Und der Herr sei ihnen gnädig
ich mache ja nur die Verwaltung. Ich weiß nicht, wer Dienst hatte, aber das kriegen Sie sicher heraus.«
Ich musterte ihn eindringlich. »Wo waren Sie denn am Sonntagabend?«
Buck verzog den Mund zu einem schiefen Grinsen. »Wollen Sie damit sagen, dass Sie mich verdächtigen?«
»Könnten Sie einfach nur meine Frage beantworten?«
»Lassen Sie mich überlegen.« Er räusperte sich. »Von welcher Zeit sprechen wir?« »Drei Uhr am Montagmorgen.«
»Um drei Uhr früh? Da habe ich geschlafen.«
»Wohnen Sie mit jemandem zusammen?«
»Ja, mit meinem Hund.«
»Was haben Sie letzten Sonntag gemacht?«
»Hmmm. Ich war mit einer Freundin beim Brunchen... im Cafe Romano. Wir waren dort bis... hmmm... drei, halb vier. Brauchen Sie ihren Namen?«
»Sprechen wir von Ihrer Freundin?«
»An guten Tagen.« Er grinste mich spöttisch an. »Neidisch?« »Grün vor Neid. Weiter.« »Hmmm... danach bin ich nach Hause. Hab ein bisschen gelesen. Ferngesehen. Mit meinem Computer gespielt... Oh, und dann habe ich mir noch ein Video geholt. Der Film hieß Im Schlafzimmer. Was Leichtes, Fröhliches.« Er verdrehte die Augen.
Ich lächelte.
Buck deutete auf die Treppe. »Da ist er ja schon.« Mein Blick folgte seinem Zeigefinger. Klinghoffner kam gerade die Treppe herunter.
»Sonst noch was?«, fragte Buck.
Ich stand auf. »Im Moment nicht.«
»Heißt das, Sie haben vor, mich noch mal zu nerven?«
»Vielleicht.«
»Na wunderbar!« Er bedachte mich mit einem säuerlichen Lächeln. »Ich fange an, mein neues Bad-Boy-Image zu genießen.«
»Bilden Sie sich bloß nichts darauf ein«, flüsterte ich ihm zu, als ich an seinem Schreibtisch vorbeiging.
*
Wir zogen uns in einen separaten Büroraum zurück, wo wir vor Störungen ebenso sicher waren wie vor Bucks Neugier. Klinghoffner trug ein zerknautschtes braunes Sakko, ein knittriges weißes Hemd und eine ausgebeulte Kordhose. Er sah aus, als hätte er schon seit Tagen nicht mehr geschlafen. Seine Augen lagen tief in den Höhlen, seine Haut war bleich. Sein Aussehen spiegelte meine eigene innere Befindlichkeit wider.
»Sie sind Kinder«, erklärte er. »Kleine Kinder, Officer Decker. »Etwas anderes war Belinda nicht... nur ein kleines Kind.« Er sank in einen Sessel und gab mir ein Zeichen, mich ebenfalls zu setzen. »Ich kann einfach nicht fassen, dass der Bastard nicht angehalten hat!«
»Es war schrecklich.«
Er betrachtete mich mitfühlend. »Konnten Sie sich seine Nummer merken?«
»Die Ermittlungen laufen. Aber eigentlich bin ich gar nicht deswegen hier.«
»Nein?« Er klang überrascht.
Bevor ich ihm den wahren Grund nannte, fragte ich: »Hat sich die Polizei wegen Belindas Tod schon mit Ihnen in Verbindung gesetzt?«
»Nein. Ehrlich gesagt dachte ich, das wäre der Grund Ihres Besuchs.«
Es stand mir nicht zu, nach Belinda zu fragen oder wegen der Unfallflucht zu ermitteln. Es wäre nicht nur unprofessionell gewesen, sondern hätte unter Umständen auch zukünftigen Ermittlungen geschadet. Na und?, sagte ich mir. »Belindas Bruder hat mir erzählt, jemand habe sie angerufen und ihr angeboten, sie mit zurück ins Heim zu nehmen. Wissen Sie etwas darüber?«
»Nein.« Klinghoffner überlegte einen Moment. »Wie seltsam. Ich habe keine Ahnung, wer das gewesen sein könnte. Am Wochenende arbeiten wir mit absoluter Notbesetzung, es sind bloß ein paar Lehrer da, einige Leute vom Pflegepersonal, die über Nacht bleiben, und der Hausmeister.«
»Wir sind gerade dabei, die Gespräche zu überprüfen, die auf dem Anschluss ihres Bruders geführt wurden. Wir würden das Gleiche gern auch mit Ihren Telefonen machen.«
»Natürlich. Hauptsache, Sie finden dieses Monstrum.«
»Belindas Bruder meinte, sie sei ganz verrückt nach Jungs gewesen. Vielleicht hatte sie eine heimliche Affäre. Könnte es sein, dass sie jemanden kannte, ohne dass Sie davon wussten?«
»Sie meinen einen Freund?«
»Ja, Mr. Klinghoffner, einen Freund.«
»Zumindest kann es niemand von hier gewesen sein. Keiner unserer Schüler besitzt einen Führerschein.«
»Als ob das einen Teenager jemals davon abgehalten hätte, sich hinters Steuer zu setzen!«
»Das ist richtig, aber unsere jungen Leute haben keinen Zugang zu einem Wagen«, entgegnete Klinghoffner.
»Der Unfall passierte nur ein paar Kilometer von hier. Sie hätte mit dem Bus fahren können.«
Er dachte angestrengt nach. »Ich werde mich mal umhören.«
»Danke«, erwiderte ich. »Aber wie ich schon sagte, bin ich noch aus einem
Weitere Kostenlose Bücher