… und der Preis ist dein Leben III - Dunkle Bestimmung (German Edition)
doch er nutzte die Gelegenheit, beugte sich mit einem Ruck nach vorne und warf Elizabeth über die Schulter. Es ging so schnell, dass sie den Wurf selbst gar nicht mitbekam, sondern erst die harte Landung auf dem Rücken, die ihr die Luft aus den Lungen presste.
Zähnefletschend sah George auf sie hinunter. Elizabeth war sich sicher, dass er sich sofort auf sie stürzen würde, aber dann zuckten seine Augen zu Hamilton, und er stieg hastig über sie hinweg, um seine Aufgabe zu vollenden.
Ächzend wälzte sich Elizabeth auf den Bauch, weg von der sengenden Hitze der Flammen. Sie versuchte gerade an das Jagdmesser heranzukommen, das sie zuvor fallen gelassen hatte, als ein Thug kräftig auf ihre rechte Hand trat und diese praktisch auf dem Boden festnagelte.
Elizabeth schrie vor Schmerz auf.
Ohne den Fuß von ihrer Hand zu heben, bückte sich der weißhaarige Mann, dem der Glasregen einen tiefen Schnitt in der Wange verpasst hatte, und hob triumphierend das Messer auf.
„Das Öl, Liz! Benutz das Öl!“, schrie Daniel mit sich überschlagener Stimme. Er deutete auf etwas hinter dem Angreifer.
Ihr Blick folgte Daniels Geste und erspähte eine mit brennendem Öl gefüllte Schale in Reichweite. Die rechte Hand noch immer unter dem Schuh des Thugs gefangen, streckte sie sich mit der linken dem glänzenden Gefäß entgegen. Sobald sie die Schale zu fassen bekam, schüttete sie ihrem Peiniger die Flüssigkeit entgegen.
Mit einem hohen Kreischen warf der Mann die Hände vor das Gesicht. Er ließ das Messer fallen und wich stolpernd zurück. Dabei fiel er fast über Simon, aber der blonde Junge war auch dadurch nicht aus seiner tiefen Trance zu holen. Als der Thug bemerkte, dass seine Kurta Feuer gefangen hatte, versuchte er panisch die Flammen auf seiner Brust mit bloßen Händen zu löschen.
Dank des brennenden Öls war Elizabeth zwar den Thuggee losgeworden, nur leider hatten dabei auch ihre eigenen Hände und Arme Tropfen der siedend heißen Flüssigkeit abbekommen. Bestialischer Schmerz explodierte auf der Haut und trieb ihr Tränen in die Augen. Doch dann biss sie fest die Zähne zusammen und griff entschlossen nach dem Messer.
Wankend kam sie auf die Beine …
Nur um zu erkennen, dass es zu spät war.
Sie nahm das Geschehen wie das Standbild eines Films wahr, so als hätte jemand die Pausetaste gedrückt und alles um sie herum wäre plötzlich eingefroren.
Die ersten Sonnenstrahlen hatten ihren Weg durch die östlichen Scheiben des Glashauses und das Pflanzengewirr gefunden und ließen die blutigen Klingen in Kalis Händen golden und rubinrot glitzern. Das schwarze Gesicht der Göttin schien Elizabeth auszulachen, als wüsste sie, dass das Ritual nun nicht mehr aufzuhalten war.
Sowohl Wood als auch Riley wurden mittlerweile von den Thuggees mit Dolchen an der Kehle in Schach gehalten. Rileys Lippen waren aufgesprungen und seine Nase blutete. Wood war an der Stirn und am Arm verletzt. Schwer atmend hielt er sich die Seite.
Während die neun jugendlichen Thugs unverändert in ihrem Dämmerzustand versunken waren und nichts von dem, was um sie herum geschah, mitbekamen, starrten sowohl die älteren Thuggees als auch Daniel und ihre beiden Freunde wie gebannt auf Hamilton. George stand, den zehnten Bhowanee-Dolch hoch erhoben, über seinem Meister.
Was das eingefrorene Geschehen schlagartig wieder in Bewegung setzte, war Georges Arm, der zu einem perfekt geführten Stoß ausholte und den Dolch tief in Hamiltons Brust trieb. Lautlos sank der tödlich verwundete Mann neben dem Bannkreis zu Boden. Seine weit geöffneten Augen waren nach oben, auf den morgendlichen Himmel, gerichtet. Mit gesenktem Kopf kniete sich George zwischen Hamiltons altem und neuem Körper und legte ihnen jeweils eine Hand auf die Brust. Seine Lippen bewegten sich dabei zu einer stummen Formel.
Dann begann das Sonnenamulett zu glühen, auf der Brust des reglosen jungen Mannes, ebenso wie auf Daniels.
Elizabeths Herzschlag setzte aus, denn Daniel stöhnte auf und brach mit geschlossenen Augen in die Knie, als würde ihm plötzlich alle Kraft entzogen.
„Nein!“, keuchte sie. „Nein!“ Sie musste das um alles in der Welt verhindern! Nur wie? Das Ritual hatte seinen Höhepunkt erreicht. Was konnte sie jetzt noch tun, da Hamilton seinen alten Körper verlassen hatte und George dabei war, ihn in die neue Hülle zu lenken.
Ich muss Danny halten! , wurde ihr schlagartig klar. Schließlich war Sonnenaufgang und sie sein Anker. Ihr Halt
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