Und der Herr sei ihnen gnädig
jemals aufhören, mich als Kind zu sehen?« »Nein, wahrscheinlich nicht. Also erzähl mir, was du auf dem Herzen hast.«
»Ich habe eine ganze Menge auf dem Herzen. Deswegen gehe ich auch zu einem Therapeuten.«
Decker lächelte. »Ich bin froh, dass du das noch immer tust. Rina sagt, ich brauche auch einen.«
Cindy zuckte diplomatisch mit den Achseln.
»Wie denkst du darüber?«
Sie musste lachen. »Du willst meine ehrliche Meinung hören?«
»Ja, natürlich. Deine Meinung ist mir wichtig. Was hast du mit deinem Seelenklempner für Erfahrungen gemacht?«
Sie wusste nicht so recht, ob ihr Vater sie nur um Rat fragte, um ihr ein gutes Gefühl zu geben, ging aber einfach mal davon aus, dass dem nicht so war. »Eigentlich nur gute, Dad. Man kann sich seine Probleme von der Seele reden, ohne jemand anderen damit zu belasten. Ich halte sonst nicht viel davon, anderen Menschen mein Herz auszuschütten. In der Hinsicht sind wir uns ähnlicher, als du glaubst.«
»Es wäre mir eine Ehre, dir ähnlich zu sein.«
Cindys Lachen klang freudlos. »Oje, wenn du so nett zu mir bist, muss ich schon einen ganz schön fertigen Eindruck machen.«
Decker lachte. »So kenne ich meine Cindy. Da fühle ich mich doch gleich viel besser.«
»Wie wär's, wenn wir jetzt übers Geschäft reden?«
» Gute Idee, sonst werden wir am Ende noch richtig weinerlich.«
»Genau. Ich erzähle dir zuerst, was ich herausgefunden habe, und dann sagst du mir, ob ich in die richtige Richtung denke.« Cindy wiederholte, was sie Russ MacGregor berichtet hatte, wobei sie sich hauptsächlich auf Belinda Syracuses Unfall und Sarah Sanders' Vergewaltigung konzentrierte und auf ihre Theorie, dass zwischen den beiden Fällen ein Zusammenhang bestand. Inzwischen war auch ihr Frühstück eingetroffen. Decker butterte seinen Toast. »So gern ich dir zustimmen würde, Cin, aber diesmal muss ich ausnahmsweise MacGregors Partei ergreifen.«
»Du glaubst also auch, dass die beiden Fälle nichts miteinander zu tun haben?«
Decker biss ein Stück von seinem Toast ab und nickte. »Du weißt doch noch nicht mal, ob sie vorsätzlich überfahren wurde oder nicht. Haben sie den Wagen überhaupt schon gefunden?«
»Nein, ich glaube nicht.«
»Also gut...« Decker verspeiste ein weiteres Stück Brot. Er war an diesem Morgen richtig hungrig. »Selbst wenn wir davon ausgehen, dass sie vorsätzlich überfahren wurde - inwiefern sollten die beiden Fälle denn zusammenhängen?«
»Vielleicht wusste Belinda etwas über Sarah Sanders' Vergewaltigung.«
»Warum hat der Betreffende sie dann erst jetzt getötet und nicht schon vor sechs Monaten?« »Das hat Russ auch gesagt.«
»Das überrascht mich nicht. Würdest du meine Frage trotzdem beantworten?« Natürlich wusste sie darauf keine Antwort. »Ich möchte erst darüber sprechen, wenn ich es ganz zu Ende gedacht habe.«
Decker war inzwischen beim Obst angelangt. »Gute Taktik, habe ich auch schon angewandt«, sagte er. »Du musst ein weiteres Verbindungsglied finden, Cin. Warum wartest du nicht erst mal, bis der SUV auftaucht, bevor du in diese Richtung weiterdenkst? Ich bin sicher, du hast Besseres zu tun.«
»Nicht wirklich.«
»Sollte ich jetzt nachhaken?«
»Nein, ich bin nur ein bisschen traurig. Das geht vorüber.«
Decker wagte es nicht, sich in ihre Angelegenheiten einzumischen. Sie hätte ihm nur den Kopf abgerissen. »Such dir ein Hobby, Prinzessin. Wolltest du nicht irgendwann mal einen Töpferkurs oder so was machen?«
»Da war ich in der zehnten Klasse, Daddy!«
»Da siehst du mal, wie ich dir zuhöre.«
Cindy lächelte. »Ich möchte trotzdem noch mal im Fordham Center vorbeischauen. Vielleicht kann ich etwas über Sarah Sanders' Freund herausfinden.«
»Diesen David?«
Sie nickte.
»Der vielleicht längst tot ist.« »Aber genauso gut noch am Leben sein könnte.« »Und MacGregor ist damit einverstanden?« »Ja, Vater, das ist er.«
»Lass mich wissen, was dabei herauskommt.« »Das werde ich. Irgendwelche Tipps?« »Dieselben, die ich dir gegeben habe, als du auf der Suche nach Sarah warst - Obdachlosenheime, offene Anstalten, Kneipen, billige Absteigen. Das ist keine schöne Arbeit, Cindy. Bist du sicher, dass du nicht doch lieber töpfern lernen willst?«
Sie warf mit einem kleinen Apfelstück nach ihm. »Ich werde mit dem Fordham Center anfangen, das ist nicht so schlimm. Wenigstens wird mir Oliver diesmal nicht auf die Finger schauen.«
Decker versuchte möglichst beiläufig zu
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