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Und die Großen lässt man laufen

Und die Großen lässt man laufen

Titel: Und die Großen lässt man laufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Per Wahlöö Maj Sjöwall
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Seiten in einem Buch von Stein Riverton.
    Etwas früher am Abend hatte Kollberg ein etwas ergiebigeres Verhör miterlebt.
    Sobald er und Äsa Torell das Mädchen Helena Hansson in einem kahlen und unfreundlichen Zimmer des Sittlichkeitsdezernats untergebracht hatten, war es völlig zusammengebrochen und hatte ein Geständnis heruntergerasselt, das genauso reichlich aus ihr herausströmte wie ihre Tränen. Sie waren gezwungen gewesen, ein Tonbandgerät einzuschalten, um alles mitzubekommen, was sie zu sagen hatte.
    Ja, sie sei Callgirl. Ja, Hampus Broberg habe ihre Dienste oft in Anspruch genommen. Er habe ihr die Tasche und das Flugticket gegeben. Sie habe nach Zürich fliegen und die Tasche in der Aufbewahrung des Hotels hinterlassen sollen. Broberg habe am nächsten Tag aus Genf kommen wollen um sie abzuholen.
    Man habe ihr 10000 Kronen für ihre Mühe angeboten, wenn alles glatt gehe. Sie habe nicht gewußt, was sich in der Tasche befand.
    Hampus Broberg habe gesagt, daß sie nicht das Risiko eingehen könnten mit derselbe Maschine zu fliegen. Als die Polizei zu ihr gekommen sei' habe sie versucht, Broberg im Hotel Carlton zu erreichen. Er habe dort unter dem Namen Frank gewohnt, aber sie habe ihn nicht erreicht.
    Das Honorar für den Auftrag in Malmö seien nicht 1000, sondern 1500 Kronen gewesen.
    Da sie schon mal beim Gestehen war, nannte sie auch die Telefonnummern des Callgirl-Rings, dem sie angehörte.
    Sie sagte, sie sei eigentlich völlig unschuldig an dem, was passiert sei, und sie wisse überhaupt nicht, worum es gehe.
    Sie sei zwar Prostituierte, aber einmal sei sie da nicht die einzige, und zum anderen habe sie nie einen anderen Beruf gehabt. Über den Mord wisse sie überhaupt nichts. Auf jeden Fall nicht mehr, als sie schon erzählt habe.
    Kollberg neigte dazu, ihr in diesem Punkt wie in allen anderen Glauben zu schenken.

18
    In Malmö fahndete Paulsson.
    An den ersten Tagen, am Sonnabend und am Sonntag, konzentrierte er sich auf das Hotelpersonal. Er wollte den Gesuchten sozusagen einkreisen. Seine Erfahrung hatte ihn gelehrt, daß ein Auftrag sehr viel leichter durchzuführen war, wenn man wußte, wen man zu suchen hatte.
    Er nahm seine Mahlzeiten im Speisesaal des Hotels ein, und in der Zwischenzeit hielt er sich in der Halle auf. Er hatte nämlich sehr bald eingesehen, daß er nur magere Ergebnisse würde vorzeigen können, wenn er weiter im Restaurant hinter einer Zeitung versteckt herumsaß und nur die Ohren spitzte. Die meisten Gäste unterhielten sich in unbegreiflichen fremden Sprachen, und wenn das Personal über die Ereignisse vom letzten Mittwoch sprach, dann jedenfalls nicht in der Nähe seines Tisches.
    Paulsson beschloß, den neugierigen Gast zu spielen, der in der Zeitung von dem schrecklichen Drama gelesen hat. Er winkte den Kellner herbei, einen lässigen jungen Mann mit Koteletten und einer weißen Jacke, die mehrere Nummern zu groß war.
    Paulsson versuchte, ein Gespräch über das Drama in Gang zu bringen» aber der Kellner antwortete einsilbig und uninteressiert, während sein Blick immer wieder durch das offene Fenster schweifte.
    Ob er den Mörder gesehen habe? Jaa.
    Einer von diesen langhaarigen Typen?
    Neeein.
    Wirklich keiner von diesen Langhaarigen, auch nicht schlampig gekleidet?
    Vielleicht einige Zeit nicht mehr beim Friseur gewesen. Nicht so genau hingesehen. Auf jeden Fall hatte er ein Jackett an.
    Der Kellner entschuldigte sich damit, daß er in der Küche gebraucht werde, und entfernte sich. Paulsson dachte nach.
    Für jemanden, der normalerweise mit langen Haaren, Bart, Jeans und weiten Hemden herumlief, war es natürlich die einfachste Sache von der Welt, sich zu verkleiden. Er brauchte sich ja nur die Haare schneiden zu lassen, sich zu rasieren und einen Anzug anzuziehen, wenn er vermeiden wollte, erkannt zu werden. Die Schwierigkeit bei einer solchen Verkleidung bestand.. nur darin, daß es einige Zeit dauern würde, bis der Betreffende wieder in der Lage war, sein altes Erscheinungsbild der Öffentlichkeit vorzuführen. Darum müßte es auch einfach sein, ihn aufzuspüren. Paulsson war mit dieser Schlußfolgerung sehr zufrieden.
    Aber andererseits war zu bedenken, daß viele dieser Linkssozialisten äußerlich wie völlig normale Menschen aussahen. Das hatte er schon oft feststellen können, wenn er zu Demonstrationen in Stockholm abkommandiert worden war, und das hatte ihn schon oft irritiert. Die Typen, die sich blaue Arbeitsanzüge anzogen und Mao-Plaketten

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