Und der Herr sei ihnen gnädig
Weile in den Knast wandern. Wir werden in den nächsten Tagen seine Wohnung durchsuchen und bei der Gelegenheit seine Waffe finden. Was bedeutet, dass Juice noch ein bisschen länger sitzen wird, und ganz bestimmt nicht hier in Cochise. Er wird in San Quentin landen, denn sobald wir im Besitz seiner Waffe sind, haben wir ihn wegen versuchten Mordes am Wickel. Der Idiot war so blöd, auf eine Polizistin zu schießen, und dafür wird er lange in der Versenkung verschwinden - und auch alle anderen, die dabei ihre Finger im Spiel hatten.«
El Paso zuckte mit den Achseln. »Und was hat das mit mir zu tun? Ich bin schon seit zwei Monaten hier.«
Nun war ich an der Reihe. »Dieser Bastard hat auf mich geschossen, weil er nicht wollte, dass ich wegen der Vergewaltigung von Sarah Sanders ermittle. Es gibt nur eine einzige Person, die ihm von diesen Ermittlungen erzählt haben kann. Und dieselbe Person hat Fedek auch gesagt, nach welchem Wagen er Ausschau halten musste.«
El Paso verzog den Mund zu einem Grinsen. »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie sprechen.«
»Dann werde ich Ihrem Gedächtnis ein wenig auf die Sprünge helfen. Als ich Sie verhaftet habe, sahen Sie meinen Freund mit seinem Wagen wegfahren. Als Ihr Stiefbruder Fedek Sie hier besuchte, erzählten Sie ihm, dass ich wegen der Vergewaltigung von Sarah Sanders ermittle, und beschrieben ihm den Wagen, nach dem er Ausschau halten sollte. Sie haben ihn auf mich angesetzt!«
Er grinste immer noch höhnisch. »Sie sind doch verrückt. Ich glaube, die Hitze tut Ihrem Kopf nicht gut.«
»Hören Sie zu, Germando.« Ich bemühte mich meinerseits um ein möglichst fieses Lächeln. »Fedek wird Sie verpfeifen. Und wollen Sie wissen, warum? Weil ich ihm einen Deal anbieten werde: Immunität im Fall Sarah Sanders, wenn er bereit ist, gegen Sie auszusagen. Das bedeutet, dass Sie Ihre fünf bis sieben Jahre nicht hier in Cochise absitzen werden, wo Sie hauptsächlich Drogendealer als Gesellschaft hätten. Nein, Germando, Sie kommen zu den richtig bösen Jungs.«
»Das ist zumindest das, was sie möchte«, mischte Brill sich ein. »Ich habe andere Ideen. Wollen Sie sie hören?«
El Paso schwieg, aber sein nervöser Blick sprach Bände.
»Offenbar nicht«, sagte Brill.
Wir standen beide gleichzeitig auf.
El Paso machte noch immer keinen Mucks.
Nachdem wir noch einen Moment gewartet hatten, riefen wir nach dem Wachmann. Noch immer keine Reaktion.
Der Wachmann kam.
Der Schlüssel steckte bereits im Schloss, und der Wachmann war im Begriff, uns rauszulassen, als Germando es sich in letzter Sekunde doch noch anders überlegte. »Warten Sie einen Moment... ich höre es mir an.«
Meine Stimme triefte vor Verachtung. »Sie hatten Ihre Chance, Germando. Jetzt ist es zu spät!«
»Warten Sie, warten Sie!« Er sprang auf. »Ich höre Ihnen zu!«
»Setzen Sie sich!«, befahl Brill.
El Paso tat wie ihm geheißen. »Ich höre Ihnen zu«, widerholte er, völlig geläutert.
Brill wandte sich an mich. »Was meinen Sie?«
»Lassen Sie uns gehen! Ich wollte sowieso nicht herkommen.«
»Nun sind wir schon mal hier«, entgegnete Brill. »Dann können wir doch auch genauso gut mit ihm reden.« Er sah den Wachmann an. »Tut mir Leid, dass wir Sie umsonst bemüht haben.«
»Kein Problem.« Der khakifarben uniformierte Beamte ging wieder.
Wir kehrten zu unseren Plätzen am Tisch zurück. »Legen Sie los«, sagte Brill, an mich gewandt. »Ich?« »Ja, Sie.«
»Na schön. Germando, da war mal ein behindertes Mädchen -« »Ich habe nichts getan.« »Dürfte ich vielleicht ausreden?« Er schwieg.
»Da war mal ein behindertes Mädchen«, wiederholte ich. »Sie wurde von einer ganzen Gang vergewaltigt, und ihr ebenfalls behinderter Freund wurde verprügelt und anschließend in einer Mülltonne zurückgelassen.« Ich beugte mich vor. »Mal angenommen, der Staatsanwalt bietet Fedek an, die Anklage wegen versuchten Mordes an einer Polizistin fallen zu lassen und ihn nur wegen der Vergewaltigung vor Gericht zu stellen, falls er gegen die anderen aussagt, die an der Sache beteiligt waren. Was, meinen Sie, wird Fedek dann tun?«
»Ich hab sie nicht angerührt!«
»Ich möchte, dass Sie uns von der Vergewaltigung erzählen«, sagte ich.
»Was kriege ich dafür?«
»Erst wollen wir Ihre Geschichte mal hören«, mischte sich Brill ein. »Aber bevor wir sie uns anhören, müssen wir Sie darüber aufklären, dass Sie ein Recht auf einen Anwalt haben und alles, was Sie sagen, gegen Sie
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