und der Ruf der Karibikwoelfe
Kumpel ist bärenstark und heißt Gödecke Michels.
Ich würde ihn Wollfluse Michels nennen und habe dabei sofort an Dich gedacht, liebe Rita.
Jaja, ich weiß schon: Ihr wollt nicht. Aber vielleicht juckt’s Euch jetzt ja doch wieder in Huf und Pfote. Falls Ihr’s Euch also anders überlegt, Freunde, vergesst nie: Ihr könnt wieder einsteigen. Jederzeit.
Apropos Seewölfe: Ich schreibe Euch heute noch aus einem anderen Grund. Karloff, ein alter Freund von mir aus dem Filmtierzoo, braucht Eure Hilfe. Genau gesagt nicht er, sondern sein Sohn Rocco. Rocco soll nämlich ausgewildert werden.
Ihr wisst sicher, dass frei lebende Wölfe vom Aussterben bedroht sind. Die Menschen haben deshalb nun begonnen, manche meiner Verwandten aus den Tierparks in die Wildnis zu entlassen.
Karloff hat sein ganzes Leben davon geträumt, aber letztlich konnte er diesen Traum immer nur im Film ausleben.
(Habt Ihr schon einmal »Der mit dem Wolf planscht« gesehen? Genau, das war der junge Karloff.)
Inzwischen fühlt er sich zu alt dafür.
Rocco aber wird nun endlich in den Wäldern die Spuren hinterlassen können, die schon sein Vater gern gelegt hätte. Ist das nicht großartig?!
Rocco ist ein netter Kerl. Aber für ein Leben in Freiheit kann ihm ein bisschen Training nicht schaden.
Wer könnte besser geeignet sein, einem Wölfchen aus dem Showbusiness die Vorzüge der Freiheit nahezubringen? Rau und edel?! Wild und gefährlich? Hej-ho!
Es grüßt Euch herzlich Euer
Hasso
PS: Rocco wird sich demnächst bei Euch melden.
Ruth lässt das Papier sinken.
»Rocco«, sagt Rita. »Ein schöner Name. Perfekt für einen Boxer.«
»Ein fein verziertes Futternäpfchen könnte aber auch so heißen«, meint Ruth nachdenklich.
»Oder ein kräuterbutterweicher Sänger«, erklärt Shaggy.
»Rocco ist tatsächlich ein echter junger Wolf?«, fragt Ruth.
»Wenn er Karloffs Sohn ist, leider ja.« Shaggys Miene verfinstert sich. »Ich weiß noch nicht genau, ob ich richtig durchblicke, aber eins weiß ich: Wenn Hassos Brief bedeuten soll, dass in Groovetown demnächst ein Wolf auftaucht, werde ich uncool.«
»Aber es ist ein netter Wolf«, sagt Rita.
»Ein netter Wolf?« Shaggy grinst grimmig. »Frag mal Rotkäppchens Großmutter danach. Ein netter Wolf ist dasselbe wie ein süßes Piratenlied. Das passt nicht zusammen.«
»Hey, Shaggy!« Ruth stupst den Kater an. »Warum gleich so negativ? Einen Seewolf könnten Rita und ich als Kumpan gut gebrauchen!«
»Hasso hat geschrieben, dass Rocco nett ist«, gibt Rita zu bedenken.
»Karloffs Sohn ein netter Kerl?« Shaggy schüttelt den Kopf. »Klingt wie von einem verrückten Regisseur ausgedacht. Und genau das ist Hasso ja. Na, so ein Zufall.«
»Wozu zerbrechen wir uns den Kopf?« Ruth zuckt die Schultern. »Warten wir besser einfach ab, ob dieser Rocco wirklich kommt. Dann sehen wir weiter.«
»Hoffentlich ist er nicht eines dieser peinlichen Nachwuchs-Filmtiere, die sich für wahnsinnig toll halten, bloß weil mal eine Kamera auf sie gerichtet war«, brummt Shaggy.
»Hoffentlich benimmt er sich nicht wie ein shampoonierter Pudel«, sagt Rita.
»Ein Wölfchen mit rosa Schleife möchte ich auch nicht hier haben. Der will bestimmt immer gestreichelt werden.« Ruth zieht die Stirn kraus. Es sieht unwiderstehlich niedlich aus. Gut, dass niemand in der Nähe ist, der sich auf sie stürzen kann und versucht, sie abzuknutschen.
»Und jetzt schauen wir uns die zweite Post an. Wo ist sie, Shaggy?«
»Im Schuppen. Woanders war kein Platz dafür.«
Shaggys Grinsekatzengesicht wird noch breiter, falls das überhaupt möglich ist.
»Es handelt sich nicht um einen Brief, sondern um ein Paket. Ein ausgewachsener Tiger hätte Platz darin, Leute.«
Ruth faltet Hassos Brief wieder zusammen. Dabei bemerkt sie, dass auf der anderen Seite des Papiers auch noch ein paar Zeilen stehen.
»Oh, wartet mal, da geht’s noch weiter.« Ruth liest die restlichen Zeilen vor:
PPS:
Rocco traut sich nicht allein auf die Reise. Sein Papa wird ihn begleiten.
Karloff wirkt auf manche andere Tiere womöglich zunächst etwas beunruhigend, aber das ist bei Euch ja nicht anders.
Wie auch immer, er und ich waren mal Welpen im selben Filmtierzoo. Deshalb tue ich für ihn, was ich kann. Ich zähle auf Euch.
Shaggys Grinsen friert an den Ohren fest. Es sieht so aus, als würden seine goldenen Ohrringe beschlagen. Das Fell des Katers sträubt sich, als habe er in eine Steckdose gefasst.
»Shaggy, alles in Ordnung?«,
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