Und der Wind erzaehlt von Zaertlichkeit
seiner Herrin noch einmal eine solche Nachricht überbringen zu müssen.
Das Mitleid, das Brenna in seinen Augen sah, machte ihre Demütigung jedoch erst richtig perfekt. Euphemia verschwand taktvoll mit der Ausrede, daß sie etwas aus ihrer Schlafkammer zu holen hatte.
Mit einiger Anstrengung gelang es Brenna schließlich, sich zusammenzureißen. Sie holte ein paarmal tief Luft und wandte sich dann an Quinlan. »Vielen Dank, daß Ihr es mir gesagt habt.«
In dem Wunsch, ihr irgend etwas Aufmunterndes zu sagen, platzte er mit dem ersten heraus, was ihm in den Sinn kam. »Da seht Ihr es, Mylady. Eure Habe ist nicht einfach verschwunden. Wir haben alles schön in dieser Truhe gesammelt. Nun seid Ihr doch bestimmt froh, oder?«
»Ja, natürlich, ich danke Euch dafür. Hat Connor Euch erklärt, warum ich in eine andere Kammer umziehen muß?«
»Nein, Mylady.«
»Wo ist er jetzt?«
»Er ist mit seinem Bruder auf der Jagd.«
»Seit wann sind sie weg?«
»Er und Laird Kincaid haben gerade eben den Saal verlassen.«
»Dann könnte ich sie noch einholen?«
»Wenn Ihr Euch beeilt.«
Sie stürmte zur Tür, um sie aufzureißen, doch sie war zu schwer, so daß Quinlan ebenfalls vorhastete, um ihr zu helfen.
Quinlan folgte ihr die Treppe hinunter, nicht jedoch über den Hof. Er nahm selbstverständlich an, daß Brenna versuchen würde, ihren Mann umzustimmen; bestimmt brauchte sie kein Publikum dazu.
Mit der ersten Annahme lag er jedoch falsch. Brenna hatte keinesfalls die Absicht, ihren Mann anzuflehen, seine Entscheidung rückgängig zu machen. Sie hatte vor, ihm zu sagen, was sie von seinem Befehl hielt. Und so rannte sie den ganzen Weg zu den Ställen so schnell sie konnte, um diesen unmöglichen, unhöflichen und rücksichtlosen Schuft noch zu erwischen. »Einen schönen Tag, die Damen«, rief sie, als sie an einigen Müttern mit ihren Säuglingen vorbeihastete.
Ihr Tempo raubte ihr den Atem, und als sie sah, wie Alec am Fuß des Hügels sein Pferd bestieg, winkte sie heftig, ohne jedoch haltzumachen. Nach Luft ringend erreichte sie die Stalltür und gönnte sich einen kurzen Moment Ruhe, um ihren Puls auf ein Normalmaß zu bringen.
Im Inneren der Stallung war es dunkel, und sie zwang sich zu einem Lächeln, sobald sie ihren Mann darin ausgemacht hatte. Connor stand neben dem Pferd, das er ausgewählt hatte, während der Stallmeister versuchte, den Hengst, den Connor gewöhnlich am liebsten ritt, zu beruhigen. Das Pferd veranstaltete einen ziemlichen Aufstand: Es trat immer wieder heftig gegen die hintere Stallwand und würde vermutlich in Kürze seinen Verschlag zertrümmern, doch Connor schien sich darüber keine Gedanken zu machen. In aller Ruhe richtete er das Zaumzeug des anderen Tieres.
Brenna hielt sich absichtlich in der Mitte des Gangs, so daß ihr Mann sie schon niedertrampeln mußte, wenn er den Stall verlassen wollte. Langsam näherte sie sich, ein zuckersüßes Lächeln auf den Lippen, dem Verschlag und fragte mit ebensolcher Stimme: »Dürfte ich einen kurzen Moment Eurer Zeit in Anspruch nehmen, Laird?«
Er schaute nicht einmal auf, als er antwortete. »Kann das nicht warten, bis ich zurückkomme?«
»Ich bin mir nicht sicher, Laird. Seid Ihr vor Anbruch der Nacht zurück?«
»Nein.«
Beinahe wäre ihr das Lächeln auf den Lippen gefroren, aber da der Stallmeister sie beobachtete, wollte sie keinesfalls verraten, was sie wirklich dachte … noch nicht! Erst brauchte sie Connors volle Aufmerksamkeit. Ihm sollte kein einziges Wort entgehen!
»Davis, was ist mit meinem Pferd los?« fragte er gerade.
»Das weiß ich auch nicht, Laird. Es war ganz brav, bis Ihr den Stall betreten habt.«
»Es ist unzufrieden«, sagte Brenna laut.
»Das ist uns auch schon aufgefallen, Brenna.«
Seine herablassende Art weckte in ihr den Wunsch, ihn zu treten. »Das freut mich«, antwortete sie. »Es ist unzufrieden, weil Ihr ihm keine Aufmerksamkeit schenkt.« Genauso wenig wie mir, setzte sie in Gedanken hinzu. »Euer Pferd möchte nicht zurückgelassen werden. Wenn Ihr hinginget und sein Zaumzeug nehmen würdet, dann würde es sich bestimmt sofort beruhigen. Dessen bin ich mir sicher.«
»Ich würd’ gerne wissen, ob es klappt«, gestand Davis und schenkte Brenna ein strahlendes Lächeln. »Sie könnte recht haben.«
»Oh, das hoffe ich doch«, erwiderte Brenna in einem solch fröhlichen Tonfall, daß sie schon glaubte, sich übergeben zu müssen.
»Brenna, geht es dir gut? Deine Stimme hört sich
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