Und der Herr sei ihnen gnädig
sich das Arschloch nicht noch ein paar Monate Zeit lassen können?«
Mit »Arschloch« meinte er Joseph Nicholas Fedek. Wie alle faulen Äpfel war er am Ende auf dem Komposthaufen gelandet. Er hatte bei einer Schlägerei jemanden ziemlich übel zugerichtet und musste nun mit einer Anklage wegen schwerer Körperverletzung rechnen. In gewisser Weise hatte Brill natürlich Recht: Ende August war das Inland Valley die reinste Hölle.
»Sie müssen das positiv sehen«, gab ich fröhlich zurück. »Germando El Paso würde wahrscheinlich eines seiner Eier hergeben, um früher aus Cochise rauszukommen. Das verschafft uns eine gute Verhandlungsbasis.« »Dieser Vollidiot! Er hatte wegen dieser dämlichen Verkehrssache doch nur sechs Wochen aufgebrummt bekommen. Aber statt sich mal ein bisschen zusammenzureißen, muss sich der Trottel wichtig machen, verkauft von seiner Gefängniszelle aus X und handelt sich damit eineinhalb Jahre in dieser Hölle ein.« »Wie ist El Paso denn überhaupt an das Zeug rangekommen?«
»Angeblich hat seine Freundin es ihm reingeschmuggelt. In dunklen Regionen ihres Körpers.«
»Ist sie denn nicht kontrolliert worden?«
»Offenbar nicht gründlich genug, aber man kann ihr bei so einer Kontrolle ja auch schlecht die ganze Hand reinschieben. ...Ich fasse es einfach nicht, dass ich für diesen Schwachsinn meinen Samstag opfere!«
»Sie werden wenigstens dafür bezahlt.«
»Ja, unter anderem mit einen wundgeschwitzten Hintern.« Er wechselte die Sitzposition. Brill trug eine helle Leinenhose und ein weißes Kurzarmhemd. Beide Kleidungsstücke wiesen dunkle Schweißflecken auf. Ich hatte eine weiße Bluse und einen dunkelblauen Baumwollrock an, der mir bis über die Knie reichte. Mein Haar hatte ich zu einem straffen Zopf geflochten, sodass ich aussah wie ein braves Schulmädchen.
»Wir müssen hier abbiegen.« Ich deutete auf das Schild.
Brill nahm einen Schluck aus seiner Wasserflasche. Wir hatten auf dem Rücksitz noch zwei Kisten stehen, gekühlt mit Trockeneis.
Nach weiteren zwanzig Minuten hatten wir das Gefängnis erreicht - ein dreistöckiges Schlackensteingebäude, umgeben von sechs Wachtürmen und einem Meer aus Stacheldraht. Cochise war nicht sehr groß und beherbergte auch keine Schwerverbrecher. Es gab eine Krankenstation, aber kein richtiges Krankenhaus und auch keinen Psychopathentrakt. Wenn ein Häftling ausflippte, wurde er sofort nach San Quentin oder in ein anderes Hochsicherheitsgefängnis überführt.
Wir meldeten uns beim Parkplatzwächter an, der Brills Escort auf einen gekiesten Parkplatz lotste. Asphalt hätte sich bei dieser Hitze wahrscheinlich verflüssigt.
»Lassen Sie das Fenster einen Spalt offen«, sagte Brill zu mir. »Und erinnern Sie mich nachher daran, dass ich das Lenkrad nicht anfassen darf.«
Es dauerte eine halbe Stunde, bis alle nötigen Formalitäten erledigt waren. Nachdem wir unsere Waffen in einem dafür vorgesehenen Schließfach deponiert hatten, betraten wir endlich den eigentlichen Gefängnisbereich. Obwohl die Räume klimatisiert waren, herrschte dort eine trockene Hitze, und es roch nach Schweiß, Urin und kaum verhohlener Wut. Die Zellentüren standen offen, aber die Gänge waren so gut wie leer. Die meisten der blau gekleideten Insassen lagen faul auf ihren Pritschen. Manche starrten bloß an die Decke, andere hörten sich irgendwelche Sportübertragungen an oder spielten Solitaire.
Ruhezeit, erklärte uns der Wachmann.
Er führte uns in den Verhörraum, eine heiße, stinkende Kammer. Den Vorschriften entsprechend waren alle Tische und Stühle im Raum am Boden befestigt. Wir ließen uns nieder und tranken lauwarmes Wasser.
Etwa zehn Minuten später erschien Germando. Die blaue Gefängniskleidung, die er trug, unterschied sich kaum von Kobys Krankenpfleger-Outfit, was mir mal wieder bewusst machte, wie sehr es im Leben auf den Kontext ankam. Germandos Gesicht war schweißnass, und der Tiger an seinem Hals sah aus, als würde er seine Beute in den feuchten Dschungelgebieten Südostasiens jagen. El Paso hatte noch immer seinen schmalen Oberlippenbart und den kleinen
Fleck Bart unter der Lippe. Er ließ sich auf einen der Metallstühle fallen und musterte uns mit einem verächtlichen Blick.
Brill schenkte ihm ein Glas Wasser ein. El Paso ignorierte die freundliche Geste. Brill rieb sich die Augen und legte los. »Folgendes: Wir haben Juice Fedek bei einer Schlägerei erwischt, er wird wegen schwerer Körperverletzung für eine ganze
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