Und der Wind erzaehlt von Zaertlichkeit
mitteilte, daß dem nicht der Fall war, dann würde sie ihm entweder die ganze Geschichte erzählen oder ihren Beutel packen und bei den Kincaids einziehen. Alec hatte ihr versichert, daß er ihr nichts abschlagen würde.
Den größten Teil des Nachmittags lief sie zornig umher, und als man sich am Abend zu Tisch setzte, ignorierte sie Raen und bat statt dessen Euphemia, ihr alles über sich zu erzählen. Connors Stiefmutter war entzückt, der Mittelpunkt des Interesses zu sein, und redete eine gute Stunde lang nur über sich und ihr tadelloses Leben. Brenna tat, als würde sie der Frau an den Lippen hängen. Sie dachte nicht daran, den Saal zu verlassen, ohne daß Euphemia sie begleitete, und als Raen sich plötzlich entschuldigte, weil er sich die Beine vertreten wollte, stieß Brenna innerlich einen Seufzer der Erleichterung aus. Augenscheinlich hatte er begriffen.
Dennoch wagte er, Brenna zu fragen, ob sie ihn nicht begleiten wollte. Sein Blick wie sein Grinsen waren anzüglich und verrieten ihr, daß er genau wußte, was in ihrem Kopf vorging.
»Nein, vielen Dank«, antwortete sie, ohne sich die Mühe zu machen, ihn anzusehen. »Ich möchte lieber Eurer Mutter zuhören. Ich finde Euer Leben ausgesprochen interessant, Lady Euphemia!«
»Nun, tragisch wäre wohl die bessere Bezeichnung«, verbesserte Euphemia sie.
Nach Brennas Aufforderung beschrieb sie ihr in allen Einzelheiten den Schmerz, den sie über den Verlust ihrer geliebten Eltern empfunden hatte. Niemand hatte je so sehr gelitten wie Euphemia, niemand hatte derart viele niederschmetternde Enttäuschungen erleben müssen.
Während Euphemia redete, verstrich eine gute weitere Stunde. Brenna gab vor, fasziniert zu sein, und als Connors Stiefmutter schließlich verkündete, sie wolle zu Bett gehen, nahm Brenna ihren Arm und begleitete sie.
»Ich wollte noch mit Euch über die Mahlzeiten sprechen, Madam.«
»Auch ich hatte vor, mit Euch darüber zu reden, Brenna. Wieder war ich herbe enttäuscht. Habt Ihr die Köchin denn noch immer nicht vor die Tür gesetzt?«
»Doch, selbstverständlich«, log Brenna. »Mir ist etwas eingefallen, und ich hoffe, daß Euch die Idee gefällt. Ihr seid viel erfahrener als ich, und ich könnte Euren Rat gebrauchen.«
»Macht Euch keine Gedanken. Ihr könnt schließlich noch nicht viel wissen.«
Brenna sparte sich eine Bemerkung dazu. »Ich habe fünf Frauen gebeten, sich beim Kochen abzuwechseln, so daß Ihr am Ende der Woche entscheiden könnt, welche am besten geeignet ist, die Mahlzeiten zu Eurer Zufriedenheit zusammenzustellen.«
Euphemia zuckte gleichgültig die Achseln. »Meinetwegen.«
»Vielen Dank, Madam.«
Nachdem es ihr gelungen war, die Lady zu ihrer Schlafkammer zu begleiten, ohne aus der Haut zu fahren, lehnte sich Brenna gegen die Tür ihres eigenen Zimmers und stieß einen lauten Seufzer der Erleichterung aus.
Netta stand am Kamin, um sich am Feuer zu wärmen. »Und? Hat Lady Euphemia Eurer Idee mit den fünf Köchinnen zugestimmt?«
Brenna grinste. »Hat sie. Vergiß nicht, Ada daran zu erinnern, daß sie sich bis Ende der Woche nicht in Lady Euphemias Nähe blicken lassen soll.«
»Sie weiß es, Mylady, und ist Euch ungemein dankbar. Dennoch macht sie sich Sorgen, daß Lady Euphemia unsere List durchschaut. Was, wenn sie bemerkt, daß alle Mahlzeiten von ein und derselben Person zubereitet worden sind? Vielleicht sollten wir doch lieber –«
»Nein, sie wird nichts merken, dessen bin ich mir ganz sicher«, erwiderte Brenna. »Ada ist eine gute Köchin. Die Stiefmutter unseres Lairds ist eben gerne ein wenig schwierig. Schau, wir tun nichts, was unserem Clansherrn Schande bereitet. Wir versuchen nur, seine engsten Verwandten glücklich zu machen.«
»Keine von uns Dienerinnen hat das Gefühl, daß es unrecht ist, Lady Euphemia zu täuschen. Habt Ihr eine Ahnung, wie lange sie und ihr Sohn bleiben wollen?«
»Nein, aber ich kann dir versichern, daß das die erste Frage ist, die ich meinem Mann stelle, wenn er zurückkommt.«
»Gibt es noch etwas, das Euch beunruhigt? Ich habe bemerkt, daß Ihr heute abend kaum Euer Essen angerührt habt. Und als Ihr eben hereinkamt, saht Ihr fürchterlich blaß aus.«
Brenna dachte nicht daran, Netta von Raen zu erzählen. Es war ihre eigene Sache, das Problem zu lösen, nicht die einer Magd. Den Stiefbruder des Clansherrn anzuklagen, mußte ernste Folgen haben; sie konnte sich gut vorstellen, wie sie reagiert hätte, wenn eine ihrer Schwägerinnen gegen
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