...und der grüne See (German Edition)
Weiß, Schwarz, Braun oder
Grau?“
Denny sah seine Begleiterinfragend an, die lediglich mit den
Schultern zuckte. Er überlegte kurz.
„Braun, denke ich.“
„Tessa, hal du di dat, watte for den Jungen brugst und ick
niam ihn met!“
„In Ordnung, Josef“, erwiderte sie und drehte sich zu Denny.
„Geh ruhig mit ihm. Jetzt erhältst du deine Steine.“
Denny folgte Josef in einen Nebenraum. Ein großer halbrunder
mit dunkelrotem Samt ausgelegter Tisch stand darin. Denny
setzte sich auf Josefs Bitten daran und spürte sein Herz klop-
fen. Josef verschwand für einen Moment. Aufgeregt saß der
junge, künftige Schüler in Steinmagie jetzt allein im Raum.
Viele Gedanken schossen ihm durch den Kopf. In den nächsten
Augenblicken sollte er seine ersten magischen Steine erhalten.
Es hielt ihn nicht mehr auf dem Stuhl, und er wollte gerade wie-
der aufstehen, als Josef im Raum erschien. Er schob eine große
Kiste auf einem Rolluntersatz vor sich her und öffnete sie, als er
Denny gegenüber auf der anderen Seite des Tisches angekom-
men war. Josef nahm eine Unzahl von Edelsteinen heraus und
verteilte sie rund um Denny.
„Was du jetzt zu tun hast, ist, dass du nix tun sollst, ver
-
standen? Rein gar nix machen. Nur sitzen, ja? Nicht du suchst
die Steine aus, sondern sie suchen dich aus.“
„Ok!“ Aufgeregt und angespannt bis in die Haarspitzen
starrte er auf die vor ihm liegenden Steine. Josef setzte sich Denny
gegenüber und klatschte in die Hände. Es wurde daraufhin
stockdunkel. Denny konnte es kaum aushalten vor Spannung,
aber zunächst geschah gar nichts. Plötzlich begann ein Stein
kurz aufzuleuchten und erlosch dann wieder. Stattdessen er-
strahlte dann ein ganz anderer und behielt sein blaues Licht. Ein
zweiter leuchtete dann gelb, ein dritter wiederum grün. Immer
mehr Steine leuchteten in den unterschiedlichsten Farben. Der
gesamte Raum war einzig und allein durch die Steine erhellt.
Josef nahm die Edelsteine vom Tisch, die nicht leuchteten.
„Das war Runde eins.“ Er begann, alle leuchtenden
Steine in einer Reihe nebeneinander auszulegen. Sechzehn
Edelsteine lagen nun vor Denny. Absolute Stille. Nichts von
dem Kundengewimmel war zu hören. Plötzlich geschah es, vier
der Steine auf dem Tisch nahmen an Helligkeit zu, während
die anderen zwölf deutlich nachließen, ohne jedoch ihr Licht
vollständig zu verlieren. Josef trennte die vier hellsten von den
zwölf anderen und schob sie näher zu Denny. Josef klatschte
erneut in die Hände und die Beleuchtung schaltete sich wieder
ein. Sechzehn Steine lagen vor ihrem neuen Besitzer.
„Dein Sternzeichen ist also Skorpion“, stellte Josef fest und
wirkte nachdenklich. „Das sind die typischen Steine dafür! Dein
Hauptstein ist auf jeden Fall ein Turmalin.“
„Aber Sie haben mir vier Steine zugeschoben, welcher ist
denn nun mein Hauptstein.“ Denny wurde ungeduldig.
„Ja, das ist allerdings bemerkenswert.
Alle vier sind Turmaline und keiner von denen hat sich von
den anderen drei deutlich abgesetzt. Sieh nur! Deine Nebensteine
sind Achat, Fluorit, Beryll, Chalzedon, Chysopras, Hämatit,
Jade, Malachit, Obsidian, Rubin, Sarder und Tigerauge.“ Josef
wies auf jeden einzelnen Stein und schien beeindruckt.
„Das ist eine ausgesprochen kräftige Kombination. Zwei
Hauptsteine auf einmal kommen schon des Öfteren vor, aber
gleich vier Turmaline! Denny, mein Junge, hierdurch trägst du
in Zukunft viel Verantwortung für deine Kräfte.“
„Ja, und nu‘?“ Denny war müde.
„Und nun“, sagte Josef, während er eine silberne Kette aus
der Tischschublade hervorholte, „werden sie sozusagen an die
Kette gelegt.“
Mit äußerster Sorgfalt begann Josef die Steine um mehr als die
Hälfte zurückzuschleifen. Beeindruckt beobachtete Denny, wie
flink er mit seinem Werkzeug hantierte. Anschließend zog der
Steinmetz die Steine auf die Kette und das Lederband.
„So, jetzt kannst du sie umlegen, Denny. Nimm aber zuerst
deine Hauptsteine.“
Zaghaft nahm Denny die Kette. Josef half ihm, sie im Nacken
zu verschließen. Dann legte er sich das Lederarmband um. Es
passte wie angegossen und Denny spürte die Wärme an Brust
und linkem Handgelenk. Überwältigt und stolz, als hätte er
in irgendeiner Disziplin die Weltmeisterschaft gewonnen, be-
trachtete er sich in einem Spiegel, der hinter ihm an der Wand
hing. Nun gehörte auch er offiziell zum Kreis der Steinmagier.
„Herzlichen Glückwunsch, mien Jung“,
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