Und der Herr sei ihnen gnädig
sorgen, dass sie psychologisch betreut wird. Hat sie einen Therapeuten?«
»Sie hat die besten Spezialisten, die man sich denken kann, und wurde immer gut betreut.« »Daran zweifle ich nicht.«
»Werde ich einen Anwalt brauchen?« Louise kaute nervös auf ihrem Daumennagel herum.
»Wenn Sie einen haben, wäre es sicher ratsam, ihn anzurufen.« Sie stieß einen Seufzer aus.
»Sie kommt schon wieder in Ordnung«, versuchte ich sie zu beruhigen.
»Ich weiß, ich weiß. Sie kommt wieder in Ordnung. Sie kommt immer wieder in Ordnung!« »Sie auch, Louise.«
»Ich?« Louises Lachen klang hart und bitter. »Schwester, wie es mir dabei geht, ist eine völlig andere Geschichte!«
13
Meine Kollegen klopften mir auf die Schulter, meine Vorgesetzten quittierten meinen Erfolg mit einem Lächeln. Es hatte mal eine Zeit gegeben, da wären meine Leistungen mit Misstrauen beäugt worden, aber letztes Jahr hatte ich brav mitgespielt, war nach dem Dienst mit den Jungs und Mädels einen trinken gegangen und hatte unzählige Grillfeste besucht. Ich hatte meinen Mund gehalten, in der HollywoodDamenmannschaft Bowling gespielt und ansonsten meinen Job gemacht. Der »Vorfall« - wie ich es gegenüber meinem Therapeuten nenne - hatte mir viel Lebensenergie geraubt, was schlecht für die Kreativität war, aber gut fürs Einfügen in die Masse.
Sarah befand sich inzwischen ein Stockwerk höher, bei den Goldmarken und Experten, die ihr Geld damit verdienten, Menschen zum Reden zu bringen. Ich blieb mit dem befriedigenden Gefühl zurück, meine Arbeit gut gemacht zu haben. Außerdem brannte ich darauf zu erfahren, wer der Vater des kleinen Mädchens war. Immerhin wusste ich darüber mehr als Russ MacGregor - der Detective, der den Fall von Greg übernommen hatte -, weil ich Insiderinformationen von Koby besaß. Wenn Russ nett zu mir war, würde ich ihn daran teilhaben lassen.
Freitag hatte ich frei und den ganzen Tag Zeit zum Entspannen. Ich überprüfte Yaakov Kutiel per Internet, und zum Glück stellte sich heraus, dass er eine weiße Weste hatte. Das Einzige, was ich über ihn fand, war, dass er an einem vom Krankenhaus organisier- ten Hilfsprojekt für unverheiratete Mütter und vaterlose Kinder in Central LA. beteiligt war. Als es Zeit wurde, mich für das abendliche Sabbat-Essen fertig zu machen, entschied ich mich für schlichte Kleidung: einen grünen Pulli zu einem schwarzen Midirock und kniehohen schwarzen Stiefeln. Als Schmuck trug ich eine Goldkette und Ohrstecker mit je einer Perle. Zum Schluss legte ich mir noch einen grauen Paschminaschal um die Schultern.
Koby wohnte in den Hügeln von Silver Lake, an einer Straße, die eine ziemliche Steigung hatte. Die Adresse gehörte zu einem kleinen, fast quadratischen weißen Häuschen, das zwischen den Ästen eines wild wuchernden Eukalyptusbaums hervorlugte. Ich parkte meinen Wagen hinter dem alten Toyota-Kombi, der in der Auffahrt stand. Dann stieg ich zum Haus hinauf und klopfte. Ich weiß nicht, was ich eigentlich erwartet hatte, aber als Koby mir aufmachte, war ich sehr überrascht von dem, was ich sah.
Das Haus war höchst liebevoll eingerichtet, in einer Mischung aus Art deco und afrikanischem Stil. Edle, auf Hochglanz polierte Rosenholztische waren mit einem plüschigen Zebrastreifensofa und Klubsesseln mit Leopardenmuster kombiniert. Sowohl das Sofa als auch die Sessel schmückten Kissen in leuchtenden Farben. Die Wände waren mit Stoffen dekoriert, auf denen geometrische Formen und afrikanische Muster prangten, der Boden war mit einem farbenfrohen Teppich bedeckt. Eigentlich waren es mehrere Teppiche, denn als ich genauer hinschaute, stellte ich fest, dass sie überlappten. Der Raum war winzig - mit ausgestreckten Armen reichte ich fast von einer Wand zur anderen -, und ich wunderte mich, wie viel Zeug dort Platz hatte. Noch erstaunlicher fand ich, wie gut es kombiniert war.
»Wow!«, sagte ich.
Er strahlte über das ganze Gesicht. »Es gefällt dir?«
»Ja..., ja, es gefällt mir.«
»Aber erst auf den zweiten Blick?«
»Nein, es ist nur...« Ich schüttelte den Kopf. »Die meisten Singlemänner verwenden nicht viel Mühe auf die Einrichtung ihrer Wohnung. «
»Ich habe es gerne bunt.«
»Das sehe ich. Trotzdem passt alles gut zusammen. Hast du die Wohnung gemietet?« Er deutete auf seine Brust. »Alles meins.«
»Ich bin beeindruckt.« Das war ich wirklich. Ein Eigenheim lag außerhalb meiner Möglichkeiten. Obwohl ich eigentlich das Gefühl hatte, recht
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