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Und die Großen lässt man laufen

Und die Großen lässt man laufen

Titel: Und die Großen lässt man laufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Per Wahlöö Maj Sjöwall
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doch eigentlich umgekehrt sein sollte?«
    »Nein, nein«, sagte Gunvald Larsson. »Ich weiß.« Ein großer Teil der uniformierten Polizeibeamten stand untätig vor irgendwelchen Botschaften und Reisebüros herum und glotzte in die Gegend. Zu gar keinem Nutzen übrigens, denn wenn es irgendwo zu Demonstrationen oder Bombenanschlägen kam, konnten sie überhaupt nichts dagegen ausrichten. Jetzt hatte die Polizeiführung den Männern auch noch verboten, mit dem Gummiknüppel zu jonglieren, und damit war das einzige kleine Vergnügen dahin, das der eintönige Dienst noch geboten hatte. »Nun«, sagte Gunvald Larsson. »Was ist es für einer?«
    »Er heißt Zachrisson. Kommt ursprünglich aus dem Maria-Revier. Tut oft bei Zivilstreifen Dienst.« Gunvald Larsson zog grimmig seine blonden Augenbrauen hoch kenne ihn«, sagte er ohne jede Spur von Begeisterung. »Aha. Nun, das dürfte ja nur von Vorteil…«
    »Paß nur ja auf, daß er keine Uniform trägt«, unterbrach Gunvald Larsson. »Und fünf Minuten vor fünf muß er vor dem Haus stehen.« Er dachte kurz nach und fügte hinzu: »Und wenn ich sage, vor dem Haus, so meine ich damit nicht, daß er mit verschränkten Armen mitten vor dem Eingang stehen soll, als wäre er irgendein Rausschmeißer.«
    »Ich verstehe.«
    »Gut«, sagte Gunvald Larsson und legte auf. Er selbst kam Punkt fünf vor fünf vor dem Haus in der Kungsgatan an und entdeckte sofort Zachrisson, der mit dämlicher Miene in ein Schaufenster mit Damenunterwäsche starrte.
    Gunvald Larsson musterte ihn düster. Der Mann war nur insoweit in Zivil, als er sich einen Blazer angezogen hatte. Im übrigen trug er Uniformhosen, Uniformhemd mit dazugehöriger Dienstkrawatte. Jeder Idiot konnte sehen, daß er Polizeibeamter war, selbst auf hundert Meter Entfernung. Außerdem stand er breitbeinig da, die Hände auf dem Rücken verschränkt, und wippte auf den Fußsohlen hin und her. Das einzige, was noch fehlte, waren Dienstmütze und Gummiknüppel in einer Einkaufstüte.
    Als er Gunvald Larsson entdeckte, zuckte er zusammen, und es sah fast so aus, als wollte er strammstehen. Zachrisson hatte von ihrer früheren Zusammenarbeit her schlechte Erfahrungen.
    »Immer mit der Ruhe jetzt«, sagte Gunvald Larsson. »Was hast du denn da in der rechten Jackentasche?«
    »Die Pistole.«
    »Hast du nicht Verstand genug gehabt, ein Schulterhalfter anzulegen?«
    »Ich konnte keins finden«, sagte Zachrisson lahm.
    »Dann steck doch um Himmels willen den Kracher in den Gürtel.« Der Mann fuhr mit der Hand in die Tasche.
    »Doch nicht hier, um Gottes willen«, sagte Gunvald Larsson. »Geh in den Hauseingang und mach es dort. Diskret.«
    Zachrisson gehorchte. Als er zurückkam, war seine Erscheinung etwas geglückter. Aber nicht viel.
    »Jetzt hör mal gut zu«, sagte Gunvald Larsson. »Ich erwarte, daß bald ein Mann hier auftauchen wird und irgendwann kurz nach fünf im Hauseingang verschwindet. Er sieht etwa so aus.« Er zeigte ein Foto, das er in seiner riesigen rechten Hand verbarg. Es war zwar eine schlechte Aufnahme, aber die einzige, die er hatte auftreiben können. Zachrisson nickte.
    »Er wird das Haus also betreten und es, wenn ich mich nicht irre, nach wenigen Minuten wieder verlassen. Er wird dann vermutlich eine schwarze schweinslederne Reisetasche bei sich haben.«
    »Ist er ein Dieb?«
    »Ja, etwas in der Art. Ich möchte, daß du dich vor dem Haus in der Nähe des Eingangs bereithältst.« Zachrisson nickte wieder.
    »Ich selbst gehe die Treppe hinauf. Es ist möglich, daß ich den Mann oben fasse, es ist aber auch möglich, daß ich es für richtiger halte, es nicht zu tun Ich nehme an, daß er in einem Wagen vorfahren und direkt vor dem Haus parken wird. Er wird es sehr eilig haben und unter Umständen nicht einmal den Motor abstellen. Der Wagen dürfte ein schwarzer Mercedes sein, aber das ist nicht sicher. Sollte es sich so verhalten, daß er allein wieder aus dem Haus kommt und die Reisetasche in der Hand hat und ich nicht zu sehen bin, mußt du ihn um jeden Preis daran hindern, in den Wagen zu steigen und davonzufahren, bevor ich wieder da bin.«
    Der Constable zeigte eine entschlossene und verbissene Miene.
    »Und versuch um Gottes willen, wie ein normaler Mensch auszusehen. Du bist hier nicht vor dem US Trade Center auf Wache.«
    Zachrisson errötete ein wenig und sah leicht verwirrt aus. »Okay«, murmelte er. Und kurz darauf: »Ist er gefährlich?«
    »Möglich«, sagte Gunvald Larsson lässig. Er selbst

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