Und der Wind erzaehlt von Zaertlichkeit
»Du wirst noch einmal mein Tod sein«, murmelte er.
»Ich weiß, Papa. Das hast du schon oft gesagt.«
»Und sie wird auch der Tod Ihrer Frau sein, Laird«, sagte die Köchin, die auf dem Weg zurück in die Küche war.
Alec wandte sich an die ältere Frau. »Meine Tochter hat sich von der obersten Stufe herabgestürzt, richtig, Elyne?«
»Ich hab’ zwar nicht gesehen, wie es passiert ist, Laird, aber meine Herrin erzählte mir, daß Grace oben gestolpert und im hohen Bogen durch die Luft geflogen ist. Lady Brenna mußte springen, um sie aufzufangen.«
»Sie hätten sich beide das Genick brechen können.«
»Ja, hätten sie, Connor«, stimmte Alec seinem Bruder zu, bevor er sich wieder an Elyne wandte. »Erklär mir doch bitte, warum unsere Frauen nicht wollen, daß wir es erfahren.«
Elyne konnte ihrem Herrn die Antwort schlecht verweigern, und so verriet sie ihnen die Geschichte mit der Wette.
Die Brüder fanden diese Art von Wette überhaupt nicht komisch. Connor war beleidigt, willigte aber schließlich doch ein, das Spiel mitzuspielen.
Jamie und Brenna kamen einen Moment später wieder herein. Die Männer standen auf, als die Ladies eintraten, aber nachdem sie eine Weile ignoriert worden waren, setzten sie sich wieder. Alec schenkte Wein nach und kippte den Inhalt seines Glases auf einen Zug herunter.
Alec war Brenna gegenüber bereits loyal, weil sie Connor geheiratet hatte. Sie besaß seine unendliche Dankbarkeit, seit sie seine Tochter vor einer schweren Verletzung oder sogar dem Tod bewahrt hatte. Nun erntete sie seine Bewunderung und seinen Respekt, als er hörte, wie sie seiner Frau sagte, sie müsse den Wandteppich sofort abhängen. Jamie schüttelte vehement den Kopf.
»Dann entfernt wenigstens die gelben Fäden um seinen Kopf. Ihr könnt doch William den Eroberer nicht kurzerhand heiligsprechen, nur weil Ihr findet, daß er es verdient hat. Das ist ein Sakrileg!«
»William wird heiliggesprochen werden, sobald die Kirche es begriffen hat.«
Brenna schüttelte den Kopf. »Kein Wunder, daß Euer Gemahl den Teppich angesehen hat, als würde er dem Teufel ins Antlitz blicken! Wie in Gottes Namen kommt Ihr bloß auf die Idee, den früheren englischen König im Haus eines Highlanders aufzuhängen? Selbst ich weiß, daß er hier nicht hingehört. Himmel, ich habe das Kreuz geschlagen, als ich an ihm vorbeiging! Also, wenn das nicht Blasphemie ist, dann weiß ich es nicht! Habt Ihr selbst keine Könige, die Ihr aufhängen könnt?«
»Warum sollte ich das tun?«
»Warum? Ihr seid eine Highlanderin, darum!«
»Ach, Ihr wißt es gar nicht? Brenna, ich bin in England geboren und aufgewachsen!«
Damit nahm sie Brenna verständlicherweise den Wind aus den Segeln. Tatsächlich war sie einen Moment sprachlos, bis Jamie erneut in lautes Gelächter ausbrach.
»Ihr klingt aber wie eine Frau aus den Highlands, und niemand hat mir gesagt, daß Ihr –« Brenna brach ab, um ihrem Mann einen bösen Blick zuzuwerfen. »Ihr hättet es mir wirklich sagen können.«
»Nein, wohl nicht. Brenna, Ihr solltet es hinnehmen. Männer sagen ihren Frauen nie etwas, wenn diese nicht drängen und bohren. Nun kommt schon. Was ich Euch gesagt habe, sollte Euch freuen, nicht ärgern.«
Brenna schaffte es schließlich, ihre Stirn zu glätten. »Natürlich. Und es freut mich auch wirklich. Kein Wunder, daß ich Euch auf Anhieb mochte.«
»Ihr werdet auch Mary mögen, Brenna. Alec, kann ich mich nicht glücklich schätzen? Jetzt habe ich auf beiden Seiten unseres Landes Schwester und Tochter!«
Alec nickte.
»Connor, Brenna muß Mary so bald wie möglich kennenlernen.«
»Können wir auf dem Heimweg dort haltmachen?«
»Es ist zu spät, um einen weiteren Halt einzulegen«, antwortete Connor.
Entschlossen, sich ihre Begeisterung nicht dämpfen zu lassen, eilte Brenna zu ihm an den Tisch und legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Dann ein anderes Mal?«
»Ja.«
Sie tätschelte ihn, um ihm zu bedeuten, wie sehr es sie freute, daß er es ihr diesmal nicht so schwer machte. Alec erhob sich und wandte sich ab, damit Brenna sein Lächeln nicht sah. Brennas deutliche Zuneigung zu seinem Bruder gefiel ihm, aber was ihm ein Lächeln entlockte, war die Tatsache, daß Connor sich alle Mühe gab, es nicht zu mögen.
Connor hatte das Lächeln gesehen. Er schüttelte den Kopf. »Mach nicht mehr daraus, als da ist«, bemerkte er hörbar verärgert.
Alec nickte. »Und du machst am besten nicht weniger draus, als da ist.«
Brenna
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