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und der tote Richter

und der tote Richter

Titel: und der tote Richter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. C. Beaton
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Schaufensterauslagen spiegelten. Sie hatte sich längst daran gewöhnt, dass London Menschen aus aller Welt anzog, an die unterschiedlichen Hautfarben der Passanten und die exotischen Restaurants. Hier war sie von angelsächsischen Gesichtern und angelsächsischen Bräuchen umgeben. Die Aufregung um John Cartwright hatte sich schon wieder gelegt, und man plante das jährliche Konzert der Dorfkapelle, dessen Erlös diesmal an die Hungerhilfe gehen sollte. Abgesehen von dem Geld, das sie für die Notleidenden dieser Welt spendeten, schertedie Leute im Dorf wenig von dem, was sich außerhalb ihres gemächlichen, einförmigen Alltags abspielte. Erdrückend! Ja, das war es. Es erdrückte sie, befand Agatha und schlug auf die Armlehne ihres Gartenstuhls.
    »Sie haben Besuch!«, rief einer der Handwerker.
    Agatha ging ins Haus. Bill Wong stand an ihrer Tür. »Kommen Sie rein«, sagte Agatha. »Haben Sie ihn geschnappt?«
    »Noch nicht. Wie ich sehe, rüsten Sie Ihr Haus mit allem auf, was es gibt.«
    »Wenn schon, dann auch richtig. Hoffen wir, es steigert den Wert des Hauses, denn ich ziehe weg«, sagte Agatha auf dem Weg in die Küche, wohin Bill ihr folgte und sich dann setzte. »Weg? Warum? Hat noch jemand versucht, Sie umzubringen?«
    »Bisher nicht.« Agatha nahm ihm gegenüber Platz. »Mir ist es hier einfach zu öde.«
    »Tja, andere würden meinen, dass gerade Ihr Leben auf dem Land außergewöhnlich aufregend ist.«
    »Ich passe nicht hierher«, sagte Agatha. »Nein, ich plane, nach London zurückzugehen und wieder zu arbeiten.«
    Seine Mandelaugen musterten sie ruhig. »Ich finde, dass Sie sich zu wenig Zeit gelassen haben. Es dauert zwei Jahre, um irgendwo heimisch zu werden. Außerdem haben Sie sich schon verändert. Sie sind weniger reizbar, sensibler geworden.«
    Agatha rümpfte die Nase. »Schwach, meinen Sie. Nein, mich stimmt nichts mehr um. Warum sind Sie hier?«
    »Nur um zu sehen, wie es Ihnen geht.« Er griff in die Tasche seiner Jacke, die er erst über dem Arm getragen hatte und die nun über der Rückenlehne des Stuhls hing. Aus ihr zauberte er ein Marmeladenglas hervor. »Die ist von meinerMutter«, sagte er ein wenig verlegen. »Ich dachte, Sie mögen so etwas vielleicht. Es ist Erdbeermarmelade.«
    »Oh, wie nett! Ich nehme sie mit nach London.«
    »Ziehen Sie etwa jetzt gleich fort?«
    »Nein, aber ich denke gerade, dass mir ein kleiner Urlaub von Carsely guttun würde. Vielleicht in einem Hotel in London.«
    »Und für wie lange?«
    »Weiß ich nicht. Vielleicht erst mal für eine Woche.«
    »Dann sind Ihre Zeiten als Amateurdetektivin vorbei?«
    »Die hatten nie angefangen«, sagte Agatha. »Ich habe mich nur ein bisschen umgehört, weil ich dachte, dass ein Mord passiert ist. Aber dadurch habe ich die Leute gegen mich aufgebracht.«
    Wieder sah Bill sie nachdenklich an. »Vielleicht stellen Sie fest, dass Sie sich verändert haben, dass London nicht mehr zu Ihnen passt.«
    »Das möchte ich stark bezweifeln.« Agatha lachte. »Aber wissen Sie was? Wenn ich wieder in London bin, lade ich Sie mal zum Essen ein.« Auf einmal wurde sie unsicher. »Das heißt, wenn Sie möchten.«
    »Sehr gern, allerdings unter der Bedingung, dass es keine Quiche ist.«
    Nachdem er gegangen war, bezahlte sie Doris Simpson und sagte ihr, dass sie in der nächsten Woche auf Reisen wäre. Sie gab ihr aber den Ersatzschlüssel und bat einen Handwerker, Doris die Alarmanlage zu erklären, damit sie dennoch zum Putzen kommen konnte. Danach buchte sie ein Zimmer für eine Woche in einem kleinen, teuren Londoner Hotel. Sie hatte Glück, dass dort gerade eine Stornierung eingegangen war, musste allerdings ein Doppelzimmer nehmen.
    Danach packte sie. Der Abend brachte kaum Abkühlung, dafür jede Menge Verdruss. Die Strahler draußen an Agathas Cottage leuchteten allesamt auf, sowie jemand vorbeikam, was sich rasch unter den Kindern im Dorf herumsprach. Den ganzen Abend über rannten sie aufgeregt kreischend die Straße auf und ab, bis der Dorfpolizist anrückte und sie verscheuchte.
    Agatha ging in den Red Lion. »Wir bräuchten alle Klimaanlagen«, sagte sie zum Wirt.
    »Wie recht Sie haben.« Er nickte. »Aber wozu das ganze Geld rauswerfen? So einen Sommer kriegen wir die nächsten Jahre nicht wieder. Uns steht aber wahrscheinlich ein richtig übler Winter bevor. Der alte Sam Sturret war gerade hier, und er sagt, dass der Winter mörderisch wird. Wir werden über Wochen eingeschneit sein, glaubt er.«
    »Kommen hier

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