… und der Preis ist dein Leben - Mächtiger als der Tod (German Edition)
wollten.
„Tom Evans und William Nichols“, half Daniel ihr aus, und sie wiederholte die Namen für Mrs Moreland.
„Können Sie mir etwas darüber sagen, wie weit die Polizei mit ihren Ermittlungen ist?“, fragte Mrs Moreland hoffnungsvoll. „Seit die beiden Beamten hier waren, habe ich nichts mehr gehört. Nicht zu wissen, wer es getan hat und warum, bringt mich fast um den Verstand.“
„Ja, ich weiß“, murmelte Elizabeth mitfühlend, und auch Daniel stimmte mit einem leichten Nicken zu. Er sah immer noch nachdenklich aus dem Fenster und warf nur hin und wieder einen kurzen Blick hinüber zu den beiden Frauen am Tisch.
„Aber leider kann ich Ihnen zum aktuellen Ermittlungsstand nichts sagen“, fuhr Elizabeth fort. „Ich bin nur dafür zuständig Informationen zu sammeln.“
„Also, was möchten Sie dann gerne wissen, Miss Parker.“ Barbara Morelands Lippen waren zu einer harten Linie zusammengepresst. Ihre Mundwinkel zuckten von der Anstrengung, einen gefassten Ausdruck zu bewahren.
„Wissen Sie, ob Justin mit irgendjemand Ärger hatte? War er vielleicht in einer Clique oder Mitglied einer Gang, die mit einer anderen Gruppe im Zwist lag?“
„Soweit ich weiß, hatte Justin mit niemand Streit. Und er war auch in keiner Gang. Außerdem wurden mir diese Fragen bereits gestellt.“
„Ich weiß, Mrs Moreland. Bitte verzeihen Sie, wenn ich einige Fragen erneut stelle. Vielleicht können Sie mir einfach ein bisschen über Justin erzählen. Über seine Freunde, seine Gewohnheiten.“
„Er war ein lieber Junge. Es gab nie Beschwerden über ihn. Wenn jemand Ärger bekam, dann war es sein Bruder Martin, er war von den beiden immer der Draufgänger und Justin die Stimme der Vernunft.“ Mrs Moreland hob eine Hand vor den Mund und schüttelte mit geschlossenen Augen den Kopf. „Martin ist seit Justins Tod nicht mehr der Gleiche. Er ist so verschlossen und redet kaum noch. Er wirkt so verloren.“
„Kann man wohl sagen“, murmelte Daniel. „Armer Junge.“
Verwirrt runzelte Elizabeth die Stirn. War Martin irgendwo im Garten, wo Daniel ihn sehen konnte? Eigentlich hatte sie doch den gesamten Garten von ihrem Platz aus im Blick. Aber vielleicht war Daniel dem Jungen ja bei seinem letzten Besuch hier begegnet und konnte sich deshalb ein Urteil erlauben.
„Justin war sehr erwachsen für sein Alter“, erzählte Mrs Moreland weiter. „Und im Gegensatz zu Martin hatte er nicht besonders viele Freunde. Sein bester Freund hat vor ein paar Monaten die Schule gewechselt und der Kontakt ist dabei abgerissen. Justin hat zwar sehr darunter gelitten, aber wie das bei Zwillingen so ist, war sein engster Vertrauter doch sein Bruder.“
„Sie sagten vorhin, dass Justin keiner Clique oder Gang angehörte. Wäre es aber trotzdem möglich, dass er Kontakt zu irgendwelchen Gruppierungen, Sekten, Bruderschaften oder dergleichen hatte?“
„Nein, auf keinen Fall“, sagte Mrs Moreland entschieden. „Er war noch nicht mal Mitglied in einem Sportverein.“
„Gab es neu geschlossene Freundschaften?“
„Ich glaube nicht.“
„Hatte er eine Freundin? Oder hat er sich vielleicht für ein Mädchen interessiert?“
Mrs Moreland schenkte Elizabeth ein kleines trauriges Lächeln. „Miss Parker, das ist ein Thema, über das Jungs in Justins Alter in der Regel nicht mit ihrer Mutter sprechen.“
„Verstehe“, sagte Elizabeth etwas verlegen. Teenager waren nun mal nicht ihr Fachgebiet. Sie überlegte einen Moment, dann fragte sie: „Gab es irgendetwas, für das Justin besonderes Interesse gezeigt hat? Ein Hobby?“
„Nun, er war fußballbegeistert wie die meisten Jungs. Und er hat ziemlich viel Zeit mit Online-Spielen verbracht.“
Nachdenklich kratzte sich Elizabeth mit dem Bleistift am Kinn. „Mrs Moreland, wissen Sie, ob Justin bei dem Überfall etwas gestohlen wurde? Vielleicht nur eine Kleinigkeit?“
„Nicht dass ich wüsste. Aber er war auf dem Nachhauseweg von der Schule und hatte seine Tasche dabei. Ich weiß nicht, was er darin alles bei sich trug … Es wäre also möglich.“
„Hat sich Justins Verhalten vor seinem Tod auffällig verändert?“, fragte Daniel.
„War Justin vor dem Überfall anders als sonst?“, gab Elizabeth weiter. „Nervös vielleicht oder leicht reizbar?“
„Nun, wie gesagt, hat er seinen besten Freund sehr vermisst, und dessen Abwesenheit ist ihm aufs Gemüt geschlagen. Er war eine Weile sehr in sich gekehrt. Ich glaube, er fühlte sich abgelehnt und
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