Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
und der tote Richter

und der tote Richter

Titel: und der tote Richter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. C. Beaton
Vom Netzwerk:
machen uns mal lächerlich. Da wirft lieber keiner den ersten Stein. Was für eine Hitze, was?«
    Vergeblich bemühte sich Agatha, mehr über Mrs. Barr zu erfahren. Für heute Abend war es vorbei mit dem Klatsch und nur noch von der Landwirtschaft und dem Wetter die Rede. Die alte Standuhr in der Ecke des Pubs hüstelte einige Male, ehe sie richtig schlug.
    »Ach du Schreck!« Agatha rutschte von ihrem Barhocker. »Ich bin spät dran.«
    Sie war ordentlich beschwipst, als sie zum Pfarrhaus eilte. »Sie kommen ziemlich spät«, flüsterte Mrs. Bloxby, als sie ihr öffnete. »Miss Simms hat bereits das Protokoll verlesen.«
    Mit einer Tasse Tee und zwei kleinen Sandwiches setzte Agatha sich so nahe an den Teewagen mit dem Essen, wie es ging.
    »Nun übergebe ich an unseren heutigen Gast«, sagte Mrs. Mason. »Mr. Jones.«
    Alle klatschten höflich, während Mr. Jones eine Leinwand und einen Computer aufbaute.
    Er war ein agiler kleiner Mann mit weißem Haar und einer Hornbrille.
    »Zu meinem ersten Bild«, begann er. »Dies ist Bailey’s Krämerladen in den 1920ern.« Auf dem zunächst verschwommenen Bild traten die Umrisse eines kleinen Ladens mit gestreifter Markise hervor, vor dem grinsende Dorfbewohner standen. Die älteren Damen im Raum riefen entzückt: »Seht nur, das ist Mrs. Bloggs!« – »Erkennt ihr das kleine Mädchen rechts?«
    Agatha unterdrückte ein Gähnen und langte im Halbdunkel nach einem großen Stück Pflaumenkuchen. Sie war schläfrig und gelangweilt. All die Schrecken der letzten Wochen, die ihren Adrenalinpegel in die Höhe getrieben hatten, fielen von ihr ab. Den Anschlag auf sie hatte ein flüchtiger Räuber verübt; Maria Borrow war lediglich eine übergeschnappte alte Jungfer; Barbara James war nichts als eine Landplage, und in Mrs. Barrs Vergangenheit musste etwas Unerfreuliches passiert sein. Wen kümmerte es? Und warum hockte sie, Agatha Raisin, die erfolgsverwöhnte Karrierefrau, bei Pflaumenkuchen in einem Pfarrhaus und ließ sich zu Tode langweilen?
    Aufnahme folgte auf Aufnahme. Selbst als Bilder von »unseren Gewinnerinnen bei Dorfwettbewerben« gezeigt wurden, war Agatha einfach nur gelangweilt. Ein Bild zeigte Ella Cartwright, die ihren Zehn-Pfund-Schein von Reg Cummings-Browne entgegennahm. Beide sahen aus, als wären sie schon genauso lange tot wie die Leute auf den alten Dorfbildern. Dann kam ein Bild von Vera Cummings-Browne, die einen Preis für ihr Blumengesteck bekam, danach Mrs. Bloxby, deren Marmelade prämiert wurde. Mrs. Bloxby? Agatha sah das Bild von der Vikarsfrau mit Reg Cummings-Browne genauer an und lehnte sich wieder zurück. Mrs. Bloxby? Niemals!
    Kurz darauf schlief Agatha ein. In ihrem Traum radelte sie im schwindenden Tageslicht ins Dorf, und mitten auf derStraße stand Mrs. Barr mit einer doppelläufigen Schrotflinte im Anschlag. Agatha stieß einen Angstschrei aus, von dem sie aufwachte. Die Präsentation war vorüber, und alle starrten sie an.
    »Entschuldigung«, murmelte sie.
    »Ist schon gut«, sagte Miss Simms, die neben ihr saß. »Sie haben ja einen ganz schönen Schock hinter sich.«
    Auf dem Heimweg beschloss Agatha, gleich am nächsten Tag eine Alarmanlage installieren zu lassen, fragte sich aber fast im selben Moment, wozu. Im Grunde hatte sie sich bereits entschieden, aus dem Dorf wegzuziehen.
    Am nächsten Morgen rief sie eine Sicherheitsfirma an und bestellte das Beste, was es zum Schutz gegen Einbrecher gab. Anschließend öffnete sie sämtliche Türen und Fenster, damit die Luft zirkulieren konnte. Die Hitze war drückend. Bis vor Kurzem waren die Tage sonnig und schön, die Nächte aber kühl gewesen. Nun hingegen brannte der Himmel in einem tiefen Blau über den krummen Cottage-Schornsteinen, und die Sonne glühte förmlich. Bis zum Mittag war es lähmend heiß. Agatha nahm ein kleines Thermometer mit nach draußen und beobachtete, wie das Quecksilber auf über 37 Grad Celsius stieg. Im ersten Stock saugte Mrs. Simpson Staub, als gäbe es kein Morgen. Wegen eines Zahnarzttermins hatte sie ihren Putztag verlegt. Agatha fiel wieder Mrs. Barr ein, und sie ging nach oben. »Kann ich Sie kurz sprechen?«, rief sie über den Staubsaugerlärm hinweg. Widerwillig stellte Mrs. Simpson das Gerät aus. Es erfüllte sie mit Stolz, ihre Arbeit gut zu machen, und sie fand, dass sie bereits genug Zeit damit verschwendet hatte, sich Agathas Abenteuer anzuhören.
    »Ich habe gestern Abend im Pub gefragt, warum Mrs. Barrverkauft, und erfahren, dass eine

Weitere Kostenlose Bücher