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… und der Preis ist dein Leben III - Dunkle Bestimmung (German Edition)

… und der Preis ist dein Leben III - Dunkle Bestimmung (German Edition)

Titel: … und der Preis ist dein Leben III - Dunkle Bestimmung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. M. Singer
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jungen Mannes, die verwirrt ihrem Blick begegneten und sich dann vor Schreck weiteten.
     
    Das Letzte, was sie hörte, war ein tausend Meilen entferntes: „Loslassen! Sie gehört mir!“

-14-
     
    Sie trieb auf einem schwarzen Ozean unter einem sternenlosen Nachthimmel.
    Alles umfassende Stille hüllte sie ein wie schwerer, schwarzer Samt.
    Zeit war an diesem Ort ein unbekanntes Konzept.
    Es gab weder Vergangenheit, noch Zukunft.
    Es gab nur das sich in die Ewigkeit erstreckende Jetzt.
    Es gab kein Erinnern.
    Es gab kein Denken.
    Es gab kein Fühlen.
    Es gab nur gnädiges Vergessen und die friedvolle Umarmung der Unendlichkeit.
    Doch dann kehrte das Denken zurück und damit auch die Erinnerung.
    War diese schwarze Stille der Tod? War es das, was sich hinter dem Vorhang verbarg? Das ergab sogar Sinn, denn auf was, außer auf Leere, konnte sie ohne Daniel schon hoffen? Wie könnte es ohne ihn ein Paradies für sie geben?
    Plötzlich wurde das Nichts, das eben noch barmherzig gewesen war, niederdrückend und erstickend. Instinktiv kämpfte sie dagegen an, bis die schwarze Sphäre wie eine Glaskugel zersprang und Elizabeth wieder ihren Körper wahrnahm. Sie spürte ihren schmerzenden Hals und die brennenden Arme. Aber sonst ...
    Die Leere, durch die sie eben noch getrieben war, befand sich nun in ihr, füllte sie vollkommen aus. Sie empfand rein gar nichts. Keine Trauer, keine Wut, keine Angst.
    Sie fühlte zwar ihren Körper, doch ihr Selbst, ihre Seele, fühlte sie nicht. Als hätte sie sich zusammen mit Daniel aufgelöst.
    Selbst die Tatsache, dass sie noch am Leben war, dass der Thuggee sie nicht erdrosselt hatte, rief keinerlei Emotionen in ihr hervor. Weder war sie darüber erleichtert noch enttäuscht. Sie war noch nicht einmal sonderlich überrascht. Sie nahm es ganz einfach nur zur Kenntnis.
    Elizabeth hörte Schritte, und ihr wurde bewusst, dass sie nicht alleine war. Als sie ein klein wenig die Augen öffnete, stellte sie fest, dass sie vollständig angezogen auf einem breiten Bett in einem sehr geräumigen Schlafzimmer lag. Die seidenen Laken unter ihr waren farblich perfekt auf die hellblauen Wände abgestimmt und rochen dezent nach Lindenblüten.
    Der junge Mann, der nun Hamilton war, stand mit dem Rücken zu ihr vor einem silbergerahmten Standspiegel. Das Blut war abgewaschen, und er hatte sich umgezogen. Er trug eine beige Hose und darüber ein weites, weißes Leinenhemd. Seine leicht gewellten, sandblonden Haare waren nicht mehr nach hinten gekämmt, sondern fielen ihm in die Stirn und über die Ohren.
    Teilnahmslos beobachtete Elizabeth im Spiegel, wie er die Züge seines neuen Gesichts studierte. Er drehte und wendete den Kopf, verzog den Mund und fletschte die Zähne. Dann hob er die Augenbrauen und betastete seine gerade Nase und das Grübchen am Kinn. Merkwürdigerweise wirkte er dabei zwar erfreut und neugierig, aber auch ein wenig ratlos, als wäre das, was er da vor sich sah, nicht das, was er erwartet hatte.
    Der Spiegel stand neben einem großen Fenster und einer Glastür, die auf eine Terrasse hinausführte. Die Vorhänge waren zur Hälfte zugezogen, sodass Elizabeth im Halbdunkel lag, während der Rest des Zimmers sonnendurchflutet war. Von draußen drangen das Plätschern eines Brunnens und leises Vogelgezwitscher herein.
    Ein ersticktes Wimmern brach über Elizabeths Lippen. Wie konnte die Sonne scheinen und die Vögel singen, wenn es Daniel nicht mehr gab?
    Wie konnte die Welt sich einfach weiterdrehen, als wäre nichts geschehen, wenn sie doch eigentlich erfrieren und die Sonne sich für immer verfinstern sollte?
    Sie wünschte sich zurück in das weitaus angemessenere schwarze Nichts.
    Hamilton drehte sich um und sah sie forschend an. Sofort schloss Elizabeth die Augen wieder ganz, doch sie hörte, wie er zum Bett kam und das Rascheln seiner Hose, als er daneben in die Hocke ging. Mit einer Gleichgültigkeit, die sie nun doch ein wenig überraschte, spürte sie seine warme Hand über ihre Wange streicheln.
    „Bist du wach, Dornröschen?“, fragte Hamilton mit einer fremden Stimme.
    Aber es waren nicht seine Worte. Der Bastard bediente sich Daniels Worte!
    Dass Hamilton die Drohung wahr gemacht, und sie in sein Schlafzimmer hatte bringen lasen – zweifelsohne, um sich später mit ihr und seinem jungen Körper zu amüsieren - hatte sie bis eben vollkommen ungerührt gelassen. Aber dass er es tatsächlich wagte, Daniels Erinnerungen zu nutzen, um sie willig zu machen, entzündete

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