und der Hongkong-Buddha
hatte er die geschilderten Fakten abgewogen und geprüft. Robin stellte fest, daß Marko nicht minder beeindruckt war als er selbst: Cyrus bewältigte die Situation glänzend. Er behielt klaren Kopf und würde sich unter Umständen noch als ein Fels in der Brandung erweisen - und zwar als ein mächtiger Fels, dachte Robin, denn er hatte sehr schnell erkannt, daß an Cyrus' mächtiger Gestalt von einsneunzig kein Gramm Fett war und daß sich hinter seiner scheinbaren Trägheit mit seiner sparsamen Art zu sprechen ein schneller und scharfer Verstand verbarg.
»Wie Sie sehen, ist unsere Situation alles andere als rosig«, gab Robin zerknirscht zu. »Die Machtübernahme in der Kolonie scheint seit längerer Zeit bis ins kleinste Detail geplant und hat inzwischen eine Eigendynamik entwickelt, die uns in eine ähnliche Situation versetzt wie die Maus, die gelähmt vor Entsetzen und unfähig zu handeln die Schlange anstarrt. Wir können nur feststellen, daß Mrs. Pollifax seit elf Uhr heute morgen spurlos verschwunden ist, und wir nehmen an, daß Mr. Feng in dem Taxi saß, mit dem sie wegfuhr. Feng betrat den Laden wieder gegen zwölf Uhr fünfzehn. Und hier haben Sie ein weiteres Beispiel dafür, wie sehr wir im dunkeln tappen: trotz Überwachung seines Ladens rund um die Uhr haben wir nicht gemerkt, daß er durch unser Netz geschlüpft ist.«
»Nachdem Feng in den Laden zurückgekehrt war«, warf Marko dazwischen, »hat der Funkortungswagen ein einminütiges Hochleistungssignal aus der Gegend der Dragon Alley aufgefangen; doch leider war die Sendezeit zu kurz, um den genauen Standort zu ermitteln. Wir nehmen an, daß der Funkspruch aus FengImports kam. Von Detwiler fehlt nach wie vor jede Spur...«
Cyrus nickte. »Und Sie konnten nicht feststellen, auf welchem Weg dieser Mr. Feng den Laden unbemerkt verlassen hat? Hat er Verdacht geschöpft, er könnte beobachtet werden?«
Robin zögerte. »Wir sind ziemlich sicher, daß er unsere Leute nicht bemerkt hat«, erwiderte er schließlich. »Zumindest nehmen wir an, er würde sich ganz anders verhalten, wenn er etwas in dieser Richtung vermuten würde. Als er uns das erste Mal entwischte, war es tiefste Nacht, und da es in der Dragon Alley praktisch keine Straßenbeleuchtung gibt, ist es durchaus möglich, daß er einfach Glück hatte. Heute morgen allerdings ist er uns ganz offensichtlich erneut durch die Maschen geschlüpft und zwar bei hellichtem Tag.
Damit können wir unsere beruhigende Theorie von Glück und Zufall in den Kamin schreiben. Marko vermutet, er benutzt ein oder zwei Nachbargebäude, um unbemerkt zu verschwinden möglicherweise ein für die Terroristen konzipierter Fluchtweg, dessen er sich hin und wieder selbst bedient. Marko hat bereits eine Anfrage durchgegeben, wem das Gebäude neben FengImports gehört. Sie müssen wissen, wir arbeiten inzwischen mit einer sorgsam ausgewählten Gruppe des Hongkonger Sonderdezernats zusammen, aber...«
»Wie viele Leute?« warf Cyrus dazwischen.
»Sieben«, sagte Marko. »Sieben plus Duncan, der Einsatzleiter.«
»...aber in Hongkong einen Hausbesitzer ausfindig zu machen, ist ein schwieriges Unterfangen«, fuhr Robin fort.
»Und was unsere zugegebenermaßen recht kleine Gruppe von sieben Männern anbelangt, so dürfen Sie nicht vergessen, daß wir überaus vorsichtig sein müssen, wem wir trauen können. Wir dürfen da absolut kein Risiko eingehen! Aus demselben Grund haben wir auch die Presse nicht informiert. Vielleicht wäre das sogar eine Chance, Hongkong zu retten - und wer wollte das nicht -, aber wir können es uns einfach nicht leisten, die Mitglieder der ›Befreiungsfront 80‹ entkommen zu lassen.
Sie würden sofort untertauchen und sicherlich Mittel und Wege finden, aus Südostasien zu verschwinden; nur um ein halbes Jahr später in einer anderen Ecke der Welt wieder aufzutauchen und das gleiche Spiel von vorne zu beginnen. Als Mitglieder einer internationalen Polizeibehörde...« Er schüttelte den Kopf. »Ich bin sicher, Sie verstehen, welc he Verantwortung dies bedeutet. Wir wollen mehr, als Mrs. Pollifax aus den Händen der Terroristen befreien; wir wollen den Anschlag verhindern und jedes einzelne verdammte Mitglied der Gruppe kriegen und für immer aus dem Verkehr ziehen.«
»Glauben Sie, die haben eine Ahnung, daß Interpol die Hände im Spiel hat?« fragte Cyrus.
»Wenn Mrs. Pollifax mit ihrer Einschätzung der Situation richtig lag, dann waren sie völlig ahnungslos«, antwortete
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