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und der tote Richter

und der tote Richter

Titel: und der tote Richter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. C. Beaton
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Mann. Verstehst du, es wäre möglich gewesen. Jemand kann meine Quiche gegen eine selbstgemachte ausgetauscht haben.«
    »Und noch einmal möchte ich darauf hinweisen, dass ohne Zweifel du das Ziel gewesen bist«, erinnerte sie Roy.
    »Warte mal. Es kann doch auch sein, dass Cummings-Browne von Anfang an das Opfer sein sollte. Wieso nicht? Jeder wusste, dass er der Preisrichter ist. Vielleicht war bloß nicht genug Kuhtod in dem kleinen Stück, das er beim Wettbewerb probiert hat.«
    »Das hätte der Mörder ja wohl hinbekommen.«
    »Also John Cartwright kommt mir vor, als hätte er den IQ einer Zimmerpflanze.«
    Die Kellnerin brachte den Kaffee. Sobald sie wieder verschwunden war, sagte Roy: »Hast du je über Economides nachgedacht?«
    »Was? Warum sollte der Besitzer der Quicherie, der Cummings-Browne gar nicht kannte und auch nicht wusste, wofür ich die Quiche brauchte, Kuhtod hineingetan haben?«
    »Nach allem, was ich gehört habe, hat Economides sich weder beklagt noch gejammert. Hat er verlangt, die Quiche zu sehen?«
    »Nicht, dass ich wüsste. Aber es ist verständlich, dass er die Sache nicht an die große Glocke hängen wollte. Vielleicht ist der John Cartwright in der Küche ein anderer John Cartwright.«
    »Trink deinen Kaffee aus, dann gehen wir hinter den Pub und gucken durchs Küchenfenster.«
    Agatha bezahlte, und sie traten hinaus in den Sonnenschein. »Wie kommst du darauf, dass die Küche hinten ist?«
    »Nur geraten. Rechts rum. Links ist der Parkplatz.«
    Sie gingen um das Gebäude herum. Agatha wollte schon auf den kleinen Platz marschieren, wo die Mülltonnen zwischen Pub und den Schuppen dahinter standen, als sie erschrocken einen Satz zurück machte und mit Roy kollidierte.»Es ist John Cartwright«, flüsterte sie. »Er steht vor der Küchentür und raucht.«
    »Lass mich mal gucken.« Roy schob sie zur Seite und linste um die Hausecke. John Cartwright lehnte im Türrahmen und hielt eine selbstgedrehte Zigarette in seiner großen, schmutzigen Hand. Seine Schürze war von Fett- und Soßenflecken übersät, und im Sonnenlicht schimmerten die blauen Tätowierungen auf seinen behaarten Armen.
    »Mir wird schlecht«, stöhnte Roy, der sich wieder zurückzog. »So dreckig, wie der aussieht, schreit einem aus jeder Pore ›Lebensmittelvergiftung‹ entgegen.«
    »Ich denke, das reicht für heute«, sagte Agatha. »Vergessen wir die Borrow.«
    »Oh nein«, erwiderte Roy stur. »Jetzt sind wir schon mal hier, und nun gucken wir sie uns auch an.«
    Maria Borrows Cottage war ein niedriges, sehr altes Haus mit Reetdach. Die Sprossenfenster blinkten in der Sonne, und der kleine Garten war ein Blütenmeer von Rosen, Geißblatt, Löwenmaul, Rittersporn und Fleißigen Lieschen. Roy knuffte Agatha in die Seite und zeigte auf den Messingtürklopfer, der die Form eines grinsenden Teufels hatte.
    »Was sollen wir denn sagen?«, fragte Agatha unglücklich.
    »Nichts als die Wahrheit«, konterte Roy, der bereits nach dem Messingklopfer griff.
    Knarrend ging die Tür auf, und Miss Maria Borrow erschien. Ihr graumeliertes Haar war oben auf dem Kopf zu einem Knoten gebunden. Sie hatte blasse Augen, die an Roy vorbei zu Agatha sahen.
    »Ich wusste, dass Sie kommen würden«, sagte sie und trat beiseite, um sie hereinzulassen.
    Im nächsten Moment fanden sie sich in einem niedrigenWohnzimmer, vollgestopft mit Möbeln und silbernen Fotorahmen, wieder. An den Deckenbalken baumelten Sträuße getrockneter Kräuter und Blumen. Auf einem kleinen Tisch, an den sich Maria Borrow setzte, stand eine Kristallkugel.
    Roy kicherte nervös. »Haben Sie uns dadrin kommen gesehen?«, fragte er.
    Maria nickte eifrig. »Oh ja.« Trotz der Hitze trug sie ein langes violettes Wollkleid. »Sie sind gekommen, um Wiedergutmachung zu leisten«, sagte sie und drehte sich zu Agatha. »Sie und Ihr schicker Mann.«
    »Mr. Silver ist ein junger Freund von mir«, korrigierte Agatha. »Genau genommen ist Mr. Silver sogar beträchtlich jünger als ich.«
    »Eine Dame ist so jung wie der Herr, den sie begrabscht«, sagte Roy und gackerte vergnügt. »Hören Sie«, fuhr er ernster fort, »wir waren auf Warwick Castle und haben auf einem der Türme ein Video gedreht. Als wir es zu Hause angesehen haben, fiel uns auf, wie giftig Sie Aggie anstierten. Wir möchten gerne wissen, warum.«
    »Sie haben meinen künftigen Ehemann vergiftet.«
    In dem Schweigen, das folgte, war nur eine Fliege zu hören, die am Fenster sirrte.
    Agatha räusperte sich.

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