Und der Wind erzaehlt von Zaertlichkeit
gewiß. Aber Brenna fand ihre Haltung auch verwirrend. Connor war doch immerhin Alecs Bruder, bestimmt nicht sein Feind. Machte das für diese Heiden keinen Unterschied?
Ihr Mann stieg vom Pferd und wandte sich dann um, um ihr zu helfen. Sie blickte in seine Augen und suchte nach einem Zeichen dafür, daß schon alles in Ordnung kommen würde, doch er gab ihr keinerlei Hinweis. Am liebsten hätte sie sich an seinen Hals geklammert und sich an ihn geschmiegt, aber sie ließ sich widerstandslos auf dem Boden absetzen und folgte ihm schließlich mit hocherhobenem Haupt und herabhängenden Armen in die Burg hinein.
Quinlan und Aedan traten links und rechts an ihre Seite, wobei Owen, Donald und Giric die Nachhut bildeten. Als sie die Treppe zum Eingang erreicht hatten, stieg Connor hinauf, während Kincaids Soldaten vortraten, um Brenna und die anderen Männer daran zu hindern, ihm zu folgen.
Offenbar wollte sein Bruder erst mit Connor allein sprechen, bevor man sie ihm vorstellte. Nun, es war ihr nur recht. Ihretwegen konnten sie bis tief in die Nacht miteinander plaudern, denn inzwischen fürchtete sich vor dem Zusammentreffen mit Alec Kincaid. Und dann drang ein furchtbares Gebrüll aus dem Haus.
Zuerst meinte sie, daß Alec brüllte, denn sie erkannte die Stimme nicht, doch kurz darauf stimmte Connor ein. Der Lärm war so fürchterlich, daß kein einzelnes Wort zu verstehen war. Fest stand jedenfalls, daß Alec ziemlich wütend war – und Connor nicht minder.
Die hitzige Diskussion schien ewig zu dauern. Je länger Brenna warten mußte, desto nervöser wurde sie. Als sich die Türen hinter Connor geschlossen hatten, hatte Quinlan sich zu der Menge hinter ihnen umgedreht und sie am Arm berührt, damit sie es ihm nachtat. Sie hatte es fast augenblicklich bereut, denn nun mußte sie die Musterung der fremden Soldaten über sich ergehen lassen.
Sie blickten ernst und finster, doch in keinem Gesicht war Feindseligkeit zu lesen. Brenna beschloß, daß dies als gutes Zeichen zu deuten war. Wahrscheinlich suchten sie alle nach einem Zeichen der Angst in ihrer Miene, und die Anstrengung, die Furcht, die sie tatsächlich empfand, zu verbergen, kostete sie enorm viel Kraft.
Doch dann war das Warten endlich vorbei. Die Türen öffneten sich, und sie wurde hineingewinkt. Am liebsten hätte sie den Kopf geschüttelt, ihre Röcke gerafft und wäre so schnell sie konnte davongelaufen.
Natürlich betrat sie statt dessen das Haus. Inzwischen war sie so erledigt, daß sie kaum auf ihre Umgebung achtete. Der große Saal lag zu ihrer Linken. Sie blieb an den Stufen, die nach unten führten, stehen und wartete darauf, daß man sie hineinbitten würde.
Weder Connor noch sein Bruder hatten sie bemerkt. Sie betrachtete ihren Mann zuerst, um sich zu vergewissern, daß es ihm gutging. Seine Kleider waren nicht zerrissen und er blutete auch nirgendwo, insofern war also alles in Ordnung. Allerdings wirkte er auch nicht sehr glücklich, aber das tat er ja praktisch nie.
Sie hatte so lange, wie sie konnte, vermieden, seinen Bruder anzusehen, und schließlich hatte sie genug Mut gesammelt, um sich ihm zuzuwenden. Sein Anblick traf sie trotzdem unvorbereitet. Alec Kincaid war ein furchteinflößend aussehender Krieger mit durchdringenden grauen Augen und einer Miene, die den Teufel persönlich zum Erbeben gebracht hätte!
»Es ist noch nicht vorbei, Connor. Ich entscheide, was zu tun ist, nachdem ich mit der Frau gesprochen habe.«
Er klang genauso bösartig, wie er aussah. Brenna verschränkte die Hände hinter ihrem Rücken und befahl ihrem Herzen, in der Brust zu bleiben, wo es hingehörte. Und obwohl seine Miene etwas freundlicher wurde, als er sich nun zu ihr umdrehte, schaffte sie es nicht, die Furcht vor ihm niederzukämpfen.
Sie senkte rasch den Kopf, damit er ihre aufsteigende Panik nicht sah, und hoffte, daß er es als Zeichen hervorragender Erziehung deuten würde. Lächeln war ihr unmöglich, aber sie schrie nicht, und das war doch immerhin etwas.
»Brenna, komm her«, befahl Connor. Sie hob augenblicklich den Kopf und beeilte sich, ihm zu gehorchen, wobei sie den Blick jedoch fest auf Alec Kincaid heftete.
Bis auf ihre Größe hatten die Brüder keinerlei Gemeinsamkeiten. Connor hatte dunkelbraunes Haar, Alec eher rotes. Connors Gesicht war, wie sie fand, aristokratischer, obwohl auch Alec feingeschnittene Züge hatte. Allerdings war Connor ziemlich gutaussehend, wenn er die Stirn einmal nicht runzelte, was
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