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… und der Preis ist dein Leben III - Dunkle Bestimmung (German Edition)

… und der Preis ist dein Leben III - Dunkle Bestimmung (German Edition)

Titel: … und der Preis ist dein Leben III - Dunkle Bestimmung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. M. Singer
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Tür einen Spalt auf und schlüpfte hinein.
    In der Bibliothek war es dunkel, die einzige Lichtquelle war der Vollmond, der zwischenzeitlich aufgegangen war und durch die hohen Fenster hereinschien. Trotzdem erspähte Elizabeth sofort die eiserne Wendeltreppe auf der anderen Seite des großen Raums, die auf das Dach zum Glashaus führte.
    Jetzt war sie fast am Ziel. Ihr Herz führte vor Vorfreude einen kleinen Stepptanz auf, denn gleich würde sie Daniel wiedersehen!
    Just in diesem Moment ging das Licht an. Elizabeth fuhr erschrocken zusammen, und mit einem heißen Schreck wurde ihr bewusst, dass sie sich nicht mehr konzentrierte. Sie beschwor den rettenden Gedanken herauf, gleichzeitig trat George links neben ihr durch eine in der Wandvertäfelung verborgene Tür. Gott sei Dank war er vollauf damit beschäftigt, eine große, mit einer Flüssigkeit gefüllte, Schale zu balancieren, sonst hätte er sie zweifelsohne bemerkt. So aber ging er, den Blick angespannt auf das goldfarbene Gefäß gerichtet, an Elizabeth vorbei zur Treppe.
    Bedächtig stieg er hinauf, Elizabeth nur wenige Stufen hinter ihm. Auch George war in dieser aufwendigen indischen Tracht gekleidet, die bei ihm allerdings nicht so fehl am Platz wirkte wie bei den anderen Thugs, schließlich war orientalische Kleidung an ihm nichts Ungewöhnliches.
    Auf der obersten Treppenstufe angekommen, öffnete George mit dem Ellenbogen eine Holztür und trat ins Freie. Elizabeth stahl sich direkt hinter ihm hindurch.
    Kalter Wind biss ihr ins Gesicht. Sie standen auf dem Dach, und vor ihnen erhob sich das viktorianische Glashaus mit der lang gezogenen Kuppel. Die Scheiben waren blind von jahrzehntealten Ablagerungen und verhinderten so einen Blick ins Innere.
    Behutsam stellte George die Schale auf den Boden und holte einen Schlüssel aus der Hosentasche.
    Was für ein Glück , dachte Elizabeth. Wenn ich nicht zufällig George herauf gefolgt wäre, stünde ich jetzt vor verschlossener Tür und hätte entweder in der Kälte warten oder eine Scheibe einwerfen müssen .
    Beinahe wäre sie George vor Ungeduld zur Hand gegangen, als er umständlich die Tür mit einem Fuß offen hielt, während er die Schale wieder vom Boden aufnahm.
    Sie folgte dem Diener in das alte Glashaus, wo der Vollmond alles in ein geheimnisvolles, silbriges Licht tauchte. Die Palmen und exotischen Pflanzen, die verschnörkelten weißen Eisenbänke, Wendeltreppen und Säulen, die eingewachsenen und leise plätschernden Brunnen, alles schien aus einer mystischen Welt zu stammen.
    Aber Elizabeth hatte dafür keinen Blick. Es gab nur eines, das sie sehen wollte, und das hatte sie noch nicht gefunden.
    So leise wie möglich bahnte sie sich hinter George ihren Weg durch das dschungelähnliche Pflanzengewirr, bis sie den Rand der Kuppel erreichte. Vor ihr erstreckte sich eine freie Fläche, fast wie eine Lichtung, die von vier gusseisernen Säulen abgegrenzt wurde.
    Und dort sah sie ihn. Daniel saß auf dem Boden, direkt unter dem Zentrum der Kuppel, die Beine angezogen und die Knöchel überkreuzt, die verschränkten Arme auf den Knien abgelegt. Sein Gesicht konnte sie nicht sehen, denn den Kopf hatte er zwischen seinen Oberarmen vergraben. Das Hemd strahlte im Mondlicht fluoreszierend, und die Unterarme waren schneeweiß. Er schien George ebenso wenig wahrzunehmen wie dieser ihn.
    Die Freude, ihn zu sehen, war überwältigend, doch gleichzeitig zerriss ihr sein Anblick das Herz. Daniel hatte aufgegeben, um das zu erkennen, brauchte sie sein Gesicht nicht zu sehen. Ihm, der niemals aufgab, der niemals seinen Mut und seinen unerschütterlichen Optimismus verlor, war alle Hoffnung abhandengekommen.
    Voller Ungeduld strebte sie ihm entgegen, wollte ihn halten, wollte ihn trösten. Wollte ihm seine Zuversicht zurückgeben! Doch Georges Anwesenheit zwang sie dazu, bewegungslos auszuharren.
    Hamiltons Diener hatte indes die Schale neben einer zwei Meter hohen, blau-schwarzen Kalifigur abgestellt, die hinter Daniel am Rand der freien Fläche aufragte. Die Statue sah fast genauso aus wie die kleine Bronzefigur in der Bibliothek. Die Hindugöttin hatte zehn Arme, eine Kette aus Schädeln und einen Gürtel aus abgetrennten Armen. Das linke Bein war abgewinkelt und ausgestellt, als wollte sie aufstampfen und ihre Feinde unter ihrem Fuß zermalmen. Ihr Gesicht war eine wütende Fratze. Umrahmt wurde das Ganze von einem Sonnenrad mit züngelnden Sonnenstrahlen. Einen Unterschied zu der kleineren Version gab es

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