… und der Preis ist dein Leben - Mächtiger als der Tod (German Edition)
Märchen abgetan hatte.
Beinahe hätte sie aufgelacht. Ja, mit Daniel war ein Märchen für sie wahr geworden. Aber hatte es auch ein Happy End?
Eine leichte Erschütterung auf der Couch schreckte Elizabeth erneut aus ihren Grübeleien. Etwas Samtiges, Schnurrendes schmiegte sich in die Kuhle zwischen ihren Knien und ihrem Bauch und ließ sich dort nieder.
„Beckett! Du hast mich ja schon lange nicht mehr besucht“, begrüßte Elizabeth den schwarzen Kater. Sie holte einen Arm unter der Decke hervor und kraulte das in der Dunkelheit ihres Wohnzimmers unsichtbare Tier hinter den Ohren. „Kannst du ihn mir auch dieses Mal zurückbringen?“, flüsterte sie und schloss erschöpft die Augen.
Komm zurück zu mir. Ich warte auf dich, dachte sie noch, dann sank in einen gnädigen, traumlosen Schlaf.
Es dämmerte bereits, als Elizabeth von leiser Klaviermusik und dem davonspringenden Beckett geweckt wurde. Sie hatte die ganze Nacht auf der Couch verbracht, was ihr noch nie zuvor passiert war. Jetzt lag sie zusammengerollt mit dem Gesicht zur Rückenlehne, einen Arm über der Decke. Alles an ihr fühlte sich schwer an, ihre Glieder, ihr Kopf, ja sogar ihre Augenlider.
Sie weigerte sich, die Augen zu öffnen, selbst, als sie ein vertrautes zartes Prickeln auf ihrer Wange und ihrem Oberarm spürte. Zu sehr fürchtete sie sich davor, welchen Ausdruck sie in Daniels Gesicht vorfinden würde.
„Bist du gekommen, um dich zu verabschieden?“, fragte sie mit von Tränen dicker Stimme.
„Nein“, flüsterte Daniel, und sie spürte das Kribbeln an ihrem Ohr und in ihrem Augenwinkel. „Ich bin hier, um dich auf Knien um Verzeihung zu bitten. Ich habe dich verletzt, und das ist wirklich das Letzte, was ich wollte.“
Erstaunt öffnete sie die Augen und drehte den Kopf über die Schulter. Daniel saß auf dem Boden vor der Couch und lächelte sie an. Die Hoffnungslosigkeit war aus seinem Blick gewichen, nur eine winzige Spur von Schwermut lag noch darin.
Bei diesem Anblick erlaubte sich Elizabeth ein klein wenig Zuversicht. „Du wirst also nicht gehen?“
„Nein, mein Engel.“ Mit dem Rücken seines Zeigefingers streichelte er zärtlich ihr Gesicht.
Elizabeth drehte sich nun vollständig um, setzte sich auf und zog fröstelnd die Decke über die Schultern. Mit den Handballen rieb sie sich den Schlaf und die restlichen Tränen aus den Augen. Fast fürchtete sie, dass, wenn sie die Hände sinken ließ und die Augen öffnete, Daniel wieder verschwunden sein würde. Doch er saß noch immer zu ihren Füßen und sah schuldbewusst zu ihr auf.
„Es tut mir so leid, Liz. Ich weiß nicht, warum diese dumme Geschichte mich gestern dermaßen aus der Bahn geworfen hat. Ich hatte das Gefühl, einen Blick in eine überaus finstere Zukunft zu werfen. Aber du hast natürlich völlig recht, wir sind nicht Eleonor und Dorian, und was ihnen passiert ist, muss nicht auch zwangsläufig uns passieren. Jeder ist doch im Großen und Ganzen seines eigenen Schicksals Schmied, auch wenn man vielleicht nicht beeinflussen kann, ob einem die Liebe seines Lebens erst fünf Minuten vor Abpfiff begegnet. Aber wenn man ein so unglaubliches, ein so einmaliges Geschenk erhält, wie wir beide, wäre es doch unverzeihlich, es einfach wegzuwerfen, nur weil man Angst vor einer noch ungeschrieben Zukunft hat.“
Elizabeth lachte voller Erleichterung auf. Daniel war hier, und er würde sie nicht verlassen! „Daniel Patrick Mason.“ Drohend hielt sie ihm einen Zeigefinger unter die Nase. „Tu mir so etwas niemals, niemals wieder an, hast du verstanden?“
„Bitte glaub mir, mein Engel, ich wollte dir bestimmt nicht wehtun.“ Sein Blick wanderte zum Fenster, und er erhob sich mit einem verheißungsvollen Grinsen. „Sonnenaufgang.“
Zögernd und mit pochendem Herzen ergriff Elizabeth seine einladend ausgestreckte Hand. Seine ziemlich solide Hand, die tatsächlich ein wenig an der ihren zog. Mit einem verblüfften Keuchen sprang sie von der Couch und warf sich in Daniels Arme. Sie schmiegte sich an ihn und hielt ihn so fest es ihr möglich war. Neue Tränen bahnten sich ihren Weg, doch dieses Mal waren es reine Freudentränen. Von Daniel sicher gehalten zu werden und nicht nur eine zarte, kaum wahrnehmbare Berührung zu spüren, war noch schöner, als sie es sich vorzustellen gewagt hatte!
Und sie konnte Daniel jetzt sogar riechen. Ihn umfing ein ganz leichter Ozongeruch, der Duft eines Sommergewitters, den Elizabeth tief in die Lunge sog.
„Ich
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