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Und der Herr sei ihnen gnädig

Und der Herr sei ihnen gnädig

Titel: Und der Herr sei ihnen gnädig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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verwendet werden kann. Sobald Sie aber einen Anwalt hinzuziehen, bestimmen nicht mehr wir, was weiter passiert, sondern Ihr Anwalt. Dann sind wir ebenfalls gezwungen, unsere Anwälte einzuschalten, und das bedeutet, dass am Ende nicht mehr wir miteinander reden, sondern nur noch die Anwälte.«
    »Ich brauche keinen Anwalt. Sie sehen ja, was passiert, wenn ich einen Anwalt habe.« »Sehr richtig bemerkt«, pflichtete ich ihm bei. »Sie sind hier, Ihr Anwalt nicht.«
    »Wenn Sie sich dazu entschließen, mit uns zu reden, müssen Sie erst dieses Blatt hier unterschreiben, auf dem steht, dass wir Sie auf Englisch über Ihre Rechte aufgeklärt haben und Sie sich durch die Lektüre dieses Blatts auf Englisch und auf Spanisch über Ihre Rechte informieren konnten und darauf verzichten, sie wahrzunehmen.«
    »Was für ein Blatt?«
    »Das hier.« Brill zeigte es ihm. »Sie müssen hier unterschreiben. Hier steht, dass Sie einverstanden sind, ohne Anwalt mit uns zu reden. Und dass alles, was Sie uns sagen, vor Gericht gegen Sie verwendet werden könnte.«
    »Da steht außerdem, dass Sie es sich jederzeit anders überlegen und einen Anwalt verlangen können«, mischte ich mich ein. »Aber wie Ihnen Detective Brill schon gesagt hat - sobald Sie nach einem Anwalt verlangen, übernimmt er die Regie.«
    »Ich brauche keinen Anwalt«, wiederholte El Paso.
    Brill zog einen Stift heraus. »Unterschreiben Sie hier.«
    Nachdem El Paso unterschrieben hatte, verlangte Brill seinen Stift zurück. El Paso war deutlich anzusehen, wie ungern er ihn hergab. Er hatte damit eine potenzielle Waffe verloren. Brill steckte das Blatt ein. »Wie war das mit Sarah Sanders?«
    »Das ist die behinderte muchacha, oder?«
    »Ja«, antwortete ich. »Was habt ihr mit ihr gemacht?«
    »Ich hab die muchacha nicht angerührt. Juice hat es ihr besorgt, nicht ich.« »Wer noch?«
    »Leo.«
    »Leo wer?«
    »Ein Freund von Juice.« »Nachname?«
    El Paso zuckte mit den Schultern. »Geben Sie sich ein bisschen mehr Mühe«, sagte ich. »Leo Shithead... so nenne ich ihn immer.« Leos Nachname war Chatlin. Ich ließ es dabei bewenden. »Wer noch?«
    »Pepe Renaides.«
    »Das glaube ich nicht. Neuer Versuch.« »Was?«, fragte El Paso. »Wie meinen Sie das?« Brill starrte mich ebenfalls erstaunt an. Ich zog die Augenbrauen hoch und spürte gleichzeitig, wie mein Herz schneller zu schlagen begann. Ich hatte sowohl El Paso als auch Pepe Renaides kennen gelernt und wusste einfach instinktiv, welcher von beiden der Vergewaltiger war und welcher nur Schmiere gestanden hatte. Ich ging ein großes Risiko ein, weil ich nichts davon mit Brill abgesprochen hatte. Der Grund lag auf der Hand, ich konnte ihm ja schlecht sagen, dass ich mich hinter seinem Rücken mit Renaides getroffen hatte. »Noch mal. Wer hat sie vergewaltigt?«
    »Das habe ich doch gerade gesagt«, erwiderte El Paso. »Joey Fedek, Leo Shithead und Pepe Renaides -«
    »Nein, nein, nein!«, unterbrach ich ihn ein wenig lauter. »Wenn Sie mir solchen Mist erzählen, El Paso, dann können wir das Ganze auch bleiben lassen.«
    »Ich weiß nicht, was Sie wollen!«, rief El Paso. »Ich sage die Wahrheit!«
    »Fangen wir noch mal von vorn an.«
    »Kann ich mal kurz unter vier Augen mit Ihnen reden, Decker?«, wandte sich Brill an mich.
    »Gleich«, antwortete ich. Mir schlug das Herz bis zum Hals. Mit einer abrupten Bewegung knallte ich meine Faust auf den Tisch. »Halten Sie mich eigentlich für blöd, El Paso? Glauben Sie, ich habe meine Hausaufgaben nicht gemacht? Ihnen muss doch klar sein, dass ich auch mit anderen Leuten rede, unter anderem mit Sie wissen schon, wem, und mir deren Seite der Geschichte anhöre, bevor ich hierher in dieses Höllenloch komme!« Ich versuchte Brills wütendem Blick auszuweichen. »Noch mal von vorn, El Paso, und diesmal will ich die Wahrheit hören. Anders wird es nicht gehen, wenn Sie einen Deal mit uns wollen. Ich möchte jetzt von Ihnen wissen, wer Sarah Sanders vergewaltigt hat.«
    Ich sah dem Mann so lange in die Augen, bis er kapierte. Schließlich ließ er sich auf seinen Stuhl zurücksinken und rieb sich die Stirn. »Ich sage nichts.«
    »Dann werden Sie sich wegen der Vergewaltigung vor Gericht verantworten müssen.« Er riss den Kopf hoch. »Und wenn ich rede?«
    »Dann werden wir versuchen, mit dem Staatsanwalt zu verhandeln«, antwortete ich. »Möglicherweise können wir es so hinbiegen, dass Sie lediglich wegen sexueller Belästigung angeklagt werden und vielleicht nur

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