… und der Preis ist dein Leben - Mächtiger als der Tod (German Edition)
doch nicht gerade jetzt, während dieser verstörenden Geschichte! Verstohlen lehnte sie sich zur Seite und spähte um die Rückenlehne ihres Sessels. Tatsächlich, ganz wie sie befürchtet hatte stand Daniel hinter ihr an der holzvertäfelten Wand neben dem offenen Kamin und starrte sie mit geweiteten Augen an. Seine Hände waren zu Fäusten geballt und seine Lippen zu einem schmalen, an den Seiten nach unten gezogenen Strich zusammengepresst. Der Ausdruck blanken Entsetzens in seinem Gesicht ließ Elizabeth das Blut in den Adern gefrieren. Ohne an die Gruppe um sie herum auch nur einen einzigen Gedanken zu verschwenden, sprang sie aus ihrem Sessel und wollte zu Daniel eilen, wollte ihm versichern, dass diese Geschichte nichts, rein gar nichts, mit ihnen zu tun hatte. Eleonors Schicksal war nicht ihr Schicksal. Doch Daniel war bereits verschwunden, und Elizabeth stand schwer atmend mit dem Rücken zur verwundert tuschelnden Runde.
-22-
„Danny? Danny, bist du da?“
Elizabeth überprüfte jedes Zimmer ihrer Wohnung, doch Daniel war nirgends zu sehen. Erschöpft streifte sie ihr Sakko ab und warf es achtlos über den Sessel. Dann sank sie auf den Teppich vor der Couch, umschlang mit den Armen ihre angezogenen Knie und legte den Kopf zurück.
Was für ein mieses Timing! Den gesamten Nachmittag über hatte sie sich Daniel an ihre Seite gewünscht, und dann tauchte er gerade dann auf, während Sir Thomas diese unfassbar blöde Geschichte erzählte.
Nachdem Daniel aus dem Salon verschwunden war und Elizabeth sich wieder einigermaßen im Griff gehabt hatte, war sie mit der Entschuldigung, ihr sei gerade ein wichtiger Termin wieder eingefallen, schnellstmöglich aufgebrochen. Dass sie die Fahrt nach Hause ohne Unfall und Strafzettel überstanden hatte, grenzte an ein Wunder. Wahrscheinlich hatte sie so ziemlich jede Verkehrsregel gebrochen, die es gab.
„Was denken wir uns nur, Liz?“
Oh Gott sei Dank ! Elizabeth sah ruckartig auf. Daniel saß neben ihr, die Ellenbogen abgestützt auf den ebenfalls angezogenen Knien. Er sah sie nicht an, sein gesenkter Blick ging ins Leere.
„Danny ...“ Elizabeth wollte eine Hand auf seinen Arm legen, doch Daniel zuckte vor ihren Fingern zurück, als wären sie glühende Eisen.
Ihre Brust schnürte sich zusammen. Noch heute Morgen waren sie sich so nah gewesen, dass nichts und niemand, noch nicht mal der Tod, sich hatte zwischen sie stellen können. Und jetzt …
Endlich hob Daniel den Blick und sah sie an. In seinen Augen spiegelten sich so viel Schmerz und Hoffnungslosigkeit, dass es Elizabeth schier das Herz brach.
„Danny“, versuchte sie es noch einmal. „Hamiltons Geschichte hat nichts, aber auch gar nichts mit uns zu tun.“
„Ich habe nie darüber nachgedacht, was ich dir mit meiner Anwesenheit antue“, flüsterte er. „Ich beraube dich deiner Zukunft …“
Verzweifelt schüttelte Elizabeth den Kopf. „Nein, Danny, das ist nicht wahr!“
„Ich war so selbstsüchtig. Alles, woran ich dachte, war, dass ich mit dir zusammen sein wollte. Es kam mir nie in den Sinn, was das für dich bedeutet. Welche Opfer es dir abverlangt.“
„Nein …“ Elizabeth versuchte erneut seinen Arm zu berühren, doch Daniel verschwand von ihrer Seite und erschien stehend in der gegenüberliegenden Ecke des Zimmers.
Mit zittrigen Knien erhob sie sich ebenfalls und ging ein paar Schritte auf Daniel zu, sodass sie nur noch eine Armlänge voneinander trennte. „Dann bin ich ebenso selbstsüchtig“, sagte sie mit bemüht fester Stimme. „Denn auch ich will nichts anderes, als mit dir zusammen zu sein. Ein Leben ohne dich kann ich mir nämlich nicht mehr vorstellen.“
„Aber genau das ist der Punkt, Liz. Du hast noch ein Leben vor dir. Du hast eine Zukunft. Und ich … meine Zeit ist abgelaufen. Ende der Fahnenstange. Und nach den Spielregeln sollte ich eigentlich gar nicht mehr hier sein.“
„Aber du bist hier. Liebe hält sich eben nicht an Spielregeln, Danny!“ Sie lachte freudlos auf. „Ich bin mir des Irrwitzes unserer Situation durchaus bewusst, glaub mir. Und weißt du was? Es ist mir völlig egal, denn für mich ist die einzige Zukunft, eine Zukunft mit dir!“
„So denkst du jetzt , Liz.“ Daniels Stimme brach, als er ihren Namen aussprach. „Aber was, wenn das, was ich dir geben kann, irgendwann nicht mehr genug ist? Liz, ich werde nie all deine Bedürfnisse befriedigen können.“
„Also nach heute Morgen bin ich mir da nicht so sicher
Weitere Kostenlose Bücher