Und der Wind erzaehlt von Zaertlichkeit
drohend.
»Das hat sie aber gerade getan!« Jamie brach erneut in Gelächter aus.
Brenna fand, daß Jamie mit ihrem Verhalten ihre Wettregeln brach, denn ihr Lachen mußte die Neugier der Männer wecken. Doch damit sollte sie nicht durchkommen. »Jamie, ich denke, Ihr solltet in die Küche gehen und Elyne für dieses köstliche Mahl danken.«
»Wenn ich gehe, geht Ihr mit!«
»Ihr braucht beide nicht aufzustehen«, sagte Connor verärgert. »Elyne und zwei andere Dienerinnen stehen dort hinten im Gang herum. Ihr könnt sie von hier aus loben.«
»Würdest du bitte aufhören zu lachen?« fauchte Alec, als Jamie erneut losplatzte.
Brenna sprang auf die Füße. »Danke für das großzügige Mahl. Bitte entschuldigt mich.«
Sie wartete nicht erst auf eine Erlaubnis, sondern verließ den Tisch. Jamie sprang auf und eilte hinter Brenna her.
Connor hörte, wie seine Frau Jamie des Betrugs bezichtigte, und hätte fast seinen Kelch fallengelassen. Er konnte nur inständig hoffen, daß Alec es nicht mitbekommen hatte. Als Brenna vor dem Kamin anhielt und das Zeichen des Kreuzes schlug, bevor sie weiterging, war er so entsetzt, daß ihm die Kinnlade herunterfiel.
Jamies Gelächter war noch zu hören, als die beiden schon aus der Tür hinaus waren. Die Dienerinnen folgten ihnen hastig.
Alec starrte ihnen kopfschüttelnd hinterher und wandte sich schließlich an Connor.
»Wir sollten uns beleidigt fühlen.«
»Ja, sollten wir. Wie, glaubst du, ist Brenna zu der Verletzung gekommen, und warum, in Gottes Namen, tun die beiden so, als wäre nichts passiert?«
»Es gibt nur einen Weg, es schnell herauszufinden.«
»Wie denn?«
Alec lächelte. »Grace?«
»Ja, Papa?«
»Komm und setzt dich zu deinem Vater.«
»Kann ich kommen, wenn ich dazu bereit bin?«
»Das bist du schon, Grace.«
Resigniert rutschte das Mädchen vom Stuhl und ging mit gesenktem Kopf zu ihrem Vater hinüber. Connor blinzelte ihr zu, als sie an ihm vorbeikam.
Alec hob sie vom Boden, küßte ihre Stirn und setzte sie auf die Tischkante. Dann befahl er ihr zu erzählen, was geschehen war.
»Die Lady hat Mama angeschrien.«
»Ihr Name ist Brenna, Grace. Und jetzt sag mir die Wahrheit.«
»Wahrscheinlich sagt sie die Wahrheit«, mischte sich Connor mit düsterer Miene ein.
»Und was hat deine Mutter gemacht?«
»Sie hat geweint.«
Alec warf Connor einen Blick zu. »Das alles überrascht dich nicht gerade, was?«
»Nein.«
»Mama hat aber auch geschrien, Papa.«
»Und was hast du getan, Grace?«
»Nichts.«
Alec glaubte ihr kein Wort. »Du hast mir doch bestimmt noch etwas zu erzählen, nicht wahr?«
»Die Lady hat gelacht, als Mama geweint hat.« Grace freute sich so sehr über ihre gute Erinnerung, daß sie vergnügt die Schultern hochzog.
»Connor, ich werde ein paar Takte mit deiner Frau reden müssen. Ihr Mangel an Respekt Jamie gegenüber ist ja empörend.«
»Du wirst ihr keine Angst einjagen, Alec.«
»Die Lady hat gar nicht geweint, Papa.«
»Tatsächlich.«
»Mama hat ihr eine Nadel in den Kopf gepiekt.«
»Wie hat Brenna sich die Wunde zugezogen?« fragte Connor.
»Sie ist die Treppe runtergefallen.«
»Was zum Teufel hat sie auf der Treppe gemacht?«
»Connor, es nützt nichts, wenn du meine Tochter anschreist«, sagte Alec. »Denk daran, daß du hier ein Kind vor dir hast.«
»Ich dachte, du hättest gesagt, wir würden schnell Antworten bekommen.«
»Die Lady Brenna hat Mama gesagt, daß sie den Verstand verloren hat!«
»Sag mir, warum sie auf der Treppe war«, befahl Alec.
»Ich hab’ dich lieb, Papa.«
Es wirkte nicht. Ihr Vater kannte sie zu gut. »Antworte mir, Grace.«
Grace versuchte, sich aus den Armen ihres Vaters zu winden. »Sie mußte mich auffangen.«
Langsam konnte Alec sich die Szene bis ins Detail ausmalen. Connor war im Nachteil, da er Alecs Haus lange vor Graces Geburt verlassen hatte und somit nicht wußte, was für ein Teufelsbraten die Kleine war.
»Ich verstehe trotzdem nicht, wieso Brenna gestürzt ist«, murmelte Connor.
»Grace, erzähl deinem Onkel, wie sie dich gefangen hat.«
Das kleine Mädchen war begeistert: Sie hatte sowohl die Aufmerksamkeit ihres Vaters als auch ihres Onkels. Also stellte sie ihre Füße auf seinen Schoß, richtete sich auf und warf die Arme in die Luft, um den beiden Erwachsenen zu demonstrieren, wie es geschehen war.
Alec hielt seine Tochter fest, damit sie durch den Schwung nicht von seinem Schoß plumpste und drückte sie sanft auf den Tisch zurück.
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