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Und der Herr sei ihnen gnädig

Und der Herr sei ihnen gnädig

Titel: Und der Herr sei ihnen gnädig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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Shalom. Vielen Dank für die Einladung.« Er überreichte Dad die Weinflasche und hielt dann die Blumen hoch. »Die sind für Ihre Frau.«
    »Am besten, ich hole sie. Dann können Sie sie ihr persönlich überreichen. Möchtet ihr schon mal was zu trinken?«
    »Ich nicht, vielen Dank«, antwortete ich. »Koby?«
    »Danke, ich auch nicht.«
    Kurzes verlegenes Schweigen. »Dann hole ich jetzt mal Rina«, sagte Dad.
    Bevor er in die Küche flüchten konnte, kam Rina schon heraus. Sie hatte ihr Haar unter einer Baskenmütze versteckt und wischte sich gerade die Hände ab. Als ich sie mit Koby bekannt machte, lächelte sie breit und herzlich.
    »Ah, Koby, Yaakov. Yesh lee Yaakov gam ken. Ma nishma?«
    »Beseder gamur.«
    »So gut sprechen Sie? Sie können es besser als ich, aber ich bin vor dem Sabbat immer völlig fertig.«
    »Das geht allen jüdischen Frauen so.« Koby überreichte ihr die Blumen. »Vielen Dank für Ihre Gastfreundschaft.«
    »Ich freue mich, Sie hier zu haben.« Sie nahm den Strauß entgegen. »Ich hoffe, Sie sind hungrig.«
    »Ich komme aus Äthiopien. Ich habe immer Hunger.«
    Rina lächelte. »Wann sind Sie nach Israel emigriert?«
    »1983.«
    »Wo hat man Sie untergebracht? In der Nähe von Kiryat Arba?«
    »Genau.«
    »Ich weiß das, weil ich mal dort gelebt habe. Ich kann mich gut daran erinnern, wie ihr gekommen seid. Die Regierung hat uns um Hilfe gebeten. Ich habe in dem Sommer äthiopische Kinder unterrichtet.«
    »Sie machen Witze!«
    »Nein, wirklich. Womöglich waren Sie einer meiner Schüler. «
    »Das glaube ich nicht. Daran würde ich mich erinnern.« »Das würden Sie ganz bestimmt. Ich reichte damals nämlich bis hier.«
    Rina deutete mit den Händen den Bauch einer Schwangeren an. »Ich hatte die Vier- bis Achtjährigen.« »Ich war schon zwölf. Erinnern Sie sich an Namen?« »Lassen Sie mich nachdenken.« Sie runzelte die Stirn. »Ich kann mich an einen kleinen Jungen namens Elias Tespay erinnern.« »Ich kenne die Tespays.« »Und an einen namens Welda.« »Yoseph Welda?«
    »Nein, Yoseph hieß er nicht... Eliahu, glaube ich, aber ich bin mir nicht sicher.« »Wahrscheinlich einer von Yosephs jüngeren Brüdern oder ein Cousin. Es gab eine Menge Weldas. Ich glaube, von ihnen kamen an die sechzig.«
    »Ja, ihr wart zusammengepfercht wie die Ölsardinen. Wo ist Ihre Familie später gelandet?«
    »In Petach Tikvah. Mein Vater hat wieder geheiratet, sodass sich unsere Wohnverhältnisse nicht sehr verbesserten. Wir hausten zu zehnt in einer Dreizimmerwohnung. Aber wir hatten immerhin unsere eigenen vier Wände.«
    »Das war nicht nur bei den Äthiopiern so, müssen Sie wissen. In Israel wohnen alle ziemlich zusammengepfercht. Auf diese Weise wird man ein guter Mannschaftsspieler.«
    »Oder man geht«, bemerkte Koby.
    »Richtig.« Rina hielt die Blumen hoch. »Ich werde sie gleich in eine Vase stellen und bei der Gelegenheit nach dem Essen sehen. Und dann würde ich eigentlich noch gern in die Synagoge gehen.« Sie sah Koby an. »Möchten Sie mitkommen? Sie ist Asbkenaz davening.«
    »Kein Problem. Die beit knesset, in die ich gehe - wenn ich gehe, ist auch Ashkenaz.« »In welche gehen Sie?«
    »In Los Feliz, bei mir in der Nähe. Der Rabbi hat einen orthodoxen Hintergrund, glaube ich. Er ist Ungar.«
    »Ich komme auch aus Ungarn«, antwortete Rina. »Wie heißt er?«
    »Robert Farkas.«
    »Der Name sagt mir nichts«, meinte Rina. »Aber es gibt ja sehr viele Ungarn in dieser Stadt.« Sie zuckte bedauernd mit den Schultern. »Jetzt muss ich aber wirklich nach dem Essen sehen.«
    »Kann ich dir irgendwie helfen?«, mischte ich mich ein.
    »Ja, du kannst deine Schwester ein bisschen antreiben. Sie zieht sich gerade an. Das Mädchen ist so langsam wie eine Schildkröte.« Rina sah meinen Vater an. »Bist du fertig?«
    »Ja, bin ich. Brauchst du Hilfe in der Küche?«
    »Wenn du es schon anbietest, sage ich nicht nein.« Sie lächelte erst Koby an, dann mich. »Bis gleich.« Mit diesen Worten nahm sie Dad bei der Hand. Vielleicht bildete ich es mir nur ein, aber es sah aus, als versuchte sie ihn zu beruhigen.
    »
    »Sag nichts«, flüsterte Rina.
    »Ich sag doch gar nichts!«, gab Decker flüsternd zur Antwort. »Und du sag mir nicht, wie ich mich zu benehmen habe. Ich bin doch kein Rassist!«
    »Das weiß ich.«
    »Ich glaube nicht, dass du das weißt. Sonst würdest du nämlich nicht so besorgt schauen.« »Ich bin nicht besorgt.«
    »Doch, bist du.« Er umklammerte seine Weinflasche,

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