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Und der Herr sei ihnen gnädig

Und der Herr sei ihnen gnädig

Titel: Und der Herr sei ihnen gnädig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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bescheiden zu leben, schaffte ich es einfach nicht, mir größere Rücklagen zu schaffen. Das kommt davon, wenn man seine Eltern als Sicherheit im Rücken hat.
    »Du hättest es sehen sollen, als ich es gekauft habe«, fuhr er fort. »Zum Glück war der Preis dem Zustand angemessen.«
    »Du hast es selbst renoviert?«
    »Natürlich. Nach dem Kauf war ich total abgebrannt. Mir blieb keine andere Wahl.« »Das hast du toll hinbekommen.«
    »Du darfst bloß nicht genauer hinschauen. Warum glaubst du, dass ich überall so viel Stoff aufgehängt habe?« Er warf einen Blick auf die Uhr. »In einer Stunde ist Sabbat. Sollen wir aufbrechen?«
    »Ja, wir haben eine ziemlich lange Fahrt vor uns.«
    Er griff nach einem Blumenstrauß und einer Flasche Wein. »Die Blumen sind für deine Stiefmutter.« Er reichte mir eine Papiertüte. »Und das ist für dich... als kleines Dankeschön für die Einladung.«
    Es war eine handbemalte Puppe aus dem äthiopischen Geschenkladen. Ich bedankte mich lächelnd. Er machte mir ein Kompliment über mein Aussehen, das ich erwiderte. Er war insgesamt recht konservativ gekleidet - dunkelgrüner Anzug, weißes Hemd, rotgrüne Paisleykrawatte -, aber seine yarmulke schien vor Farben schier zu explodieren. Während der Fahrt sprach ich von meinem Erfolg mit Sarah, dann ging es um das Baby und darum, wie gut es gedieh. Nachdem das Thema Arbeit erschöpft war, wurde es im Wagen sehr still. Ich schaltete das Radio an.
    Schließlich fragte Koby: »Hat sich dein Vater nach mir erkundigt?«
    »Ja, natürlich. Er ist schließlich ein Vater.« »Was hast du ihm erzählt?«
    »Dass wir uns erst vor ein paar Tagen kennen gelernt haben und ich noch nicht sehr viel über dich weiß.« »Das war eine gute Antwort.«
    »Der Meinung war ich auch, aber es hat ihn natürlich nicht davon abgehalten, mich weiter über dich zu löchern.« Er wartete, bis ich weitersprach.
    »Ich habe ihm gesagt, dass du sehr aufmerksam bist und deine Familie in Israel lebt. Und dass du einen traditionellen Sabbat zu schätzen weißt.«
    »Das stimmt.« Er sah aus dem Fenster. »Hast du ihm sonst noch was erzählt?« »Eigentlich nicht. Ich hab mir gedacht, dass du das selbst besser kannst als ich.« Er schwieg.
    »Was ist?«, fragte ich. »Stimmt das nicht?«
    »Doch, natürlich stimmt das. Trotzdem glaube ich, dass du was ausgelassen hast.« »Was macht das für einen Unterschied?«
    »Für mich keinen. Aber wie dein Vater darüber denkt, weiß ich nicht.«
    »Wenn es für ihn ein Problem ist, dann habe ich mich schwer in ihm getäuscht.«
    »Es wäre einfach besser gewesen, ihn vorzubereiten, glaube ich.«
    »Auf was, Koby? Schwarz zu sein ist keine Behinderung. Warum sollte ich meinen Vater da auf etwas vorbereiten müssen?«
    »Damit er sich wohler fühlt, wenn er mich sieht.«
    »Wenn ich ihm sage, dass du ein Freund von mir bist, dann sollte er sich in deiner Gegenwart automatisch wohl fühlen.«
    »Dann vielleicht, damit ich mich wohler fühle?« Er zupfte an den Blumen herum. »Ich mag keine Überraschungen.«
    Ich warf einen Blick zu ihm hinüber. Er erwiderte meinen Blick achselzuckend. Ich spürte, wie sich mein Magen verkrampfte. »Vielleicht war es wirklich dumm von mir. Tut mir Leid.«
    »Schon gut, Cindy. Kein Problem.«
    »Hast du schlechte Erfahrungen gemacht?«
    »Eigentlich nicht«, antwortete er. »Ich bin schon lange keinen Eltern mehr vorgestellt worden. Das letzte Mal war vor etwa fünfzehn Jahren, als ich Aliza Goldberg ins Kino ausführte. Ihr Vater war Oberst bei der israelischen Armee.« Er lachte. »Alte Erinnerungen. Wahrscheinlich bloß eine Überreaktion von mir.«
    Mehrere Minuten lang war nur die Stimme aus dem Radio zu hören.
    »Er ist ein großartiger Mann, Koby. Ich bin sicher, dass es kein Problem sein wird.« »Ich denke, du hast Recht.«
    In Wirklichkeit waren wir beide alles andere als sicher.
    Dad hatte seine Mimik perfekt unter Kontrolle, das war bei einem guten Detective eine notwendige Voraussetzung, aber da ich ihn sehr gut kannte, entging mir nicht, dass er die Augenbrauen ganz leicht hob. Er kaschierte seine Überraschung mit einem Lächeln und schüttelte Kobys Hand, während er uns ins Haus bat. Mein Vater war nicht viel größer als mein Begleiter, aber bestimmt fünfzig Pfund schwerer. In seinem dunkelblauen Anzug sah er sehr gut aus.
    Rasch begann ich mit dem Vorstellen. Alle benahmen sich nett und höflich, und Kobys Manieren waren sehr gut - viel besser als meine.
    »Shabbat

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