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und der tote Richter

und der tote Richter

Titel: und der tote Richter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. C. Beaton
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wollte, dass die Weiber verrückt nach ihm sind, deshalb hat er sich vor allem auf alte Jungfern und Witwen gestürzt. Bei mir war er zuerst nicht so sicher, na ja, wir waren gute Kumpel, denn er hat gewusst, dass ich ihm kein Wort glaube.«
    »Hatten Sie keine Angst, dass seine Frau es herausfindet?«
    »Nee, ich glaub, die wusste sowieso alles. Hat sie nicht gestört, schätze ich.«
    »Haben Sie nicht gesagt, die beiden hassten sich?«
    »Ich wollte Ihnen nur was für Ihr Geld bieten. Aber ich sag Ihnen was. Bei verheirateten Leuten weiß man nie, wie es wirklich zwischen denen steht. Einer sagt das, der andere was anderes. Eigentlich kamen die sogar ganz gut miteinander aus. Wieso auch nicht, waren ja beide irgendwie gleich.«
    »Sie meinen, dass sie auch Affären hatte?«
    »Nee. Aber sie machte gerne auf vornehme Lady, und ermochte gerne den Lord spielen, Preisrichter sein und so, sich bei Adligen einschleimen. Sie hätten die mal sehen sollen, wenn wer mit einem Titel in der Nähe war. Da haben die gekatzbuckelt und rumgesäuselt. Mylord hier, Mylord da, bis die Herrschaften einem fast leidgetan haben.«
    »Was haben Sie jetzt vor?«
    »Mir einen Job suchen. Mrs. Bloxby kommt nachher und fährt mit mir nach Mircester. Da hat ein neuer Tesco-Markt aufgemacht, und die suchen Leute. Ich will das gar nicht, aber wenn Mrs. Bloxby will, dass man was macht, macht man’s auch.«
    Agatha trank ihren Gin aus und ging. Was Ella über die Ehe der Cummings-Brownes erzählte, klang glaubwürdig, womit weitere Nachforschungen unnötig waren. Erst jetzt wurde Agatha bewusst, dass sie von Anfang an Vera Cummings-Browne verdächtigt hatte. Dabei hatte überhaupt kein Mord stattgefunden. Von nun an würde sie sich an Bill Wongs Rat halten.
    Als sie zu ihrem Cottage zurückging, stellte sie verwundert fest, dass ein großes ZU VERKAUFEN -Schild vor dem Nachbarhaus stand. Mrs. Barr musste sie kommen gesehen haben, denn sie erwartete Agatha an ihrer Gartenpforte.
    »Sie haben mich vertrieben«, sagte Mrs. Barr. »Ich ziehe weg, weil ich es nicht ertrage, Tür an Tür mit einer Mörderin zu wohnen.«
    »Na, dann viel Spaß. In diesen Zeiten kauft keiner Immobilien, und schon gar nicht so ein winziges Cottage, das auch noch New Delhi heißt.«
    Agatha marschierte in ihr Cottage und schlug die Tür von innen zu.
    Aber sie fühlte sich schlecht. War das der Preis dafür, dasssie im Dorfteich herumgestochert und eine Menge Dreck aufgewirbelt hatte?
    Am Abend, vor dem Treffen der Damengesellschaft von Carsely, wollte sie im Red Lion essen. Der Wirt, Joe Fletcher, begrüßte sie munter und wollte alles über die Sache mit John Cartwright und dessen Anschlag auf sie hören. Sogleich scharten sich mehrere Dorfbewohner um sie. Agatha erzählte ihnen alles – von dem Draht, der über die Straße gespannt worden war, von Bill Wong, der sie gerettet hatte, und von dem Geld aus dem Überfall, das die Polizei bei den Cartwrights gefunden hatte. Alle lauschten ihr gebannt und sorgten dafür, dass Agathas Glas nachgefüllt wurde. »Soweit ich verstanden habe, ist er zuletzt in Essex straffällig geworden«, sagte Agatha. »Stammt er nicht von hier?«
    »Hier geboren und aufgewachsen«, antwortete ein bulliger Farmer namens Jimmy Page. »Seine Eltern waren anständige Leute. Haben unten in der Sozialsiedlung gewohnt. Aber die sind schon lange nicht mehr. Hatten ihn sowieso nicht im Griff, den Jungen. Dann hieß es auf einmal, dass Ella von ihm schwanger ist, und ihr Vater ist mit einer Schrotflinte hinter ihm her, damit er sie heiratet. Aber er ist immer wieder weg, das große Geld machen, wie er gesagt hat. Manchmal war er gleich wieder zurück, manchmal blieb er länger verschwunden. Ein übler Bursche.«
    Agatha hatte das Gefühl, dringend etwas essen zu müssen. Doch sie genoss es zu sehr, mit den Leuten an der Bar zu stehen. Und leider trank sie auch ein bisschen zu viel Gin.
    »Ich habe heute gesehen, dass Mrs. Barr ihr Haus verkaufen will«, sagte Agatha.
    »Ach ja, eine Tante drüben in Ancombe hat ihr ein größeres Cottage vermacht«, sagte der Farmer.
    »Was? Und mir erzählt sie, dass sie meinetwegen wegziehen will?«
    »Hören Sie nicht auf die«, sagte Farmer Page. Ein kleiner Mann reckte sich, sodass er über Mr. Pages Schulter sehen konnte. »Die ist nicht mehr dieselbe, seit dem Theater.« Er hob die Stimme zu einem schiefen Falsett. »Oh Reg, Reg, küss mich!«
    »Das reicht, Billy«, ermahnte ihn ein anderer Mann. »Wir alle

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