampf noch für einen Raub. Seine Brieftasche lag auf dem Boden, an die zweihundert Franken waren drin. Der Mörder oder die Mörderin hat ihn gekillt, die Wohnungstür zugezogen und ist seelenruhig gegangen.»
«Also ein Bekannter oder eine
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