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und der tote Richter

und der tote Richter

Titel: und der tote Richter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. C. Beaton
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denn keine Schneepflüge durch?«
    »Nicht die vom Bezirk, Mrs. Raisin, die nicht. Wir verlassen uns auf die Farmer, die mit ihren Treckern die Straßen frei halten.«
    Agatha wollte sich schon darüber ereifern, wie viel Steuern sie bezahlten und dass sie dafür ja wohl einen anständigen Räumdienst verlangen könnten und sie eine Petition verfassen und einreichen würde, um genau das durchzusetzen. Aber dann fiel ihr wieder ein, dass sie im Winter gar nicht mehr hier sein würde.
    Einer nach dem anderen trudelten die Dorfbewohner im Pub ein. Der Wirt hatte Tische im Garten aufgestellt, worauf die Gäste nach draußen trotteten. Und sie baten Agatha, sich zu ihnen zu gesellen. Ein Mann brachte ein Akkordeon mit und spielte auf. Bald kamen mehr Leute, angelockt von der Musik, und sie alle begannen zu singen. Agatha staunte,als zur letzten Runde gerufen wurde, denn erst jetzt wurde ihr bewusst, dass sie den ganzen Abend im Garten des Pubs verbracht hatte.
    Verwirrt trat sie den Heimweg an. Am Nachmittag hatte sie der brennende Ehrgeiz vergangener Tage mit aller Macht eingeholt, und sie hatte sich wieder wie früher gefühlt. Doch nun wusste sie nicht mehr recht, ob sie wieder wie damals sein wollte. Die alte Agatha hat keine Lieder in einem Pub geschmettert, dachte sie, oder – als sie Mrs. Bloxby im grellen Licht der Strahler vor ihrer Cottage-Tür sah – Besuch von der Vikarsfrau bekommen.
    »Ich habe gehört, dass Sie morgen nach London fahren«, sagte Mrs. Bloxby, »und wollte mich verabschieden.«
    »Wer hat Ihnen das erzählt?«, fragte Agatha, während sie die Tür aufschloss.
    »Dieser nette junge Detective Constable, Bill Wong.«
    »Er scheint ziemlich rumzukommen. Hat er in Mircester nichts zu tun?«
    »Oh, er kommt oft auf die Dörfer«, sagte Mrs. Bloxby. »Er sagte noch etwas, was mich sehr beunruhigt hat, dass Sie für immer fortziehen wollen.«
    »Ja, ich habe vor, wieder zu arbeiten. Ich hätte mich nie so früh in den Ruhestand zurückziehen dürfen.«
    »Was für ein Jammer für Carsely! Wir könnten Ihr Organisationstalent hier gut gebrauchen. Sind Sie nächsten Samstagnachmittag wieder da?«
    »Eher nicht«, sagte Agatha, als sie beide im Wohnzimmer saßen. »Was ist denn nächsten Samstagnachmittag?«
    »Das Konzert des Dorforchesters. Mrs. Mason kümmert sich um den Nachmittagstee. Es ist eine richtig große Veranstaltung.«
    Agatha schenkte ihr ein bedauerndes Lächeln und dachte, was für ein trauriges Leben es sein musste, sich auf etwas wie das Konzert des Dorforchesters zu freuen.
    Sie unterhielten sich noch ein wenig, dann ging Mrs. Bloxby. Agatha packte ihren Koffer zu Ende, in dessen eine Ecke sie vorsichtig das Glas mit der Erdbeermarmelade stopfte. Mit weit offenem Fenster lag sie dann noch eine ganze Weile wach und hoffte auf ein wenig kühlere Luft. Bei dem Gedanken, nach London zurückzukehren, weg aus diesem Carsely-Grab, fühlte sie sich trotz der drückenden Hitze ein bisschen unbeschwerter.

Zehn
    L ondon! Wie es da roch! Schrecklich, dachte Agatha, als sie im Speisesaal des Haynes Hotels saß. Sie steckte sich eine Zigarette an und starrte mit dumpfem Blick hinaus auf den Verkehr, der sich durch Mayfair quälte.
    Der Mann am Tisch hinter ihr fing an zu husten und zu röcheln und blätterte wütend seine Zeitung um. Agatha sah auf ihre brennende Zigarette und seufzte. Dann winkte sie dem Kellner. »Suchen Sie dem Herrn hinter mir einen anderen Tisch«, sagte sie. »Er geht mir auf die Nerven.«
    Der Kellner sah erst zu dem erbosten Mann, dann zur gelassenen Agatha und beugte sich schließlich zu dem Herrn, um ihn freundlich zu einem schönen Tisch in einer Ecke zu überreden, wo ihn der Qualm nicht stören würde. Der Mann protestierte lautstark. Agatha rauchte weiter und ignorierte die Szene, bis der Mann kapitulierte und sich umsetzte.
    In London leben und sich über Zigarettenqualm beschweren, was war das denn?, dachte Agatha. Man brauchte doch bloß eine Straße entlangzugehen und hatte genug Abgase eingeatmet, um vier Zigarettenschachteln wettzumachen.
    Nach dem Kaffee und einer Zigarette ging sie wieder hinauf in ihr Zimmer, in dem es schon jetzt drückend heiß war, rief bei Pedmans an und fragte nach Roy.
    Es dauerte eine Weile, bis sie zu ihm durchgestellt wurde. »Aggie!«, rief er. »Wie steht’s in den Cotswolds?«
    »Nicht gut«, antwortete sie. »Ich muss mit dir reden. Hast du am Mittag Zeit?«
    »Mittags bin ich schon ausgebucht. Wie wär’s mit

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