...und der grüne See
werden dort eigentlich nur besondere Kinder aufgenommen? Bin ich ansteckend krank oder was?”
„Es freut mich, dass Sie einem Schulwechsel positiv gegenüberstehen und Nein, mein Lieber, nichts dergleichen. Mit sind junge Menschen wie Sie gemeint. Junge Menschen mit ganz bestimmten Begabungen und Fähigkeiten, die zunächst im Verborgenen ruhen. Diese werden mit der Zeit langsam ans Tageslicht gelangen.”
Professor Hoffalt setzte sich Richtung Ausgang in Bewegung und sagte in hektischem Ton: „Ich bedaure, aber ich habe nun wirklich keine Zeit mehr. Wie ich schon sagte, alles Weitere werden Sie von Ihren Eltern und Ihrem Wächter erfahren. Ich wünsche Ihnen noch weiterhin eine angenehme zweite Ferienhälfte und erwarte Sie in drei Wochen am Beutling.” Die Professorin drehte sich noch ein letztes Mal um, bevor sie das Haus verließ. „Salomé, Samuel, dasselbe wünsche ich Ihnen selbstverständlich auch.”
„Auf Wiedersehen, Professor Hoffalt!”
„Warten Sie, ich begleite Sie zur Tür”, bot sich Salomé an.
„Nicht nötig, ich finde schon hinaus.” Sie vollzog eine schnelle Handbewegung. Augenblicklich flog die Wohnzimmertür auf und mit der Haustür verfuhr die Lehrkraft ebenso, bevor sie endgültig aus dem Haus verschw and.
D enny sah der Frau vom Kolleg mit weit aufgerissenen Augen hinterher. Für seine Eltern schien das soeben Erlebte nichts Ungewöhnliches gewesen zu sein. Verlegen und etwas unsicher sahen sie Denny stumm an und warteten auf eine Reaktion von ihm.
In Momenten, in denen Denny nachdenken musste, pflegte er sich stets zurückzuziehen. Entweder in sein Zimmer oder nach draußen in den Garten. Diesmal zog er die Terrasse vor. Es dauerte nicht lange, da erschien sein Vater und setzte sich zu ihm auf die Bank. In der Hand hielt er einen Umschlag, den Denny erst nicht erkennen konnte, da es bereits dunkel geworden war. Sie schwiegen eine Weile, bis Samuel die Stille unterbrach.
„Alles klar soweit, Denny?”
„Ich denke schon.”
Beide schauten in den klaren Sternenhimmel.
„Sieh mal!” Denny zeigte auf eine Gruppe von Sternen. „Der große Wagen.”
„Ja, ich sehe ihn”, entgegnete Samuel. „Im Kolleg wirst du nicht nur den großen Wagen kennen lernen, sondern auch viele andere Sternenbilder … und so manches mehr.”
„Glaubst du, dass ich dort viel lernen werde?”
„Ja, das wirst du.”
„Waren du und Mama auch dort?
„Ja, waren wir”, antwortete sein Vater und räusperte sich, „und um es mal mit deinen Worten auszudrücken: “
Denny musste schmunzeln, wurde aber schnell wieder ernst.
„Und warum durfte ich davon rein gar nichts wissen?”
„Hätten deine Mutter oder ich in deiner Gegenwart auch nur einen Ton darüber verloren, wären deine Kräfte und Fähigkeiten nie zum Vorschein gekommen. Weil das eben nicht geschah, wirst du nun im Kolleg Beutling aufgenommen, obwohl wir davon ausgingen, dass das in diesem Jahr nichts werden würde. Sie hätten nämlich viel eher kommen müssen.”
„Scheiss Regeln und Vorschriften!”, maulte Denny verärgert. „Pflegen Steinmagier etwa Traditionen? Muss ich mich da auch dran halten?”
„Wir sprechen hier nicht von Tradition, Denny. Es ist ein Geschenk, auf das unsere Vorfahren durch Zufall aufmerksam wurden. Und allein diesem Zufall haben wir es zu verdanken, dass unsere Gemeinschaft und unsere magischen Fähigkeiten existieren. Denny, hör zu. Wir, das heißt du, deine Mutter und ich gehören dieser uralten Gemeinschaft an. Wir sind Steinmagier. Da wir dich nun mal als deine Eltern in dieser Hinsicht nicht begleiten können und dürfen, liegt die Verantwortung für dich bei den Ältesten unserer Gemeinschaft oder der Schule.
Du bekommst die Einführung und die nötigen Informationen nur ein wenig später als die, deren Großeltern noch leben. Das ist der einzige Unterschied.”
Samuel hielt noch immer den Umschlag in der Hand und übergab ihn nun Denny, der ihn öffnete und dabei auf der Bank ein Stück näher ins Licht der Außenlaterne rückte.
Lieber Denny!
Wenn du diesen Brief in den Händen hältst, wirst du bereits 12 Jahre alt sein und stehst kurz davor, in das Kolleg für Steinmagie aufgenommen zu werden. Es tut mir sehr leid, dass ich dich in den letzten Jahren nicht begleiten konnte und mir die Freude nicht vergönnt war, dir all das mit auf dem Weg zu geben, was eigentlich meine Aufgabe gewesen wäre. Aber das fehlende Wissen wirst du
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