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Und der Herr sei ihnen gnädig

Und der Herr sei ihnen gnädig

Titel: Und der Herr sei ihnen gnädig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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Fahrerfluchtfall schnell und nach Vorschrift reagiert hatte, war er alles andere als großzügig und gab mir nur fünfzehn Minuten, um meine diversen Anliegen vorzubringen.
    Ich hatte drei Themen im Kopf: die Vergewaltigung von Sarah Sanders, die Suche nach dem vermissten David, der möglicherweise der Vater von Sarahs Baby war, und jetzt auch noch die Fahrerflucht. Ich kannte meine Grenzen, und Russ kannte sie auch. Trotzdem versuchte ich, alles unter einen Hut zu bringen. Russ wirkte skeptisch.
    »Was um alles in der Welt hat diese Fahrerflucht mit Sarah Sanders und einem ausgesetzten Baby zu tun?«
    »Vielleicht hat Belinda Syracuse etwas von Sarahs Vergewaltigung gewusst. Mädchen reden ja bekanntlich miteinander. Und vielleicht ist Belinda deswegen ermordet worden.«
    »Erstens: Sie wissen doch noch gar nicht, ob diese Vergewaltigung tatsächlich stattgefunden hat, Decker. Zweitens: Wenn Sie glauben, dass Belindas Tod etwas mit Sarah Sanders' angeblicher Vergewaltigung zu tun hat, warum hat der Täter dann Monate gewartet, bevor er Belinda aus dem Weg schaffte? Und drittens: Wenn die beiden Fälle zusammenhängen, warum ist Belinda dann tot, Sarah Sanders aber noch gesund und munter?«
    Da ich keine Antworten parat hatte, ignorierte ich seine Fragen einfach. »Ich finde trotzdem, wir sollten alle Möglichkeiten in Betracht ziehen.«
    »Sind Sie taub? Die Fälle haben nichts miteinander zu tun.« »Dann halten Sie das alles also für Zufall?« »So was kommt vor, Decker. Sonst noch was?« Er war schon wieder am Gehen. »Schöner Anzug«, bemerkte ich.
    Russ blieb stehen und drehte sich um. »Danke«, sagte er und musterte mich plötzlich eindringlich, als wäre ihm gerade erst aufgefallen, dass ich eine Frau war. Dann überlegte er es sich anders. »Decker, alle haben zur Kenntnis genommen, dass Sie Ihre Sache gut gemacht haben. Die weiteren Ermittlungen in dem Fahrerfluchtfall überlassen Sie jetzt bitte der Mordkommission.«
    »Darum geht es mir doch gar nicht.« »Darf ich fragen, worum sonst?«
    »Ich würde gern herausbekommen, wer der Vater von Sarah Sanders' Kind ist. Der wahrscheinlichste Kandidat ist meiner Meinung nach ein Junge namens David, der auch im Heim gewohnt hat.«
    »Der, der angeblich zusammengeschlagen wurde.«
    »Angeblich? Warum sollte Sarah lügen?«
    »Weil sie das Baby ausgesetzt hat und in großen Schwierigkeiten steckt. Sie wird sich deswegen vor Gericht verantworten müssen.«
    »Sie wird aufgrund ihres geistigen Zustands bestimmt mildernde Umstände kriegen.« »Vielleicht will sie durch die Geschichte zusätzliches Mitleid erregen. Sie können noch überhaupt nicht sagen, ob diese Vergewaltigung und die Attacke auf ihren Freund tatsächlich passiert sind oder ob es sich dabei bloß um Produkte ihrer Phantasie handelt. «
    »Dann lassen Sie es mich herausfinden.«
    »Decker, das Ganze liegt Monate zurück. Es ist Schnee von gestern.«
    »Und deswegen ist das Verbrechen weniger schlimm?« Was sollte MacGregor darauf antworten? »Ich fände es jedenfalls schön, wenn wir den Jungen finden würden... bloß um sicherzugehen, dass er keinen Schaden davongetragen hat.« »Und wann wollen Sie das alles machen, Sherlock?«
    »Mein nächster Dienst beginnt erst morgen Nachmittag um drei.«
    »Sie wollen es in Ihrer Freizeit tun? Warum nerven Sie mich dann überhaupt damit?«
    »Mir ist daran gelegen, niemandem auf die Zehen zu treten.«
    Er zuckte mit den Achseln. »Kein Problem. Schauen Sie ruhig in dem Heim vorbei, aber lassen Sie sich damit noch ein, zwei Tage Zeit. Von Justice Brill - dem Detective, der für den Syracuse-Fall zuständig ist - habe ich gehört, dass sie das Heim genau unter die Lupe nehmen wollen.«
    »Das liegt ja auch nahe.«
    MacGregor sah mir anscheinend an, wie müde ich war. »Sie sollten ein bisschen mehr schlafen, Decker«, meinte er. »Das würde Ihnen viel besser tun, als irgendwelchen Phantomen hinterherzujagen.« Er schüttelte den Kopf. »Na ja, Ihre Sache. Aber wie gesagt, warten Sie noch ein, zwei Tage. Wir müssen da Prioritäten setzen.«
    »Natürlich. Ich bin Ihnen sehr dankbar, Russ. Wirklich.« Ich räusperte mich, ehe ich weitersprach. »Übrigens ist Sarah Sanders bereit, aufs Revier zu kommen und wegen der Vergewaltigung eine Aussage zu machen.«
    »Ihre Idee?«
    »Würde Ihnen morgen gegen Mittag passen? Bitte!«
    Wieder musterte er mich eindringlich. Dann lächelte er plötzlich ziemlich anzüglich.
    Ich tat, als würde ich es nicht bemerken. Als

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