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Und die Großen lässt man laufen

Und die Großen lässt man laufen

Titel: Und die Großen lässt man laufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Per Wahlöö Maj Sjöwall
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sich bäuchlings zu Boden und schoß, verfehlte aber sein Ziel. Gunvald Larsson drückte sich platt an die Wand.
    Broberg bewegte sich auf den hinteren Teil der Eingangshalle zu, weg von dem Polizisten an der Eingangstür. Es gab offenbar eine Hintertür.
    Zachrisson feuerte wieder und schoß von neuem daneben. Der Mann mit der Tasche war nur noch drei Meter von Gunvald Larsson entfernt und zog sich weiter zurück.
    Zachrisson gab noch drei Schüsse in rascher Folge ab und schoß jedesmal daneben.
    Was, um alles in der Welt, lernen die eigentlich an der Polizeischule, dachte Gunvald Larsson verzweifelt.
    Die Querschläger pfiffen zwischen den Steinwänden hin und her. Einer traf den Absatz von Gunvald Larssons rechtem Schuh und zerstörte so ein erstklassiges italienisches Handwerksprodukt für immer und ewig. »Feuer einstellen!« brüllte er.
    Zachrisson schoß noch einmal, aber die Pistole klickte nur. Er hatte vermutlich vergessen, das Magazin zu füllen.
    Gunvald Larsson war mit drei langen Sätzen bei Hampus Broberg, dem er ohne zu zögern und mit aller Kraft in die Schnauze schlug. Er hörte, wie es unter seiner Faust krachte. Der Mann setzte sich sofort auf den Hintern und blieb sitzen.
    Jetzt kam der Portier fluchend und schwer keuchend angelaufen.
    »Was, zum Teufel…«, röchelte er verblüfft.
    Der Pulverdampf lag wie ein hellblauer Nebel in der Halle. Der Korditgestank war durchdringend. Zachrisson stand mit verwirrter Miene auf.
    »Worauf hast du eigentlich gezielt?« fragte Gunvald Larsson wütend.
    »Auf die Beine…«
    »Meine?« Gunvald Larsson hob die Waffe auf, die Broberg aus der Hand gefallen war. Wie er vermutet hatte, war es tatsächlich eine Startpistole.
    Draußen auf der Straße drängte sich eine lärmende Menschenmenge.
    »Sind Sie nicht bei Trost?« sagte der Hausmeister. »Das ist doch Direktor Broberg.«
    »Halten Sie die Klappe«, sagte Gunvald Larsson und zerrte den sitzenden Mann hoch, bis er wieder auf den Beinen stand. »Nimm die Tasch6«, sagte er zu Zachrisson. »Hoffentlich schaffst du das.«
    Er führte den Festgenommenen durch die Tür und hielt ihn mit eisernem Griff am rechten Arm fest. Broberg hielt sich mit der Linken das Kinn. Zwischen seinen Fingern sickerte Blut durch.
    Ohne sich umzusehen, bahnte Gunvald Larsson sich einen Weg durch die plappernde Menschenmenge und ging zu seinem Wagen. Zachrisson latschte mit der Tasche hinterdrein. Gunvald Larsson schob den Gefangenen auf den Rücksitz und setzte sich neben ihn.
    »Findest du auch den Weg zum Polizeihaus?« fragte er Zachrisson. Dieser nickte zerknirscht und zwängte sich hinters Lenkrad.
    »Was geht hier eigentlich vor?« fragte ein äußerlich ehrbarer Bürger in grauem Anzug und Baskenmütze entrüstet.
    »Wir drehen gerade einen Film«, sagte Gunvald Larsson und knallte die Tür zu. »Fahr doch endlich los, Mensch«, sagte er zu Zachrisson, der mit dem Zündschlüssel herumfummelte.
    Schließlich brachte er den Wagen wider Erwarten doch in Gang. Auf dem Weg nach Kungsholmen stellte er eine Frage, die ihm offensichtlich auf der Seele gebrannt hatte: »Sag mal, bist du denn nicht bewaffnet?«
    »Idiot«, sagte Gunvald Larsson müde.
    Er hatte seine Dienstwaffe wie meist bei sich und trug sie mit einer Klammer befestigt am Hosenbund. Hampus Broberg sagte gar nichts.

17
    Hampus Broberg sagte gar nichts, teils, weil er nicht wollte, teils, weil er nicht konnte. Gunvald Larsson hatte ihm nämlich zwei Zähne ausgeschlagen, und außerdem hatte er eine Fraktur des Unterkiefers.
    Um halb zehn Uhr abends standen Gunvald Larsson und Kollberg noch immer über ihn gebeugt und wiederholten ihre sinnlosen Fragen.
    »Wer hat Viktor Palmgren erschossen?«
    »Warum haben Sie versucht, sich aus dem Staub zu machen?«
    »Sie haben den Mörder gedungen, nicht wahr?«
    »Leugnen ist zwecklos!«
    »Es wäre am besten für Sie, gleich mit der Wahrheit herauszurücken.«
    »Na, wer war nun der Schütze?«
    »Warum antworten Sie nicht?«
    »Das Spiel ist verloren. Sie können also ruhig reden.«
    Von Zeit zu Zeit schüttelte Broberg den Kopf, und als vom Mord an Palmgren die Rede war, verzogen sich seine ohnehin schon verzogenen Gesichtszüge zu einer Grimasse, die wohl ein sardonisches Grinsen darstellen sollte.
    Kollberg ahnte, was diese Grimasse bedeutete, aber nicht viel mehr. Einleitend und um der Form zu genügen, hatten sie gefragt, ob er einen Anwalt haben wolle, aber selbst auf diese eher nebenbei gestellte Frage hatte der

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