… und der Preis ist dein Leben III - Dunkle Bestimmung (German Edition)
kühle Nacht hinaus.
Ohne weiter über die Tiefe des Schachts oder den Dolch nachzudenken, rutschte Elizabeth hinunter. Der Kohleschacht war nicht tief, stellte sie erleichtert fest, höchstens zwei Meter, doch als sie unten aufkam, rutschte sie mit ihren feuchten Schuhsohlen aus und landete unglücklich auf ihrem Hinterteil. Der Dolch entglitt ihrer klammen Hand und schlitterte davon.
Einen Fluch unterdrückend richtete sie sich etwas auf und fand sich in vollkommener Finsternis wieder. Verdammt, warum habe ich keine Taschenlampe mitgebracht?, dachte sie ärgerlich .
Wie sollte sie in dieser tintenschwarzen Dunkelheit den Weg aus dem Keller heraus finden? Doch als sich ihre Augen an die Finsternis gewöhnt hatten, erfassten sie etwas erhöht einen fahlen Lichtstreifen.
Das müsste dann wohl die Tür zur Küche sein, überlegte sie. Auf allen Vieren suchte sie den Kellerboden nach dem Dolch ab, bis sie unweit vor sich etwas schimmern sah. Das schwache Licht spiegelte sich in der blank polierten Klinge. Sie nahm den Dolch auf und erhob sich. Um ihre Hände freizuhaben, schob sie die Waffe am Rücken durch den Gürtel.
Mit ausgestreckten Armen setzte sie vorsichtig ihre Schritte. Langsam bewegte sie sich auf die Lichtquelle zu, bis sie mit den Zehen an eine Stufe stieß und ihre Hände ein Geländer ertasteten.
Der Schritt auf die erste Treppenstufe knarzte und quietschte ohrenbetäubend laut in ihren Ohren und ließ sie augenblicklich versteinern. Sie war sich sicher, dass wirklich jede Person auf Camley Hall das gehört haben musste. Angestrengt horchte sie hinauf zur Tür und in die Küche dahinter, doch nichts rührte sich.
Sie traute sich kaum zu atmen und versuchte sich leicht zu machen, mehr Gewicht auf ihre Hand am Geländer zu legen. Dann wagte sie den nächsten Schritt. Wieder knarzte es, aber es kam ihr nicht mehr so laut vor. Auch diesmal war von oben keine Reaktion auf das Geräusch zu hören.
Sie holte tief Luft und versuchte sich zu beruhigen, bevor sie Stufe für Stufe die Treppe erklomm. Eine Karriere als Einbrecher konnte sie hiermit ausschließen, dazu fehlten ihr ganz eindeutig die Nerven!
Oben angekommen legte sie ein Ohr an die Tür und lauschte. Sie hörte Stimmengemurmel, doch es klang weit weg. Vorsichtig öffnete sie die Tür. Das Licht blendete sie, deshalb brauchte sie eine Sekunde, bis sie etwas erkennen konnte.
Vor ihr lag eine kurze Diele, die in eine riesige und dennoch seltsam heimelige Küche führte. Ausgestattet war der Raum mit ein paar sehr schönen antiken Vitrinenschränken und Anrichten, allesamt weiß gebeizt und in erstklassigem Zustand. Einzig der enorme Edelstahlkühlschrank neben dem Durchgang zur Diele wollte so gar nicht zum Gesamtbild einer Großmutterküche passen. Alles war blitzblank und aufgeräumt, nur auf dem Arbeitstisch in der Mitte des Raums hatte man neben Getränken und Schalen mit frischem Obst auch köstliche Sandwiches bereitgestellt.
Bei diesem Anblick knurrte Elizabeths Magen, was nicht verwunderlich war, hatte sie doch wieder einmal vergessen, genügend zu essen.
Jemand kam in die Küche. Unwillkürlich hielt Elizabeth die Luft an und rief sich die Erinnerung ins Bewusstsein, die den Unscheinbarkeitszauber auslösen würde.
Die zwei Männer bedienten sich bei den Sandwiches und verließen dann wieder die Küche.
Sich nach wie vor konzentrierend, schlüpfte Elizabeth durch die Tür, schlich zum Tisch und pickte eine Handvoll Weintrauben aus einer der Obstschalen.
So weit so gut , dachte sie, während sie die Trauben hastig hinunterschlang. Im Haus war sie schon mal. Jetzt musste sie den Weg in die Bibliothek finden. Sie versuchte sich an die Führung zu erinnern, die Hamilton ihr gegeben hatte. Von der Eingangshalle aus würde sie den Weg wissen.
„… schon sein. Aber es ist ja nicht das erste Mal.“
Elizabeth machte einen schnellen Satz zurück und drückte sich, an nichts anderes mehr denkend, als ihre magische Erinnerung, mit dem Rücken an die Seitenwand des enormen Edelstahlkühlschranks. Das war kein Versteck, und wenn der Zauber nicht funktionierte, würde man sie auf jeden Fall entdecken, doch immerhin stand sie nicht im Weg. Sie hatte noch mindestens drei Weintrauben im Mund, aber sie traute sich kaum zu atmen, geschweige denn zu kauen oder zu schlucken.
Es waren Warren und seine beiden Freunde, oder seine Arme, wie Simon es genannt hatte, die plaudernd in die Küche kamen, um sich etwas zu essen zu holen. Alle drei sahen
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