und der tanzende Derwisch
wollen, können Sie Nadija helfen, die Teppiche im Souk zusammenzurollen, während ich zu Mustapha gehe. In der Nacht, wenn niemand es sehen kann, muß ich meinen eigenen Lastwagen beladen. Später essen wir.«
Überrascht fragte Mrs. Pollifax: »Sie nehmen nur die Teppiche mit?«
Omar lächelte. »Die Teppiche sind mein Vermögen, außerdem die Schmuckstücke und Messingsachen. Fossilien und Halsketten? Pah! Das ist nur für Touristen, die alles kaufen. Aber meine Teppiche kann ich überall - auch in der Wüste, wohin wir gehen werden - gegen vieles eintauschen. Ein Kamel. Ziegen, Schafe. Ein Zelt. Essen. Waffen.«
Mit diesen Worten verschwand er wie ein Schatten in der Dunkelheit.
Es waren acht sehr schöne Teppiche: Berber, Tuareg und marokkanische. Mrs. Pollifax betrachtete sie bewundernd, aber sie waren sehr schwer, und es war anstrengende Arbeit, sie von den Wänden zu nehmen. Nachdem sie so dicht wie nur möglich zusammengerollt waren, holte Nadija Seile, um sie zusammenzubinden, dann legten sie sie neben die geschlossene und zugesperrte Tür. Danach brachte das praktisch veranlagte Mädchen aus einer Ecke mehrere Tontöpfe und ein großes Kohlenbecken aus Messing. Das fügte sie zu dem wachsenden Haufen, ehe sie Ziegenkäse und einen Laib Brot auftischte und von irgendwoher zwei Dosen Coca-Cola zum Vorschein brachte. Sie picknickten auf dem Teppic hhaufen, und dann und wann lächelte Nadija die beiden Besucher scheu an. Mrs. Pollifax bemerkte, daß sie ein paar persönliche Dinge in einem fettigen Lederbeutel mit Bändern zum Zuziehen verstaute: einen Kamm, Ohrringe, ein paar Münzen, eine kleine Ausgabe des Korans und silberne Armreifen.
Es war inzwischen bereits zweiundzwanzig Uhr und zwei lange Stunden waren vergangen, als Omar zurückkam und Max ein paar Schlüssel zuwarf. »Sie haben einen Lastwagen«, sagte er. «Einen alten Volvo, sehr alt, aber er fährt... Mustapha war ein harter Verhandlungspartner, doch wir wurden uns einig, und ich glaube, daß er jetzt ins Bett gegangen ist, aber er ist ein wenig ...« Er verzog das Gesicht.
»Argwöhnisch?« fragte Max scharf.
Omar nickte. »Teman ... Wir müssen vor dem Morgengrauen weg sein.«
»Was ist mit Benzin?«
»Das war der schwierigste Teil des Handels, aber der Laster ist aufgetankt und hat noch einen Kanister extra. Mein eigener Laster ist hinter dem Haus. Nadija...«, er sprach arabisch mit ihr. Sie nickte, griff nach den kleineren Bündeln, während Omar sich einen Teppich auf die Schultern stemmte.
Max sprang auf, um ihm zu helfen, und auch Mrs. Pollifax erhob sich seufzend, um ebenfalls wieder mitzuhelfen, doch dann überlegte sie es sich, legte sich auf den Teppich und schlief sofort ein.
Als sie die Augen aufschlug, standen Omar und Max über sie gebeugt und wirkten beide amüsiert. Sie setzte sich auf und sah, daß beide Zimmer bis auf die abblätternden Wände leer waren. Auch in dem kleinen Laden befand sich nichts mehr, außer ein paar Körben mit Versteinerungen und Gebetsschnüren. Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, daß es drei Uhr früh war, aber die paar Stunden Schlaf hatten sie erfrischt, und sie sprang auf.
»Zeit aufzubrechen«, sagte Max. »Der Ort schläft noch. Omars Wagen ist beladen. Er meint, wir sollten vor ihm losfahren, und er hat mir den Weg beschrieben.«
Sie nickte. »Gut. Was für einen Wagen haben wir denn?« Max zuckte mit den Schultern. »Die Reifen sind ziemlich abgefahren, aber der Motor scheint in Ordnung zu sein.«
Er fügte hinzu: »Omar meint, daß die Polizei vielleicht schon am Morgen nach zwei amerikanischen Touristen suchen wird, die seit Erfoud verschwunden sind ... Das hat Nadija gehört, als sie Wasser am Brunnen holte. Solange wir hier in Omars Souk sind ...«
»Befindet er sich in Gefahr. Ich verstehe.«
»Stimmt.« Plötzlich lächelte Max. »Und nun, meine liebe Mrs. P., ist die Zeit für Dschellabah und Schleier gekommen und Zeit für Sie, zur Einheimischen zu werden. Touristen fahren nicht in klapperigen alten Lastwagen.« Neugierig schlüpfte sie in den Kapuzenmantel und stellte fest, daß er über Pullover und Hose bequem wie ein Bademantel war. Dann beobachtete sie Omar aufmerksam, der ihnen beiden zeigte, wie man den Schleier um den Kopf wand, so daß er nur die Augen freiließ. »Nadija...?«
Das Mädchen öffnete ihren Lederbeutel, holte ein kleines Fläschchen und ein Stäbchen heraus und trug Kajal auf Mrs. Pollifax' Brauen auf, daß sie ganz dick und dunkel wurden.
»Voilà! Sehr, sehr
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