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und der tote Richter

und der tote Richter

Titel: und der tote Richter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. C. Beaton
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bitterlich, dass sie Roy so beworben hatte.
    Aber beim Gottesdienst sprach der Vikar aus, wem der Dank wirklich gebührte, und lobte ihre Mühe. Roy klemmte sich ein wenig verschnupft die Sunday Times vor seine Hühnerbrust.
    Später sagte Mrs. Bloxby auf Nachfrage, sie hätte ein altes Fahrrad in ihrem Garten, das Roy benutzen könnte. »Es ist das Mindeste, was ich für Sie tun kann, Mrs. Raisin. Nicht genug damit, dass Sie Großartiges geleistet haben, Sie überließen Ihrem jungen Freund auch noch den ganzen Ruhm.«
    Roy wollte darauf hinweisen, dass er schließlich stundenlang in lächerlicher Kostümierung an der Hauptstraße gestanden hatte, doch etwas in Mrs. Bloxbys sanftem Blick bewirkte, dass ihm sein Protest in der Kehle steckenblieb.
    Upper Cockburn war rund zehn Kilometer entfernt, und sie radelten gemeinsam im strahlenden Sonnenschein los. »Das wird ein extrem heißer Sommer«, sagte Roy. »Und London kommt einem Lichtjahre entfernt vor.« Er nahm eine Hand vom Lenker und deutete auf die grünen Felder und Bäume zu beiden Seiten.
    Plötzlich wünschte Agatha, sie würden nicht nach Upper Cockburn fahren. Sie hatte die ganze Geschichte doch vergessen wollen. Und es hatte weder weitere Anschläge auf sie gegeben noch weitere Drohbriefe.
    Bald konnten sie den spitzen Kirchturm von Upper Cockburn über den Feldern aufragen sehen, und kurze Zeit später hatten sie die sonnige Dorfstraße erreicht. »Da ist ein Pub«, sagte Roy und zeigte zu Farmers Arms. »Lass uns einen Happen essen und ein bisschen herumfragen. Hat diese Miss Borrow auch bei Dorfwettbewerben mitgemacht?«
    »Ja, mit selbstgemachter Marmelade«, antwortete Agathagereizt. »Ach, Roy, wir essen etwas und fahren wieder nach Hause, einverstanden?«
    »Mal sehen.«
    Im Pub ließen die alten, geschwärzten Bodendielen und Holzmöbel den Raum düster wirken, und es roch nach Bier. Sie setzten sich in den Restaurantbereich. Aus der Bar nebenan hörte man Tina Turner röhren und das Klicken von Billardkugeln. Eine Kellnerin in einem extrem kurzen Rock und mit sehr, sehr langen Beinen sowie einem überaus freizügigen Dekolleté beugte sich zu ihnen, um ihre Bestellung aufzunehmen. Roy musterte sie unverhohlen lüstern, was Agatha erstaunte.
    »Was ist denn eigentlich mit deinem Freund Steve? Wieso ist er im Moment knatschig?«, fragte sie.
    »Was? Ach so, Beziehungsprobleme. Er hat sich mit einer verheirateten Frau eingelassen, die dann feststellte, dass ihr Kerl doch netter ist.«
    In Zeiten wie diesen, wo die Frauen manchmal wie Männer und die Männer wie Frauen aussahen, konnte man leicht durcheinanderkommen, stellte Agatha fest. In tausend Jahren gab es womöglich nur noch Unisexgesichter, und die Leute liefen mit Ansteckschildchen herum, auf denen ihr Geschlecht stand. Oder die Frauen trugen Rosa und die Männer Blau. Oder …
    »Woran denkst du?«, unterbrach Roy ihre Gedanken.
    Agatha zuckte zusammen. »Ach, nur an diese Borrow«, log sie.
    Roy nahm ihr leeres Gin-Glas und ging zur Bar, um ihr einen neuen Drink zu holen. Dort unterhielt er sich mit dem Wirt.
    Als er zurückkam, grinste er triumphierend. »Miss MariaBorrow wohnt im Pear Trees, dem Cottage gleich links vom Pub. Na?«
    »Ich weiß nicht, Roy. Es ist so ein schöner Tag. Wieso gucken wir uns nicht das Dorf an und verschwinden wieder?«
    »Ich mache das nur für dich«, sagte Roy ernst. »Gott, ist diese Pastete köstlich! Es geht doch nichts über englische Hausmannskost, wenn sie ordentlich zubereitet ist.«
    »Hätte ich bloß einen Salat genommen«, jammerte Agatha. »Ich kann jede einzelne Kalorie spüren.«
    Ich bin ein charakterloser Wurm, tadelte sie sich, nachdem sie ihre Pastete verdrückt hatte und sich von Roy auch noch zu warmem Apple-Pie mit Sahne überreden ließ – mit echter Sahne, nicht diesem Fertigzeug, das wie Rasierschaum aussah.
    Die Kellnerin klackerte auf ihren hohen Absätzen heran. »Sonst noch was?«, fragte sie.
    »Nur Kaffee«, sagte Roy. »Das Essen war ausgezeichnet.«
    »Ja, der Aushilfskoch sonntags ist besser als unsere Mrs. Moulson, die unter der Woche die Küche macht.«
    »Wer ist denn Ihr Aushilfskoch?«
    »John Cartwright aus Carsely drüben.«
    Sie stöckelte wieder davon. »Was hast du?«, fragte Roy, als er Agathas entgeisterte Miene bemerkte.
    »John Cartwright ist der Mann von Ella Cartwright, die ein Verhältnis mit Cummings-Browne hatte. Wer hätte gedacht, dass er kochen kann? Er ist ein großer, haariger Gorilla von einem

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