Und der Wind erzaehlt von Zaertlichkeit
haben. Und ich erinnere mich auch, Euch versichert zu haben, daß niemand mich zu der Ehe gezwungen hat. Ich bin sehr glücklich als Connors Frau. Aber ist es denn ein Wunder? Ich wollte ihn doch schon seit Jahren haben. Himmel, wo habe ich denn meine Manieren gelassen? Ich hätte Euch fragen sollen, wie es Grace geht.«
»Bestens, danke«, antwortete Alec.
»Bei dem tüchtigen Schrecken von gestern kann man nur hoffen, daß sie keine Alpträume gehabt hat. Wirklich, nun, da ich darüber nachdenke, muß ich sagen, daß die Geschichte ganz erstaunlich ist. Gott muß große Pläne für Eure Tochter haben.«
Alecs Neugier war geweckt. Brennas Taktik hatte gegriffen.
»Wie kommt Ihr darauf?«
»Nun, das ist doch einfach«, sagte sie strahlend. »Gott hat dafür gesorgt, daß ich zur rechten Zeit in Eurem großen Saal war, damit ich sie auffangen konnte. Sie ist kopfüber hinabgeplumpst und hätte sich gewiß böse verletzt, wenn ich sie nicht noch hätte auffangen können. Ihr findet es vielleicht sehr dumm, daß ich Gott dafür verantwortlich mache, doch es kann nicht anders sein. Stellt Euch nur vor, was geschehen wäre, wenn ich MacNare statt Connor geheiratet hätte! Wie würde es Grace heute ergehen? Oje, da plappere ich unsinniges Zeug vor mich hin und halte Euch von Eurer überaus wichtigen Diskussion ab! Ich denke, ich werde mich jetzt rasch zurückziehen, denn ich bin sicher, daß Fragen bezüglich meiner Anträge an Connor und der Gründe, die Euer Bruder für diese Ehe hatte, zu Eurer Zufriedenheit beantwortet worden sind.«
Sie verbeugte sich mit einem lieblichen Lächeln und marschierte dann davon. Eine letzte Bemerkung konnte sie sich nicht verkneifen, obwohl sie sich nicht die Mühe machte, sich umzudrehen: »Gottes Wege sind unergründlich. Ich an Eurer Stelle würde Ihn nicht anzweifeln.« Dann war sie fort.
Die Männer saßen eine ganze Weile stumm da und starrten auf die Tür, durch die die Lady soeben verschwunden war.
Alec war der erste, der das Schweigen durchbrach. »Deine Frau hat mich soeben in eine unangenehme Position manövriert«, sagte er lächelnd. »Und weißt du was? Ich glaube, genau das war ihre Absicht. Was meinst du, wieviel hat sie von unserem Gespräch mitgehört?«
Connor antwortete ohne zu zögern. »Alles.«
»Sie hätte nicht lauschen dürfen.«
»Nein, hätte sie nicht.«
»Ich sollte böse auf sie sein.«
»Ja.«
»Warum ist mir dann zum Lachen zumute? Hör zu, Connor, ich akzeptiere, was deine Frau gerade gesagt hat. Ich werde also kein Wort mehr darüber fallen lassen, daß du dich meinen Befehlen widersetzt. Ihr zwei seid offensichtlich füreinander geschaffen.«
»Ich habe mich dir nicht widersetzt. Du hast mir befohlen, die Überfälle einzustellen, und das habe ich getan. Trotzdem kannst du nicht verlangen, daß ich mich noch länger daran halte. Du kennst die Geschichte mit Brennas Pferd.«
»Ich kann schon«, sagte Alec. »Aber ich werde es nicht tun. Wenn du dich wegen des Pferdes rächen willst, dann mach es. Sorg aber dafür, daß du Gleiches mit Gleichem vergiltst. Kein unverhältnismäßiges Gemetzel!«
Connor nickte, und Alec stand auf. Bevor er den Saal verließ, blieb er noch einmal stehen. »Du bist mit einer klugen Frau verheiratet, Connor. Unterschätz das nicht.«
Connor nickte wieder, ohne sich das, was sein Bruder gesagt hatte, ernsthaft zu Herzen zu nehmen. Erst viel später – als es zu spät war – sollte er seinen Fehler erkennen.
Und bitter bereuen.
10
Lady Brenna war ganz und gar nicht entzückt, als sie erfuhr, daß sie eine andere Kammer beziehen sollte. Ihr Mann hatte es nicht für nötig gehalten, sie darüber zu informieren, und Quinlan wünschte sich inständig, die unangenehme Aufgabe, ihr die Sache zu erklären, wäre jemand anderem zugefallen. Da er damit rechnete, daß sie gekränkt sein würde, hatte er versucht, sie allein zu erwischen, damit er es ihr in Ruhe mitteilen konnte, doch die Sorge seiner Herrin über ihre fehlenden Sachen durchkreuzte seine Pläne. Im Endeffekt war er gezwungen, ihr die Nachricht vor Connors Stiefmutter wiederzugeben.
Lady Brenna war nicht wütend über den Befehl ihres Mannes – sie war vollkommen vernichtet. Quinlan, dem sie furchtbar leid tat, hatte allergrößte Mühe, so zu tun, als würde er von ihrem Elend nichts bemerken. Er steigerte sich so sehr in sein Mitgefühl hinein, daß er am Ende in Erwägung zog, seinem Laird zu sagen, daß er sich lieber foltern lassen würde, als
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