Und der Wind erzaehlt von Zaertlichkeit
diesem Moment erschien Connor mit seinem Pferd am Zügel am Rand der Lichtung. Brenna entschuldigte sich höflich und lief dann ihrem Ehemann entgegen. Sie warf sich ihm in die Arme und küßte ihn, als ihr plötzlich einfiel, daß er ihr solche Vertraulichkeiten vor den anderen untersagt hatte. Seltsamerweise fuhr er sie weder an noch tadelte er sie auf andere Art und Weise. Er erwiderte ihren Kuß genüßlich.
Danach mußte er natürlich Kritik üben. Aber da es ein Charakterzug von ihm zu sein schien, alles, was andere taten, mit einem Tadel zu versehen, ließ sie sich davon nicht aus dem Konzept bringen.
»Du hast das Wort Disziplin bestimmt noch nie gehört«, sagte er, während er sie auf sein Pferd hob und hinter ihr aufstieg. »Und wahrscheinlich willst du dich jetzt mit mir streiten.«
»Der Tag ist zu schön, um sich zu streiten. Aber um es nebenbei zu erwähnen – Ihr irrt Euch. Ich kenne das Wort Disziplin und besitze davon genauso viel wie Ihr.«
»Davon habe ich aber noch nichts bemerkt. Hör auf, dich ständig herumzudrehen und lehn dich an mich.«
»Mein Lederband ist verdreht.« Sie zog das Band aus ihrem Ausschnitt, zeigte es ihm, entwirrte das Leder und ließ den hölzernen Anhänger zurück in ihr Kleid gleiten.
»Was in Gottes Namen ist das für ein Ding?«
»Habt Ihr es erst jetzt bemerkt?«
»Nein, aber ich habe erst jetzt Lust, danach zu fragen.«
»Die Kette ist ein Geschenk meines Vaters. Die Schnitzerei ist einzigartig, damit jeder weiß, daß sie mir gehört, und wenn ich jemals in Schwierigkeiten gerate, dann brauche ich sie nur zu einem meiner Geschwister zu schicken. Mein Vater hat für uns alle eine solche Kette fertigstellen lassen.«
»Schmeiß sie weg.«
Ihr scharfes Luftholen war so laut, daß der Hengst sich erschreckte. Er warf den Kopf und schnaubte empört. Brenna beugte sich vor und streichelte seinen Hals. »Ich denke nicht daran, Connor. Ich habe vor, Euch auch so eins machen zu lassen.«
»Vergiß es.«
»Es ist eine Tradition.«
»Das ist eine Beleidigung, Frau.«
»Wir werden darüber reden, wenn wir zu Hause sind.«
»Darüber gibt es nichts zu reden.«
Das dachte er! Wieder einmal irrte er sich auf ganzer Linie. Dieser Mann würde diese Tradition schon akzeptieren, und wenn sie ihm eine ganze Woche auf die Nerven gehen mußte.
»Auf was warten wir?«
Er wußte, daß sie mit Absicht das Thema wechselte, aber dieses eine Mal hatte er nichts dagegen. Es war wichtig, daß sie heute nicht schmollte. In wenigen Stunden würde sie Kincaid gegenübertreten, und das würde nicht einfach für sie werden. Sein Bruder jagte jedem, dem er begegnete, Angst ein, was Connor im übrigen bewundernswert fand.
»Owen sucht am Bach nach eventuell liegengelassenen Gegenständen.«
»Das ist aber sehr nett von ihm«, bemerkte sie. »Trotzdem finde ich, daß Eure Männer sich besser im Griff haben sollten, als ihre Habe überall liegenzulassen.«
Er glaubte, daß sie einen Scherz hatte machen wollen, doch sie lachte nicht, und als er begriffen hatte, daß sie es ganz ernst meinte, hielt er es für unnötig, sie aufzuklären. Einen Augenblick später betrat Owen mit Brennas Sachen die Lichtung. Er stopfte sie in ihren Beutel und band diesen an Aedans Pferd. Brenna bemerkte es nicht einmal. Connor überraschte das allerdings wenig, denn ihm war bereits aufgefallen, daß seine Frau die meiste Zeit träumend durch die Gegend lief.
Dann kehrten seine Gedanken zu Alec zurück. »Du wirst heute meinen Bruder kennenlernen. Er wird dir nichts tun.«
Brenna fand seine Bemerkung reichlich seltsam. »Darüber hätte ich mir auch keine Sorgen gemacht.«
»Das wirst du aber, wenn du ihm gegenüberstehst. Du solltest wirklich auf die Disziplin, von der du ja angeblich genug hast, zurückgreifen, Brenna. Ich will nicht, daß du mir Schande machst, indem du ohnmächtig wirst oder in Tränen ausbrichst.«
Sie verdrehte entnervt die Augen. »Connor, er wird mir schon deswegen gefallen, weil er Euer Bruder ist. Es ist meine Pflicht, mit Eurer Familie auszukommen. Er wird mir schon keine Angst machen.«
»Doch, das wird er. Er ist nicht so umgänglich wie ich.«
Ihr lautes Gelächter verstimmte ihn ein wenig. Also gut, dann würde er sie eben nicht warnen! Er hatte ohnehin wichtigere Dinge, über die er nachdenken mußte. Da war zum Beispiel das Problem, wie er dem Mann, der über die Highlands herrschte, seine Tat erklären sollte.
Eine volle Stunde verstrich in Schweigen, bevor sie
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