… und der Preis ist dein Leben - Mächtiger als der Tod (German Edition)
darin.
„Konzentration“, erklärte Daniel schulterzuckend. „Mit etwas Übung bekommst du das auch hin.“
„Und da bist du von selbst drauf gekommen?“
„Ich hatte einen gewissen Anreiz“, grinste Daniel.
Justin quittierte das mit einem verächtlichen Schnauben. „Als ob ich keinen hätte!“
„Sag mal“, begann Elizabeth vorsichtig. „Gibt es jemanden, zu dem du Kontakt hast? Deinen Bruder vielleicht?“ Sie dachte an die Geschichten über Zwillingspärchen, die ein so starkes Band vereinte, dass der eine die Sätze des anderen vollendete oder sie gegenseitig ihre Gefühle erspüren konnten. War es da nicht möglich, dass ein Zwilling den Geist seines Bruders wahrnehmen konnte?
Doch Justin schüttelte erneut den Kopf, und sein Gesichtsausdruck wurde noch übellauniger. „Manchmal hab ich zwar das Gefühl, dass er mich hört, aber er antwortet mir nie. In den letzten drei Monaten seid ihr beide die ersten, mit denen ich rede.“
Dann könntest du aber ein wenig erfreuter auf unseren Besuch reagieren , fand Elizabeth. An Daniel gewandt sagte sie: „Ich glaube, wir sollten dieses Gespräch woanders fortführen.“
„Du hast recht“, stimmte er ihr zu. „Justin, ist hier ein Park in der Nähe, wo wir uns in Ruhe unterhalten können?“
„Blackwater Park, ein paar Straßen weiter.“
„Liz, Justin und ich treffen dich dort, okay?“
„Alles klar, bis später“, verabschiedete sie sich und ging über den Rasen zurück zum Haus. Bevor sie die Schiebtür hinter sich schloss, hörte sie, wie Daniel sagte: „Kleiner, das geht nur sie und mich etwas an.“
Im Wohnzimmer erwartete sie Justins Ebenbild. Martin hatte nicht nur das gleiche runde Sommersprossengesicht, seine Miene war auch ebenso verschlossen wie die seines Bruders. Außerdem trug er die gleiche Schuluniform, nur auf eine rebellischere Art, mit heraushängendem Hemd und gelockerter Krawatte.
„Hi. Du musst Martin sein. Mein Name ist Elizabeth Parker. Ich unterstütze die Polizei bei ihren Nachforschungen in Justins Fall.“
Martin musterte sie argwöhnisch, ließ sich dann auf das Sofa fallen und griff nach der Fernbedingung.
Brauche ich überhaupt noch mit dem Jungen zu sprechen?, überlegte Elizabeth. Immerhin hatten sie ja jetzt Zugang zu Informationen aus erster Hand.
Himmel, sie hörte sich ja schon an wie Sam Jeffreys! Natürlich würde sie wie geplant mit Justins Bruder reden. „Hättest du einen Moment Zeit für mich?“, fragte sie und setzte sich neben Martin auf die Couch. Als Antwort erhielt sie nur eine Art Grunzen, das Elizabeth als Zustimmung wertete. „Ich möchte dir sagen, wie leid es mir tut, dass du deinen Bruder verloren hast. Das alleine ist schon schrecklich. Aber ich glaube, ich kann mir gar nicht vorstellen, wie schlimm es sein muss, seinen Zwillingsbruder zu verlieren.“
Martin schoss Elizabeth einen Blick aus den Augenwinkeln zu. „Wenn Sie das sagen.“
„Ich bin mir sicher, du kanntest Justin von allen Menschen am besten. Weißt du, ob er Ärger oder Streit mit jemand hatte?“
„Justin doch nicht.“
Die Art und Weise, wie Martin das sagte, brachte Elizabeth auf einen Gedanken. „Und wie ist es mit dir? Wäre es möglich, dass du mit jemanden Streit hattest und Justin mit dir verwechselt wurde?“ Jetzt wandte Martin ihr doch das Gesicht zu, und Elizabeth hörte, wie Mrs Moreland am Esstisch scharf die Luft einzog.
Feindselig sah der Junge sie an. „Ich hatte noch nie mit irgendwem so heftigen Zoff, dass man es mir dermaßen heimzahlen wollte! Außerdem habe ich immer auf Justin aufgepasst und ihn aus Ärger rausgehalten.“ Er richtete seine Augen wieder auf den Fernseher. „Wenn ich damals mit ihm zusammen nach Hause gegangen wäre, dann wäre das Ganze überhaupt nicht passiert“, fügte er so leise hinzu, dass Elizabeth sich nicht sicher war, ihn richtig verstanden zu haben.
Trotzdem entgegnete sie: „Glaub mir, Martin, solche Wenn-und-hätte-ich-doch-Grübeleien führen zu nichts. Was passiert ist, ist nicht deine Schuld.“
„Was wissen Sie schon“, schnaubte der Junge.
Davon leider eine ganze Menge, dachte Elizabeth seufzend. „Kannst du mir was über die Leute sagen, mit denen Justin Zeit verbracht hat?“
„Seit Warren ihn hängen gelassen hat, saß er eigentlich nur noch vorm Rechner, oder er ist mit mir und meinen Leuten losgezogen.“
„Ist Warren der Freund, der die Schule gewechselt hat?“
Abfällig zog Martin seine Oberlippe nach oben. „Hat sich
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