und der Hongkong-Buddha
Wi warf ihr einen düsteren, anklagenden Blick zu. »Wer sind Sie eigentlich?« fragte er. »Ich habe Sie gehört und ich habe ihn gehört...«
Erleichtert wandte Mrs. Pollifax ihren Blick von Detwiler.
»Ich heiße Emily Pollifax, und ich nehme an, Sie sind Alec Wi?«
Verblüfft richtete er sich etwas auf. »Aber woher...?«
»Ich habe Ihr Bild in der Zeitung gesehen. Mr. Hitchens macht sich große Sorgen um Sie.«
»Hitchens? Sie kennen ihn? Hat man ihn auch entführt? Hat er meinen Vater gefunden?« Seine Stimme wurde lebhafter, doch in seinen Augen lag noch Mißtrauen.
Die linke Seite seines Gesichts war blutunterlaufen, seine Lippen geschwollen, und man hatte ihm einen Schneidezahn ausgeschlagen. Doch er war jung und ein zäher Bursche und erinnerte Mrs. Pollifax an einen College-Studenten der Boxstaffel, der eine Runde zu lang im Ring gestanden hatte. Sie fühlte den Zorn in Alec Wi; die Art von Zorn, zu der Detwiler nicht mehr fähig war. Dieser Zorn war es, der ihn aufrecht hielt, und Mrs. Pollifax war sich sicher, daß er die Wahrheit vertragen konnte. »Ihr Vater ist tot, Alec«, sagte sie behutsam.
Er zuckte zusammen und sog stockend die Luft ein. Dann schluckte er mühsam und nickte. »Ich fürchte, ich bin nicht einmal überrascht - jetzt nicht mehr. Ich glaube, ich habe schon vor drei Tagen die Hoffnung verloren. Eigentlich überrascht mich am meisten, daß ich selbst noch am Leben bin - nach diesen drei Tagen hier.,« Seine Stimme zitterte. »Haben sie... mußte er viel leiden?«
»Nein, sicher nicht«, sagte sie leise. »Auf seinem Gesicht lag... Überraschung. Die Kugel traf ihn in die Schläfe.« Sie beugte sich vor und flüsterte: »Es sollte wie Selbstmord aussehen. Ein Abschiedsbrief in seiner Handschrift und die Tatwaffe befanden sich in seiner Hand, aber ich habe beides verschwinden lassen.«
»Sie haben ihn gesehen?« fragte er verwirrt.
Sie nickte. »Zusammen mit Mr. Hitchens - am nächsten Morgen in der Hütte, in der Sie entführt wurden. Mr. Hitchens und ich kamen mit derselben Maschine nach Hongkong«, erklärte sie, »und wir frühstückten zusammen. Als er in jener Nacht von der Hütte zurückkam, war er übel zugerichtet und suchte in meinem Zimmer Hilfe.«
»Dann sind Sie... ein Freund«, sagte er überrascht. »Nicht daß dies etwas ändern würde, aber...«
»Ich weiß.«
»Er war auch ein Freund«, sagte Alec bitter und nickte mit dem Kopf in Richtung Detwilers. »Er und mein Vater waren sogar sehr gute Freunde, aber Mr. Feng und diese Leute haben ihn fertiggemacht. Sie dürfen ihm nicht vertrauen, hören Sie!«
»Niemand sollte ihm vertrauen - in der Verfassung, in der er sich befindet«, ergänzte sie. »Trotzdem hat er versucht zu retten, was zu retten war... Und ich bin sicher, das war nicht ungefährlich.«
»Sicherlich nicht«, nickte er. »Sie kennen ihn?«
»Wir... eh... haben gemeinsame Freunde«, erwiderte sie. »Dies ist auch der Grund, weshalb ich ihn am Montag besucht habe - gleich nachdem ich in Hongkong angekommen war. Aber Sie...« Mit der Andeutung eines Lächelns wechselte sie das Thema. »Diese Kerle sind mit Ihnen ziemlich übel umgesprungen?«
»Kann man wohl sagen«, bestätigte er mit einem mißglückten Lächeln. »Aber mir geht es schon wieder ganz gut. Sie haben vor, ganz Hongkong zu übernehmen - wußten Sie das? Zuerst mußte ich lachen, als ich das hörte, doch das Lachen ist mir inzwischen vergangen.«
Er nickte mit dem Kopf in Richtung der Aktivitäten jenseits der Holzkisten. »Wissen Sie, was die da drüben zusammenrühren?«
Sie schüttelte verneinend den Kopf.
»Pottasche und Diesel! Beides ist überall problemlos aufzutreiben. Sie machen Bomben daraus. Gestern nacht haben sie an verschiedenen Orten der Stadt Bomben deponiert, in die soviel ich hören konnte - Langzeitzünder eingebaut sind, die zu verschiedenen Zeiten, irgendwann in den nächsten zwei, drei Tagen hochgehen. Alles was sie in die Stadt schaffen, lassen sie durch diese zwei Fenster dort drüben hinab - zu einem Lieferwagen, den sie während des Tages irgendwo verstecken. Die Fenster sind so gebaut, daß sie mit einem Griff herauszunehmen sind. Ich habe allmählich den Verdacht, daß es Terroristen sind - oder?«
Mrs. Pollifax nickte. »Die ›Befreiungsfront 80‹.
»Was?!« rief er entsetzt. »Das war also die Spur, auf die mein Vater gestoßen ist! O Gott! Kein Wunder, daß...«. Er stockte. »Nun verstehe ich!«
»Und Mr. Feng ist der Kopf des Ganzen - wie es scheint.«
Alec
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