und der Hongkong-Buddha
eigentlich funktioniert?« fragte Mrs. Pollifax.
»Sicher«, erwiderte Marko, der sich auf die Lehne der Couch gesetzt hatte. »Aber ich muß es kurz machen, denn ich habe die Schicht von halb fünf bis Mitternacht in der Dragon Alley; Sie müssen Robin also eine Nachricht hinterlassen, wenn Sie ihm Ihre sensationellen Neuigkeiten heute noch mitteilen wollen... Diese Fahrzeuge zur Funkortung sind Lieferwagen; außer dem Fahrer gehören noch zwei Männer zur Besatzung; letztere sitzen im geschlossenen Laderaum an den zahlreichen Antennen. Sie drehen die Antennen vorsichtig und können so die Richtung feststellen, aus der die Funksignale kommen. Durch das Peilen mit ihren Antennen ermitteln sie den Schnittpunkt der von verschiedenen Antennen aufgefangenen Signale, und schon haben sie den Standort des illegalen Senders.«
»Verstehe«, murmelte Mrs. Pollifax. »Und auf diese Weise machen wir ihr Versteck ausfindig.«
»Manchmal - ja«, bemerkte Marko trocken. »Aber nur wenn wir Glück haben und sehr schnell sind, denn illegale Sender funken in der Regel nie länger als zweieinhalb Minuten. Und meistens genügt das nicht, ihren Standpunkt zu orten.«
»Das sind natürlich nicht die besten Voraussetzungen«, stellte Mrs. Pollifax enttäuscht fest.
»So ist es«, bestätigte Marko. »Aber wenn sie länger als zweieinhalb Minuten senden, sind sie verwundbar; vor allem wenn wir überall in der Stadt Ortungsfahrzeuge im Einsatz haben. Bei diesem Spiel ist nichts einfach, und ein Fehler...« Er hob die Hand und fuhr sich mit einem Finger von links nach rechts über die Kehle. »Finish!«
»Ja«, antwortete Mrs. Pollifax bedrückt. »Gibt´s was Neues von Ihren Leuten, die Feng-Imports beobachten?«
»Nichts. Ich persönlich glaube nicht, daß Eric der Rote noch einmal dort auftaucht, und ich würde meinen rechten Arm dafür hergeben, wenn ich wüßte, wo er sich aufhält.«
»Doch sicherlich nicht Ihren rechten Arm!« wandte Mrs. Pollifax ein. »Ist das nicht ein bißchen übertrieben?«
»Finden Sie?« erwiderte er und legte eine rhetorische Pause ein. »Dann werde ich Ihnen die Geschichte meiner Cousine Gena erzählen: Sie war achtzehn damals, vor drei Jahren, ein sehr aufgewecktes, frisches und sehr hübsches Mädchen. Nicht alle Frauen in meiner Familie sind hübsch, müssen Sie wissen; meist sind sie fett und haben einen Schnurrbart. Aber Gena war wunderschön - sie war etwas Besonderes.« In seiner Stimme lag plötzlich schneidende Kälte, als er fortfuhr: »Und dann ging sie eines Tages in eine Bank in Paris. Eine Bombe geht hoch, und es ist nicht mehr viel übrig von meiner Cousine Gena; zumindest nichts, das wir hätten begraben können.«
»Oh, Marko!« rief Mrs. Pollifax bestürzt.
»Ich mag Terroristen also nicht besonders«, erklärte er und griff nach einem Buch - ›Die Bestimmung des Menschen‹ von Lecomte du Noúy, wie Mrs. Pollifax mit einem schnellen Blick feststellte -, um es in seine Tasche zustecken. »Ich bin soweit«, sagte er. »Sie werden wahrscheinlich ziemlich aufgeregt sein jetzt, wo Cyrus nach Hongkong unterwegs ist?«
Sie nickte.
»Also viel Spaß dabei!« Er warf ihr einen Kuß zu, und die Tür fiel hinter ihm ins Schloß.
Nachdem Mrs. Pollifax Robin eine Nachricht geschrieben und ihm die Ergebnisse ihres Besuchs bei Mrs. O'Malley mitgeteilt hatte, blieb ihr nur mehr eine Entscheidung zu treffen: nämlich was sie zu Abendessen wollte und darüber hinaus die Vorfreude auf eine willkommen frühe Bettruhe.
Doch ihr Tag war noch nicht zu Ende, nachdem sie es sich im Bett bequem gemacht hatte. Nun endlich fand sie Zeit und Muße, die Geschehnisse der vergangenen drei Tage zu überdenken und die Teile des Puzzles zusammenzufügen. Es gab eine ganze Reihe von Unstimmigkeiten, die dringend einer Erklärung bedurften - von den Fakten ganz zu schweigen, die überhaupt nicht ins Bild passen wollten.
Wollten. Sollten. Sie war schon wieder damit beschäftigt, Drehbücher zu verfassen, stellte sie ärgerlich fest. Dies war genau die Art und Weise, in der das menschliche Gehirn gemeinhin arbeitet: Es verbindet objektive Tatsachen mit letztlich in der Vergangenheit entstandenen Annahmen und gelangt zu Schlußfolgerungen, die oft genug falsch sind.
Was sie jetzt brauchte, überlegte sie, war ein klarer Verstand; frei von Vorurteilen und vorgefaßten Meinungen.
Sie ließ sich jedoch Zeit mit diesem Vorhaben, und ihre Gedanken beschäftigten sich mit dem, was sie in den Tagen, die sie in Hongkong war, erlebt
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