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Und die Großen lässt man laufen

Und die Großen lässt man laufen

Titel: Und die Großen lässt man laufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Per Wahlöö Maj Sjöwall
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hielt Broberg für etwa so gefährlich wie eine Kellerassel. »Und jetzt tu mir den Gefallen und vergiß nichts von dem, was ich dir gesagt habe«, sagte er. Zachrisson nickte mit mühsam erkämpfter Würde. Gunvald Larsson betrat den Eingang. Die Halle war groß und verlassen. Die meisten Büros schienen bereits geschlossen zu sein.
    Er nahm die Treppe, und gerade als er an der Tür mit den Schildern HAMPUS BROBERG AB und BANKIERFIRMA VIKTOR PALMGREN vorbeikam, wurde diese von außen von einer dunkelhaarigen Frau von etwa fünfunddreißig Jahren verschlossen. Sicher die Sekretärin.
    Ein Blick auf den Chronometer zeigte ihm, daß es Punkt fünf Uhr war. Pünktlichkeit ist eine Tugend.
    Die Frau drückte auf den Fahrstuhlknopf, ohne ihn eines Blickes zu würdigen. Er selbst ging noch eine halbe Treppe höher hinauf, blieb dort stehen und wartete.
    Das Warten wurde ziemlich lang und bemerkenswert ereignislos. In den nächsten fünfzig Minuten wurde der Fahrstuhl dreimal in Bewegung gesetzt, und zweimal gingen irgendwelche Leute die Treppe hinunter, offenbar Menschen, die aus irgendeinem Grund Überstunden gemacht hatten. Wenn Gunvald Larsson sie kommen hörte, ging er bis zum nächsten Stock hoch, um ihnen dort zu begegnen. Waren sie weg, bezog er wieder seinen Posten eine halbe Treppe tiefer. Drei Minuten vor sechs hörte er wieder, wie sich der Fahrstuhl quietschend aufwärts bewegte. Gleichzeitig näherten sich Schritte, diesmal von unten. Der Fahrstuhl hielt an, und ein Mann stieg aus. Er hätte ein Schlüsselbund in der Hand, und nach allem, was Gunvald Larsson wußte, konnte es sich sehr wohl um Hampus Broberg handeln. Trotz der Hitze trug er Hut und Staubmantel. Er schloß die Bürotür auf, ging hinein und machte die Tür hinter sich zu.
    Gleichzeitig kam die Person, die sich auf dem Weg nach oben befand, an der Bürotür vorbei und stapfte weiter die Treppe hinauf.
    Es war ein grobknochiger Mann in Arbeitshose und Flanellhemd. Bei Gunvald Larssons Anblick blieb er abrupt stehen und sagte laut: »Was drücken Sie sich hier herum?«
    »Das geht Sie nichts an«, flüsterte Gunvald Larsson.
    »Und ob mich das was angeht, verdammt noch mal«, sagte der Mann streitlustig. »Ich bin nämlich der Hausmeister.« Er stellte sich mitten auf die Treppe und stützte sich mit einer Hand an der Wand und mit der anderen am Treppengeländer ab, als wollte er Gunvald Larsson den Weg versperren.
    »Ich bin von der Polizei«, flüsterte dieser. Und in genau diesem Augenblick wurde unten die Bürotür geöffnet, und Broberg, oder wer es auch immer sein mochte, kam mit der bewußten Reisetasche heraus.
    »Polizei«, wiederholte der Hausmeister mit donnernder und grober Stimme. »Da müssen Sie mir erst mal Ihren Ausweis zeigen, bevor ich…«
    Der Mann mit der Reisetasche zögerte keine Zehntelsekunde, verzichtete auf den Fahrstuhl und sauste blitzschnell die Treppe hinunter.
    Gunvald Larsson befand sich in einer kniffligen Lage. Für lange Auseinandersetzungen fehlte ihm die Zeit. Wenn er dem Mann im blauen Arbeitsanzug eins verpaßte, würde dieser sicher die Treppe hinunterfallen und sich womöglich den Hals brechen. Nach kurzem Zögern entschied Gunvald Larsson sich dafür, ihn mit der rechten Hand beiseite zu schieben. Das ging an und für sich recht einfach, aber der Mann ließ sich nicht so leicht ins Bockshorn jagen und krallte sich an seinem Jackett fest. Als Gunvald Larsson sich loszureißen versuchte, hörte er, wie der Stoff nachgab und riß. Aufs äußerste gereizt wegen dieses Mißgeschicks mit seiner Kleidung drehte er sich um und versetzte dem Hausmeister einen Schlag aufs Handgelenk. Dieser ließ mit einem Stöhnen los, aber jetzt hatte Broberg schon einen erheblichen Vorsprung.
    Gunvald Larsson stürzte die Treppenstufen hinab. Hinter sich hörte er wilde Flüche und krachende Schritte. Die Situation in der Eingangshalle im Erdgeschoß war vollkommen absurd. Zachrisson war natürlich in den Hauseingang getreten und stand breitbeinig vor der Außentür. Er hatte sein Jackett aufgemacht und fummelte gerade nach der Pistole. »Halt! Polizei!« rief er.
    Broberg blieb wie angewurzelt stehen, ohne die Tasche zu verlieren, die er in der rechten Hand trug. Er steckte die Linke in die Manteltasche und zog eine Schußwaffe heraus, zielte auf die Decke und schoß. Gunvald Larsson hörte keinen Querschläger und war fast sicher, daß es sich um eine Startpistole, ein Spielzeug oder eine Attrappe handelte.
    Zachrisson warf

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