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Und der Herr sei ihnen gnädig

Und der Herr sei ihnen gnädig

Titel: Und der Herr sei ihnen gnädig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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dich nach Sarahs Befinden. Nun wird die Schwester höchstwahrscheinlich etwas über ihren Gesundheitszustand sagen. >Es geht ihr gut.< Oder: >Es geht ihr zurzeit nicht so gut. Warum wollen Sie das wissen?<« »Warte einen Moment!« Ich schrieb so schnell, dass ich schon einen Krampf in der Hand hatte. »Gut, weiter.«
    »Wenn sie das zweite Mal nach dem Grund deines Kommens fragt, sagst du in etwa Folgendes: >Vor ein paar Tagen hat das LAPD in einem Müllcontainer ein ausgesetztes Baby gefunden. Vielleicht haben Sie in der Zeitung darüber gelesen.<
    Sie antwortet: >Ja, das war schrecklich, aber ich verstehe noch immer nicht, warum Sie hier sind.<
    Du antwortest: >Mrs. Soundso -<«
    »Ich glaube nicht, dass sie verheiratet ist«, unterbrach ich ihn. »Die beiden heißen übrigens Sanders.«
    »Gut. Dann sagst du also so was wie: ...>Ms. Sanders, ich glaube, es dürfte Sie interessieren, dass wir alles unternehmen, um die Mutter des Kindes zu finden. Es ist sehr wichtig, dass wir sie aufspüren, nicht weil wir sie bestrafen, sondern weil wir ihr helfen wollen. < Wenn sie ein bisschen was im Kopf hat, wird sie inzwischen wissen, worauf du hinauswillst.«
    Ich hatte hektisch mitgeschrieben, aber nun gönnte ich mir eine kurze Ruhepause.
    »Na, dann hoffen wir mal, dass sie was im Kopf hat.« Ich verschränkte meine Finger ineinander, drehte sie um und streckte meine Arme, bis meine Knöchel krachten.
    Dad sprach weiter. »Cindy, es ist sehr wichtig, dass du mit Ms. Sanders sprichst und sie auf deine Seite ziehst, bevor sie Sarah dazuholt. Sie ist es wahrscheinlich gewöhnt, Sarah wie ein Kind zu behandeln, deswegen könnte ihre erste Reaktion sein, sie anzuschreien oder zur Rede zu stellen. ...Das darfst du nicht zulassen. Versuche erst, Ms. Sanders zu beruhigen, bevor du Sarah befragst. Es ist sehr wichtig, dass sich keine von beiden bedroht fühlt. Wenn Menschen in die Defensive geraten, reden sie nicht mehr
    Es gibt noch eine andere Möglichkeit - dass die Schwester das Mädchen verteidigt wie eine Löwin und dich gar nicht in seine Nähe lässt. Falls das passiert, musst du ebenfalls versuchen, die Schwester zu beruhigen und ihr begreiflich zu machen, dass dir an Sarahs körperlichem und psychischem Wohlergehen gelegen ist.«
    »Das stimmt ja auch. Es ist die Wahrheit.«
    »Ich weiß, Liebling. Hör zu, Cindy, es ist schon spät. Ich muss zusehen, dass ich ein bisschen Schlaf erwische, aber du kannst mich den ganzen Vormittag über erreichen. Falls du ein Problem hast, zögere nicht, mich auf dem Handy anzurufen. Obwohl ich mir sicher bin, dass das nicht nötig sein wird. Ich weiß, dass du deine Sache gut machen wirst. Nach allem, was du hinter dir hast, ist das doch ein Kinderspiel für dich.«
    »Danke für dein Vertrauen. Ich liebe dich, Daddy.«
    »Ich liebe dich auch.« Er schwieg einen Moment. »Wie hast du deinen Freund kennen gelernt?«
    »Zu diesem Thema sage ich nichts, Dad.« »Typisch. Erst benutzt du mich, und dann kickst du mich in den Gully.«
    »Wozu hat man denn Eltern?«

12
    Es war ein einstöckiges spanisches Haus in einer Reihe von pittoresken Bungalows, eingebettet zwischen riesige Bananenpflanzen und Kokospalmen. Es besaß einen kleinen Vorgarten und ein rotes Ziegeldach über schneeweißen Mauern. Von außen sah es sehr hübsch aus.
    Ich hatte versucht, mich in gedämpfte Farbtöne zu kleiden -über einer cremeweißen Bluse und Hose trug ich einen salbeifarbenen Blazer -, vermutete aber, dass Ms. Sanders nicht auf die wohltuende Wirkung meiner Kleidung achten würde.
    Es war erst kurz nach acht, also früh genug, um sie zu erwischen, bevor sie zur Arbeit fuhr. Ich hatte absichtlich nicht vorher angerufen, um sie nicht zu verschrecken. Auf mein Läuten hin kam sie zur Tür, öffnete aber nur das Guckloch.
    »Ja?«
    »Guten Morgen, ich bin Officer Cynthia Decker. Ich würde gerne mit Louise Sanders sprechen.« »Wer sind Sie?«
    »Officer Cynthia Decker von der Los Angeles Police - Hollywood.«
    Sie öffnete die Tür einen Spalt weit. Ich sah, dass sie die Kette vorgelegt hatte. »Könnten Sie sich bitte ausweisen?«
    Ich hatte meinen Ausweis schon gezückt und reichte ihn ihr durch den Türspalt. Nach einer Weile reichte sie ihn mir wieder heraus. Die Tür schwang auf.
    Sie war viel älter als erwartet - Ende vierzig oder Anfang fünfzig. Ich ging davon aus, dass Sarah Ende zwanzig war, was bedeutete, dass zwischen den beiden Schwestern ein großer Altersunterschied bestand. Louise hatte

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