Und der Basilisk weinte (German Edition)
Bekannte.»
«Wahrscheinlich. Vielleicht ein Beziehungsdelikt.»
«Was ist mit der Tatwaffe?»
«Die haben wir gefunden. Die mutmassliche Tatwaffe, wie Peter sagen würde. Aber Gissler ist sicher damit umgebracht worden. Ein Klappmesser. Der Mörder oder die Mörderin, man weiss ja nie, stach mehrmals zu. Ziemlich brutal sogar. Oh, Mist! Das muss ich Peter ja noch geben …»
«Was denn?»
«Eine goldene Kette mit einem Sternzeichenanhänger. Waage. Gehört sicher dem Toten. Sie lag auf dem Boden neben der Leiche unter ein paar Zeitungen. Beim Sturz auf den Boden muss der Klubtisch umgekippt sein. Ich habe die Kette in eine Tüte gesteckt. Bitte erinnere mich daran, dass ich sie den Kollegen noch gebe.»
«Mache ich. Wann ist Gissler geboren?»
«Am 20. Oktober 1976. Also Waage.»
Ferrari schüttelte den Kopf. Da liegt ein Mann zwei Wochen tot in seiner Wohnung und niemand bemerkt etwas. Niemand scheint ihn zu vermissen, die Familie nicht, die Freunde nicht, die Hausbewohner nicht. In welch armseliger Welt leben wir bloss, in der jeder nur für sich schaut? Gut, er hatte Ferien, wollte vielleicht wegfahren. Zumindest einer wusste, dass er da war, der Mörder oder die Mörderin!
«Hast du mit den anderen Mietern gesprochen?»
«Die arbeiten anscheinend alle. Es ist niemand da. Einer der uniformierten Beamten hat aber Gisslers Kollegen befragt. Arnold Gissler scheint ein Einsiedler gewesen zu sein. Er lebte zurückgezogen, war nie krank, immer pünktlich, absolut zuverlässig und beliebt. Deshalb waren die Kollegen auch beunruhigt, dass er heute nicht zur Arbeit erschienen ist. Er, der nie fehlte. Übrigens er hätte längst Abteilungsleiter werden können.»
«Und weshalb wurde er es nicht?»
«Er wollte nicht. Ihm reichte sein Posten als Lagerist.»
«Verheiratet?»
«Nein, auch keine Freundin, so viel der Kollege weiss.»
«Aber irgendein Motiv muss es ja geben. Er hat sich sicher nicht selbst erstochen. Raub fällt aus, zumal nichts fehlt oder zumindest das Geld noch da ist. Und, so wie die Wohnung aussieht, macht es nicht den Eindruck, dass etwas bei ihm zu holen gewesen wäre. Im Geschäft wurde er anscheinend für keinen zum Konkurrenten. Bleibt noch ein Beziehungsdelikt.»
«Oder etwas, was tief im Untergrund schlummert.»
«Auch gut. Das wäre mir beinahe am liebsten.»
Nadine warf ihrem Chef einen fragenden Blick zu.
«Im Augenblick ist nicht viel los …», verteidigte sich Ferrari und ging ohne weitere Erklärungen zur Tagesordnung über. «Kannst du mal feststellen, ob etwas gegen diesen Arnold Gissler vorliegt? Es muss etwas geben. Niemand sticht mehrmals aus Spass auf jemanden ein und bringt einen harmlosen Menschen um. Ohne Grund. Hinter der Fassade liegt etwas verborgen. Ganz sicher. Ausserdem ist er kein Unbekannter. Ich weiss nur noch nicht, wo ich den Mann hintun muss …»
3. Kapitel
Nadine und der Kommissär gingen über die Bahnhofspasserelle und den Bahnhofsplatz zurück ins Kriminalkommissariat. Der Weg zum Waaghof war kurz, wie eigentlich meistens. Genau das liebte Ferrari an seiner Stadt, in gut einer halben Stunde konnte man das Zentrum von praktisch überall zu Fuss erreichen. Basel war keine Grossstadt, nein, absolut nicht, und das war auch gut so. Dafür überschaubar, gemütlich und liebenswert.
«Ziemlich viel los heute.»
«Wen wunderts. Ferienzeit ist Reisezeit.»
«Da fällt mir ein, wolltest du nicht mit Noldi nach Rhodos?»
«Tja, Pläne geändert. Noldi ist nach Haute Nendaz gefahren.»
«Ins Wallis? Da ist doch im Sommer nichts los.»
«Seine Eltern haben dort ein Chalet. Ich könne ja nachkommen, wenn ich wolle.»
Ferrari schaute sie von der Seite an. Es hätte ihn brennend interessiert, weshalb sie nicht nach Rhodos geflogen waren.
«Du kannst ja fragen!»
«Ich … ich … wieso seid ihr nicht nach Rhodos geflogen?»
«Das geht dich überhaupt nichts an!»
«Ich habe ja nur … ich meine … du hast mich aufgefordert …»
«Unsinn. Ich wollte nur wissen, ob du wieder einmal deine Nase in meine Angelegenheiten stecken willst. Und prompt bist du darauf reingefallen. Paps wollte heute früh auch wissen, was denn zwischen Noldi und mir schief läuft. Du bist genau gleich wie mein Vater. Zwei neugierige alte Männer!»
Ferrari verzog das Gesicht. Neugierig ja, alt nein! Anscheinend hatte Nationalrat Kupfer bereits sein Fett abbekommen. Jetzt war er an der Reihe.
«Gut, dann eben nicht. Ich habe es nur gut gemeint.»
«Darauf pfeife ich! Ich bin
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